Halle Halle: Rechtsstreit um Osttangente?
Halle (Saale)/MZ. - Der Streit um den vierten und letzten Bauabschnitt der Umgehungsstraße "Osttangente" in Halle spitzt sich zu. Die im Oktober gegründete Bürgerinitiative (BI), die für die Anwohner der Trasse ein Maximum an Lärmschutz erreichen will, schließt eine Klage gegen die Stadt für den Fall nicht aus, dass sich beide Seiten nicht auf einen Kompromiss zum Verlauf des Abschnitts einigen können. Das kündigte der Vizechef der BI, Wolfgang Prill, am Mittwoch an.
Disput um Varianten
Der Abschnitt der Osttangente soll die Delitzscher Straße mit der B 100 verbinden und 2013 fertig gestellt werden. Die Verwaltung will die Trasse am liebsten mit vier Brücken über kreuzende Straßen (unter anderem die Berliner Straße) und Gleisanlagen führen. Die BI fordert dagegen eine Unterführung, um den Verkehrslärm zu minimieren. Noch im Sommer hatte Baudezernent Thomas Pohlack signalisiert, mit einer von Anwohnern vorgeschlagenen Kompromiss-Variante leben zu können: Danach wäre die Osttangente zumindest unter der Berliner Straße und einem nahen Gleis hindurchgeführt worden. Doch wie Tiefbauamtsleiter Martin Heinz am Mittwoch der MZ sagte, favorisiere man vor allem aus Kostengründen wieder das Brücken-Konzept. Eine Unterführung - ob große oder kleine Ausführung - würde jeweils mehrere Millionen Euro mehr kosten.
"Wir sind nicht gegen die Osttangente, es muss aber unbedingt eine Unterführung gebaut werden", sagte Prill. Die BI pocht auf Einhaltung eines Ratsbeschlusses von 1993, der für die Osttangente Unterführungen vorgesehen habe. "Die Verwaltung ignoriert diesen Beschluss." Mittwochabend wollten Prill & Co. auf einem Bürgerforum mit der Rathausspitze ihren Protest gegen die Pläne kundtun. So werfen sie der Verwaltung vor, teils mit falschen Daten zu argumentieren. Doch das Forum wurde wetterbedingt abgesagt. Heinz zufolge soll der Stadtrat im Januar über den Verlauf des vierten Abschnitts entscheiden. Wie er sagt, sei die Kompromiss-Variante nicht umsetzbar, weil diese kurze Unterführung zu steile Zu- und Abfahrten erforderlich machte. Bei der Realisierung des Brücken-Konzepts solle als Entgegenkommen für die Anwohner der Lärmschutz durch höhere Wälle und durch verglaste Brückengeländer verstärkt werden.
Die Osttangente ist zwischen der Merseburger Straße (B 91) im Süden und der Delitzscher Straße bereits fertig gestellt. Insgesamt soll die Umgehung acht Kilometer lang werden und 93 Millionen Euro kosten. Das Meiste sind Fördermittel. "Wir verhandeln auf politischer Ebene, ob nicht mehr Fördermittel möglich sind, um doch eine Unterführung bauen zu können", sagte Heinz. Das Ergebnis sei aber offen.