1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Letzte Ruhe für Schnuffel und Co.: Halle (Saale): Halles Tierfriedhof braucht mehr Platz

Letzte Ruhe für Schnuffel und Co. Halle (Saale): Halles Tierfriedhof braucht mehr Platz

Von Julia Rau 14.07.2017, 08:00
Margrit Körner kümmert sich auf dem Tierfriedhof um die Beisetzung, die Grabpflege und die Holztafeln.
Margrit Körner kümmert sich auf dem Tierfriedhof um die Beisetzung, die Grabpflege und die Holztafeln. Holger John

Halle (Saale) - Die Schlingpflanzen müssen gestutzt werden und das Unkraut wuchert bei dem Wetter sowieso wie im Treibhaus. Margrit Körner kniet auf dem Boden und rupft Ordnung ins Durcheinander. 90 Zentimeter unter dem kleinen Beet und den flinken Händen der 61-Jährigen liegt Tina begraben. In den Reihen daneben ruhen Fussel, Senta und Dr. Gismo. Sie alle haben von ihren Besitzern auf dem einzigen Tierfriedhof weit und breit eine kleine Ruhestätte bekommen – 70 breit, 60 lang, 90 tief.

Tierfriedhof in Halle (Saale): Die wenigsten Tiere sterben zuhause im Körbchen

Nach ihrem Ableben wurden sie behutsam in einer Decke oder einem Holzsarg vom Tierarzt nach Mötzlich gebracht, wo Margrit Körner schon am Eingang auf sie wartete. Die wenigsten Tiere sterben zuhause im Körbchen, oft würden sie im hohen Alter und nach schweren Erkrankungen eingeschläfert. Fast alle kommen deshalb direkt vom Tierarzt her.

Die Beisetzung übernimmt ebenfalls die gelernte Kindergärtnerin. Mehrere Gräber schaufeln die Mitarbeiter des Paritätischen, zu dessen Tierpark der Friedhof gehört, schon vor.

Tierfriedhof in Halle (Saale): Tierbestattungen - was ist erlaubt, was nicht?

Die Trauernden dürfen bei der Bestattung noch kleine Beigaben mit in das Erdloch tun, das Lieblingsspielzeug oder die Kuscheldecke. Musik gibt es bei der Beisetzung nicht, sollte es mal, aber dann entschied man sich dagegen. „Ich halte keine große Rede, die Leuten fangen meist von allein an, etwas über das verstorbene Tier zu sagen und so entwickeln sich dann Gespräche“, erzählt sie.

Und nach ein paar Geschichten davon, wie treu der Hund war oder wie die Katze immer gemerkt hat, wenn mit ihrer Familie etwas nicht stimmte, da gehe es den Leuten etwas besser. Etwa einmal pro Woche kommt ein neues Tier hinzu. Erlaubt ist alles von Kaninchen oder Goldfisch bis zum Bernhardiner, in den meisten Gräbern liegen Hunde oder Katzen.

Tierfriedhof in Halle (Saale): Die Nachfrage nach Tiergräbern ist seit Jahren hoch

Angefangen hat der Friedhof in den 90er Jahren mit etwa 150 Plätzen. Weil die nicht mehr ausreichten, musste er 2008 um zirka 80 Grabstellen erweitert werden. „Die Nachfrage ist nach wie vor hoch, oft empfehlen uns die Leute, die selbst ein Grab hier haben, weiter.“

Gerade reiche der Platz aus, weil so viele Gräber frei werden, wie gebraucht werden. Mehr Ruhestätten könnten nicht geschaffen werden, weil kein Platz dafür ist. Drumherum sind ein Naturschutzgebiet und der Tierpark.

Die Besitzer der beigesetzten Tiere bekommen ein Grab ab 110 Euro für drei Jahre, Verlängerungen sind für 35 Euro möglich. Mehr als die Hälfte mache das auch, aber irgendwann, „meistens so nach acht Jahren“, da seien sie über den Verlust hinweg und verzichten auf den Trauerort.

Tierfriedhof in Halle (Saale): Eine Sache unterscheidet sich von anderen Friedhöfen

Bis es soweit ist, ist die 61-Jährige dafür zuständig, dass der Friedhof und die Gräber, bei denen sie die Grabpflege übernimmt, immer anständig aussehen. „Das ist im Prinzip dieselbe Arbeit wie auf einem Menschenfriedhof, im Frühjahr alles herrichten, im Sommer pflegen und dann winterfest machen“, so die gelernte Kindergärtnerin. Die Angehörigen richten ihre Gräber jahreszeitlich her, am Totensonntag wird ausladend geschmückt und zu Weihnachten stehe oft eine ganze Familie am Grab.

Eine Sache ist auf anderen Friedhöfen allerdings eher unüblich: Es gibt keine Grabsteine und keine Kreuze, große Symbole sind unerwünscht. Jedes Grab hat stattdessen Kerzen und eine Gedenktafel aus Holz. „Unvergessen“ und „Danke für eine schöne Zeit“ steht darauf.

Margrit Körner bemalt und lackiert die Tafeln selbst. Sie ist Gärtnerin, Ansprechpartnerin und Bestatterin in einer Person. „Man kennt sich und hält einen Schwatz, die Leute sind auch sehr dankbar, dass es so einen Ort gibt“, erzählt Körner. Ihr mache die Arbeit trotz der vielen Trauermomente deshalb Spaß, „ich habe das Gefühl, ich kann für die Menschen und die Tiere hier etwas Gutes tun.“ (mz)