1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle/Saalekreis: Halle/Saalekreis: Drückerkolonnen rücken an

Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Drückerkolonnen rücken an

Von HEIDI POHLE 28.11.2011, 20:39
Drückerkolonnen sind in Halle unterwegs. (FOTO: BAUMBACH)
Drückerkolonnen sind in Halle unterwegs. (FOTO: BAUMBACH) Http://dcrc.de

Halle (Saale)/MZ. - Das geschah vor einigen Wochen auf dem Markt. Seine Schwester Tina (22), eine Studentin, wurde ebenfalls angesprochen, von ihr wollte man etwas zum Leseverhalten wissen. Auch sie dachte sich nichts dabei, als sie ihre Adresse angab.

"Und nun haben wir gleich zwei Fernsehzeitschriften als Abonnement am Hals", schildert Norbert Zamzow. Der Vater von Erik und Tina versucht jetzt, die nicht gewollten und bestellten Zeitschriften wieder loszuwerden. Denn die flatterten der Familie, die in Esperstedt bei Querfurt (Saalekreis) wohnt, statt der avisierten Fragebögen dieser Tage ins Haus. "Da waren Drückerkolonnen am Werk, die nur eines im Sinn hatten - den Leuten möglichst viele Abonnements anzudrehen." Der 50-Jährige, der im Cinemaxx-Kino Halle arbeitet, ist empört ob dieser dreisten Masche.

"Das sind keine Einzelfälle", erklärt Simone Meisel. Die Juristin der Verbraucherzentrale Halle hat schon dutzendfach mit solchen Machenschaften zu tun gehabt. Wie sie sagt, seien Drückerkolonnen wieder verstärkt unterwegs, nachdem es im Vorjahr per Gesetz verboten wurde, solche Geschäfte am Telefon abzuschließen. Vor allem auf belebten Straßen und Plätzen in größeren Städten wie Halle sprechen die Werber gezielt sehr junge sowie ältere Leute an, um sie in die Falle zu locken. Die einen seien noch unerfahren, die anderen zu vertrauensselig. Die unterschiedlichen Geschichten, die die Drücker durchaus glaubhaft erzählten, dienten nur einem Zweck - an die Adressen der Leute und an ihre Unterschrift zu gelangen. Die Daten werden an einen Vertrieb weitergegeben, der die Zeitschriften dann verschickt.

Gibt es eine Chance, aus der Situation herauszukommen? Für die Geprellten wie Familie Zamzow hat Meisel eine gute Nachricht: Meist gelingt es, die Abos wieder loszuwerden. Sie rät, einen Widerspruch schriftlich zu formulieren. Aus ihm müsse hervorgehen, dass man zu keiner Zeit ein Abo abgeschlossen habe und unter einem Vorwand in die Falle gelockt wurde. "Dem Einschreiben, das auf der Post abgegeben wird, sollte gleich noch der Widerruf für das angebliche Abo beigelegt werden." Damit werde die Unterschrift quasi wieder zurückgezogen. Die Frist für den Widerruf sei nicht verstrichen. "Sie beginnt immer erst dann, wenn man eine Widerrufsbelehrung erhält." Das sei in keinem der ihr bekannten Fälle erfolgt. Bezahlen sollte man nichts, auch wenn die Forderung noch so forsch formuliert sei. Wer Hilfe benötige, könne sich an die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale (Oleariusstr. 7a) wenden.

Geöffnet montags 10 bis 13 Uhr, dienstags u. donnerstags 10-13 und 14-18 Uhr. Anmeldungen unter Telefon 0345 / 2 98 03 11 .