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Halle Halle: Stadt macht den Volkspark heimlich dicht

Von JAN MÖBIUS 03.06.2011, 17:16
Still ruht der Volkspark. (FOTO: MZ)
Still ruht der Volkspark. (FOTO: MZ) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Öffentlich sollte die Angelegenheit offenbar nicht werden. Reichlich eine Woche hat die Stadtverwaltung gezögert, um die Anfrage der MZ zu beantworten. Dann hat das Rathaus schließlich doch die Katze aus dem Sack gelassen: "Das Bauordnungsamt hat den großen Saal im Volkspark geschlossen und die weitere Nutzung untersagt", teilte Ria Steppan vom Presseamt mit. Somit dürfen im Traditionshaus an der Burgstraße in diesem Gebäudeteil keine Veranstaltungen - wie etwa die Werkschau der Modestudenten der Burg Giebichenstein - mehr stattfinden.

Die Stadtverwaltung begründet den drastischen Schritt mit Sicherheitslücken beim Brandschutz. "An den Treppenaufgängen fehlen rauch- und feuerfeste Türen", sagt Steppan. Diese seien für öffentliche Gebäude zwingend vorgeschrieben. Bei einem Brand könne die Sicherheit der Besucher im Volkspark nicht gewährleistet werden. Das Feuer würde sich nahezu ungehindert ausbreiten. Neu ist diese Erkenntnis aber offenbar nicht. "Wir arbeiten seit mehr als einem halben Jahr mit dem Betreiber, also dem Volkspark-Verein, an einem Brandschutzkonzept. Es geht darum, den finanziellen Aufwand möglichst gering zu halten", so Steppan. Doch die Mängel bestehen seit Jahren. Warum ausgerechnet jetzt gesperrt wird - dazu schweigt man im Rathaus. Auch der Betreiberverein, der zugleich Eigentümer ist, will die Brandschutzprobleme offenbar nicht an die große Glocke hängen. Der Vorsitzende Wolfgang Stockert, zugleich Kanzler der Kunsthochschule, war trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu Auskünften bereit.

Wohl aber von Alexander Polzin. Der Gastronom betreibt nicht nur den Volkspark-Biergarten. Er organisiert auch Veranstaltungen im Gebäude. Polzin spürt deshalb die Sperrung des 500 Quadratmeter großen Saals, in den bis zu 600 Besucher passen, mit voller Wucht. "Wir mussten jetzt Veranstaltungen bis in den Herbst hinein absagen. Andere haben wir notgedrungen in eine Turnhalle verlegt, damit sie nicht ins Wasser fallen", sagt Polzin. Aber das sei alles andere als optimal. "Etliche Gäste sind schon richtig sauer."

Beliebte Veranstaltungen im Volkspark sind etwa Polzins 80er-Jahre-Partys. "Ich habe keine Ahnung, wann diese wieder stattfinden können. Momentan herrscht Ruhe im Volkspark. Wir planen auch vorerst nichts mehr." Sauer ist Polzin wegen der Schließung und der damit verbundenen wirtschaftlichen Einbußen vor allem auf die Stadtverwaltung. "Ich habe einen Haufen Geld für die Konzession an das Rathaus bezahlt. Jetzt kommt ein anderes Amt und macht die Hütte dicht." Dabei sollten offenbar im August ohnehin Modernisierungsarbeiten beginnen - jedoch bei laufendem Betrieb. "Da sollten auch Brandschutzfragen geklärt werden", so Polzin. Warum nun stattdessen gesperrt wird, dazu gibt es keine Erklärungen der Verwaltung. "Da verliert man die Lust, sich zu engagieren", so der Gastronom.