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Halle Halle: Spektakuläre Technik lockt Experten an die Saale

Von INES KRAUSE 25.02.2010, 20:01

HALLE/MZ. - Etwa 30 verschiedene Massenspektrometer werden derzeit an diversen wissenschaftlichen Einrichtungen in Halle genutzt. Es gibt große Forschergruppen, die sich der Methode bedienen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Jahrestagung der Gesellschaft für Massenspektrometrie in diesem Jahr in der Saalestadt stattfindet. "Dieses wissenschaftliche Großereignis wird nur an Standorte vergeben, die große Kompetenzen auf dem Gebiet der vielseitigen Untersuchungsmethode besitzen", erklärt Prof. Andrea Sinz. Die Pharmazeutin organisiert die Veranstaltung gemeinsam mit dem Chemiker Dr. Jürgen Schmidt vom Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) auf dem Weinberg-Campus. Beide gelten als Experten für die Massenspektrometrie, Schmidt im Bereich der Pflanzen-, Sinz in der Humanforschung.

"Bis jetzt haben wir schon mehr als 350 Anmeldungen", sagt Sinz. Die Fachleute werden aus ganz Deutschland, Österreich aber auch aus den USA, den Niederlanden, der Schweiz oder Dänemark erwartet. "Die große Resonanz ist für uns auch eine Bestätigung dafür, dass der Wissenschaftsstandort Halle überregional wahrgenommen wird", sagt die Wissenschaftlerin, die seit drei Jahren am Institut für Pharmazie lehrt. Dort steht im übrigen auch der "Mercedes der Massenspektrometer", wie Sinz das nennt. Ein Gerät namens "Orbitrap", das winzige Stoffmengen unvorstellbar genau bestimmen kann. Es kostet eine Dreiviertelmillionen Euro, weshalb auch nur ausgewählte Standorte über ein solches Gerät verfügen. Ein Vergleich: Würde man ein Stück Würfelzucker im Bodensee auflösen, könnte dieses Gerät noch Spuren davon in Wasserproben nachweisen.

Sowohl am IPB als auch am Institut für Pharmazie laufen derzeit mehrere Projekte, bei denen die Massenspektrometrie zum Einsatz kommt. Ein Beispiel ist eine Kooperation zwischen der Uni und dem Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. In diesem Rahmen will man versuchen, Vorgänge im Gehirn besser zu verstehen. Hintergrund ist eine Entdeckung aus dem Jahr 2002. Damals stellten Forscher in Göttingen fest, dass ein bestimmtes Protein in den Synapsen des Gehirns die Übertragung von Reizen auslöst, indem es Wechselwirkungen mit einem zweiten Protein eingeht. "Wir untersuchen nun die Wechselwirkung dieser beiden Eiweiße", erklärt Sinz.

Was zunächst wie Grundlagenforschung aussieht, hat einen praktischen Ansatz: Bei bestimmten Erkrankungen, wie etwa der Alzheimer-Krankheit, ist die Übertragung von Botenstoffen über die Synapsen gestört. Diese wiederum wird stark von Proteinen beeinflusst. "Wer rausfinden will, wie die Krankheit entsteht, muss diese Mechanismen verstehen", sagt Sinz. Zentrale Methode der Arbeiten ist die Massenspektrometrie, denn mit ihrer Hilfe lassen sich die Massen der Proteine im Gehirn hochgenau bestimmen.

Die Gäste der Jahrestagung können sich in Halle übrigens nicht nur fachlich austauschen. Auch ein Kuriosum wartet auf sie: Im IPB, wo die Anwendung der Massenspektrometrie eine lange Tradition hat, steht noch heute ein historisches Gerät, das Manfred von Ardenne entwickelt hat, und das 1969 im Vorgänger-Institut des IPB installiert worden ist. Es steht heute als Ausstellungsstück im Foyer und erinnert dort an die Anfänge dieser revolutionären Technik.