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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Vom Boot ins Bett

Von JAN MÖBIUS 19.08.2011, 20:13

SALZMÜNDE/MZ. - Die Saale entwickelt sich zu einem echten Geheimtipp für Touristen. Immer mehr Wasserwanderer und Hobbykapitäne entdecken den Fluss für sich. Einer von denen, die diese Entwicklung seit langem verfolgen, ist Christian Stenzel. Seit zehn Jahren betreibt er in Salzmünde einen Yachthafen.

"Die Zahl der Boote auf der Saale und die Nachfrage nach Liegeplätzen steigt stetig. In den letzten drei bis vier Jahren mussten wir regelmäßig den Anlegesteg erweitern", sagt der 30-Jährige. Fast 200 000 Euro hat er bereits in die hochwassersichere Anlage am Saale-Ufer investiert. Bereits mit 20 Jahren hat sich der gelernte Tischler selbstständig gemacht. Schritt für Schritt hat Christian Stenzel seitdem sein Unternehmen aufgebaut und erweitert. Denn nicht nur mit dem Yachthafen, der direkt an der Straße nach Wettin liegt, will er die Bootsbesitzer anlocken. "Wir bieten auch gleich Reparaturen an."

In der Werkstatt, die sich keine fünf Minuten entfernt im Ort befindet, kann Christian Stenzel praktisch alles in Ordnung bringen, was bei den Bootstouren kaputt gegangen ist. Sein Beruf als Tischler kommt ihm dabei natürlich vor allem bei den Reparaturen der hölzernen Schiffseinbauten zugute. "Und für die Motoren habe ich etliche Weiterbildungen und Lehrgänge besucht", erzählt der junge Mann. Selbst im Winter halten ihn die Boote seiner Dauergäste auf Trab. "Nachdem wir die Boote aus dem Wasser geholt haben, kommen sie in unsere große Halle. Dort werden sie bei Bedarf komplett gewartet und für die nächste Saison fit gemacht."

Auch wenn sich der Wassertourismus auf der Saale in den vergangenen Jahren gut entwickelt hat, blickt Christian Stenzel mit Sorge in die Zukunft. "Wir haben so viele Nachfragen, dass wir eigentlich den Anleger schon wieder erweitern müssten. Aber das ist ein Risiko", sagt er. Denn weil die Saale zum Restwasserfluss herabgestuft und somit ihrem natürlichen Lauf überlassen werden soll, könnte es auf lange Sicht mit den Wasserwanderern vorbei sein. "In der aktuellen Debatte geht es immerhin auch um die Schließung der wichtigen Schleusen. Dann kommt niemand mehr bis zu uns. Die Bundesregierung denkt nur an die Handelsschifffahrt, aber nicht an den Wassertourismus und an das, was damit zusammenhängt", kritisiert der Yachthafen-Chef die Pläne.

Obwohl sie ebenfalls von den Hobbykapitänen profitieren, sind Eva und Holger Nultsch etwas optimistischer. Gleich neben dem Salzmünder Hafen betreiben sie seit dem vergangenen Jahr die kleine Pension "Altes Fährhaus". Vor allem die vielen Radwanderer, die entlang der Saale unterwegs sind, steigen dort ab. "Aber eben auch die Leute, die mit dem Boot in Salzmünde festmachen", sagt Holger Nultsch. Die Zusammenarbeit mit dem Yachthafen sei prima.

"Wir sind gerade dabei, unseren Hof umzubauen. Dort soll unter anderem ein kleiner Konferenzraum für 40 Personen entstehen, mit Panoramafenster zu Saale." Neben dem Konferenzraum soll dort deshalb auch noch ein kleines Café eingerichtet werden. "Aber eine richtige Gaststätte wollen wir nicht daraus machen. Dafür gibt es in der unmittelbaren Nachbarschaft zwei Restaurants", sagt Holger Nultsch.

Alles in allem hat sich in Salzmünde rund um den Yachthafen ein Ensemble entwickelt, das inzwischen schon das Flair einer Marina hat. Und wenn wirklich mal etwas auf der Saale schiefgeht - in Blickweite hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft ihren Stützpunkt.