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Halle Halle: Mit wenig Geld zur eigenen Wohnung

Von HEIDI POHLE 24.08.2011, 18:28

Halle (Saale)/MZ. - An Wohnungen herrscht in Halle kein Mangel, aber vielleicht an der richtigen, genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Bleibe, die zudem noch unschlagbar kostengünstig ist. Wer so etwas sucht, für den könnte die vor rund acht Wochen in Halle gegründete Selbstbau-Agentur den Weg in die eigenen vier Wände nach Maß ebnen. Dirk Herold, der das ehrenamtliche Unternehmen in Kooperation mit dem Stadtumbau-Projekt "Räume öffnen" ins Leben rief und den Hut dafür aufhat, bringt für leer stehende, unsanierte Häuser eine Gruppe von möglichst Gleichgesinnten zusammen und begleitet die Baugemeinschaft bis zum Einzug.

Vorbilder hat Herold in Berlin, Weimar und vor allem in Leipzig gefunden. In der Nachbarstadt läuft diese Agentur unter dem Namen "Selbstnutzer" bereits seit etwa zehn Jahren; auch die Berliner machen damit schon seit langer Zeit gute Erfahrungen. "In beiden Städten funktioniert das so gut, dass Hunderte auf diese Art und Weise Wohnraum gefunden haben", erklärt der 40-Jährige.

Doch wie funktioniert nun das soziale Wohnen für wenig Geld? Mehrere Familien suchen sich ein leer stehendes Haus und kaufen es zum Beispiel als Wohnungsbau-Genossenschaft, als Verein oder als Gesellschaft bürgerlichen Rechts dem Besitzer ab. Gemeinsam finanzieren sie größere Arbeiten wie an Dach und Fassade. Ganz individuell richtet sich dann jede Familie die eigenen vier Wände selbst her. "Und bestimmt dabei das Tempo und die Ausstattung", so Herold. Während die einen Parkett und Fußbodenheizung bevorzugen, geben sich die anderen mit einem schlichteren Standard zufrieden. Wer handwerklich versiert ist, spare zusätzlich Geld. Man könne eine Wohnung auch ausbauen, um sie dann zu vermieten.

Interessant sei das Modell gerade für Leute mit kleinem Geldbeutel und ohne festes Einkommen, für Freiberufler also beispielsweise, denen Banken sowieso nicht gerne Kredite geben. "Eine Gruppe erhält da schon eher eine Finanzierung", sagt Herold. Er kennt eine Menge Leute, die an solch einer Baugemeinschaft Interesse hätten, aber bislang nicht wussten, wie sie es anpacken sollen.

Dass es mehr als genug Bedarf gibt, weiß auch Gernot Lindemann, der als Eigentümer-Moderator in Glaucha mit der Agentur "Die Urbanskis" Dutzende Häuser vor dem Verfall gerettet hat, indem Eigentümer und Investoren zusammengebracht wurden. Nachdem es in Glaucha gut läuft, ist nun das Mediziner-Viertel an der Reihe, wo auch über die Selbstbau-Agentur der Weg zu preiswertem Wohnraum geebnet werden soll. Die Gegend zwischen Volkmann- und Magdeburger Straße sei gerade dabei, sich zu wandeln - vom grauen, unsanierten Viertel zu einer gefragten Wohngegend, wie Dirk Herold sagt.

Dirk Herold ist als freiberuflicher Bauingenieur mit Leib und Seele Denkmalschützer. Um jedes Gebäude, das leer stehe und verfalle, tue es ihm leid, über jedes sanierte freue er sich. Daraus resultiere sein Engagement, zumal all jene Leute, die Geld und eigene Kraft in Wohnraum investieren, also Häuser sanieren und Viertel beleben, nicht so schnell aus der Stadt wegziehen - gewichtige Argumente für das Projekt.

Wer Interesse an der Selbstbau-Agentur hat - jeden ersten Dienstag im Monat gibt es um 19 Uhr ein Treffen im ehemaligen Ladengeschäft Am Steintor 9.