Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Versteck im Kapellenberg
LANDSBERG/MZ. - Unscheinbar ist der Eingang in den Kapellenberg. Hinter einer schweren Stahltür beginnt ein langer schmaler Gang. Wer soweit kommt, passiert einen kleinen Raum - die Sicherheitsschleuse. Erst danach zweigt eine Vielzahl von Kammern und ein Befehlsstand ab. Die Belüftung erfolgt über Öffnungen, die unscheinbar in die Felswand eingelassen sind. Notstromaggregat und Telefonanlage sind nicht mehr vorhanden.
Mit dem Mauerfall endet die militärische Nutzung. Nach der Hitler-Wehrmacht und der DDR-Volkspolizei ist jetzt die Stadt Landsberg der Eigentümer. Die zivile Nutzung ist auf den ersten Blick unspektakulär. Inge Fricke vom Museum Landsberg macht kein besonderes Aufheben davon. "Teile des Stadtarchivs befinden sich dort." Die meisten Unterlagen seien noch nicht aufgearbeitet. Ihr Kollege Günter George spricht von zwei Seiten einer Medaille: Einerseits seien die Papiere natürlich ein Riesenschatz. Andererseits koste es unvorstellbar viel Aufwand, um alles zu sichten und zu sortieren. Im Moment ist alles voll gestellt. "Wir können das Objekt noch nicht öffnen, weil Besucher praktisch kaum Platz haben."
Vom Bunker einmal abgesehen, bietet der Kapellenberg auch sonst viel Überraschendes. Ihre Entdeckung setzt lediglich einen Abstecher ins Stadtmuseum voraus. Dort ist jetzt eine Ausstellung mit historischen Stadtansichten zu sehen. Wer die Fotos genauer ansieht, merkt unter anderem bald: Der Kapellenberg war früher ungleich wuchtiger. Mehr als die Hälfte ist verschwunden - das Ergebnis eines langjährigen Steinabbaus. Das unverwüstliche Material steckt noch heute im Untergrund der B 100, die es seit dem 19. Jahrhundert gibt - damals als Preußische Staatsstraße.
Im Laufe der Zeit ist am Kapellenberg sogar eine Felsenwanne entstanden. Dort befindet sich seit den 1930er Jahren das Felsenbad. Und auch die Felsenbühne, auf der Anfang Juli die Stadt ihre 1050-Jahr-Feier abhalten will, ist eine Folge des Steinbruchs.
Bürgermeister Olaf Heinrich (CDU) nennt den Kapellenberg einen Glücksumstand. Denn diese Erhebung hebe im wahrsten Sinne des Wortes den Standort aus dem platten Land hervor. Nur aus diesem Grund habe es dort einst eine Burg gegeben. An jene Zeiten erinnert noch die Doppelkapelle auf der höchsten Stelle des Berges. Das historische sakrale Gebäude der Wettiner Fürsten schmückt auch das Logo des Stadtfestes. Sinnigerweise steht es unter dem Motto: "Felsenfest in die Zukunft."
Auf die Festigkeit des Gesteins setzen heute aber vor allem die Bergsteiger. Ihnen dient der Kapellenberg - speziell an der Nordseite - als Klettergarten. Bisher existieren elf gut abgesicherte Wege in die Höhe - mit teils beträchtlichem Schwierigkeitsgrad.