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Halle Lions verlieren in Wasserburg Halle Lions verlieren in Wasserburg: Zufrieden trotz 66:106

Von Christoph Karpe 13.03.2016, 21:50
Kristen McCarthy (l.) und Kaneisha Horn können Wasserburgs Nayo Raincock-Ekunwe nicht am Korbwurf hindern.
Kristen McCarthy (l.) und Kaneisha Horn können Wasserburgs Nayo Raincock-Ekunwe nicht am Korbwurf hindern. Andreas Brei

Wasserburg/Halle (Saale) - Schlafen konnte René Spandauw am Sonntagmorgen nicht. Also hockte er sich nach der schier endlosen Tour aus dem bayerischen Wasserburg daheim mit einem frisch gebrühten Tee auf die Couch, schaltete den Computer an und schaute via Livestream - was wohl? - Basketball! „Ich kann nach einer so langen Busfahrt sowieso nicht sofort einschlafen. Außerdem bin ich einfach süchtig nach diesem Sport“, sagte der Trainer der SV Halle Lions, als er mittags nach etwa fünf Stunden Schlaf beim Frühstück saß. „Und um diese frühe Zeit laufen auch geile Spiele im US-College-Basketball.“

Spandauw wirkte durchaus gut gelaunt. Was verwunderte. Eigentlich hätte er doch nach dem letzten Punktspiel der Bundesliga-Hauptrunde tief getroffen sein müssen. Eklatant hoch, mit 66:106, hatten seine Lions das Duell beim Meister TSV Wasserburg verloren. Die höchste Saison-Niederlage erinnerte in ihrem Ausmaß an jenes 70:106 im Heimspiel am elften Spieltag gegen eben jenen Gegner. Damals hatte sich Spandauw noch mächtig über die dreistellige Punktzahl der Wasserburgerinnen geärgert, weil er erstmals in seiner langen Karriere als Coach in der Damen-Bundesliga so hoch gedemütigt worden war.

Die zweite Klatsche dieser Art steckte er dagegen nicht nur gelassen weg, sondern überraschte sogar mit Lob für seine Mannschaft. „Ich bin diesmal überhaupt nicht verärgert“, setzte er also bei seinem Fazit der 40 Minuten an und begründete dies auch. „Ein Sieg wäre sowieso beinahe illusorisch gewesen. Es ging darum, einige Sachen im Spiel zu probieren, andere Akzente zu setzen. Und das ist gelungen.“

Geheimnis um Details

An diesem Punkt stockte seine Auskunftsfreudigkeit plötzlich. Jene arg pauschale Aussage „andere Akzente“ mochte er nämlich partout nicht näher erklären. Mit einem sogar akzeptablen Grund: „Ich sage das deshalb nicht, weil sonst Herne erfährt, was wir in unserem Spiel verändert haben“, sagte er.

Herne, dem Tabellendritten, möchte Spandauw gewiss keine Spionage-Vorlage vor den anstehenden Viertelfinal-Playoff-Spielen beider Mannschaften gegeneinander geben. Schließlich plant Spandauw einen Coup ausgerechnet gegen jenes Team, das in der Vorwoche in Halle seine Klasse gezeigt und mit 75:61 bei den Lions gesiegt hatte. „Ich bin absolut davon überzeigt, dass wir Herne schlagen können“, sagte er also im Hinblick auf das erste von maximal drei Spielen am Ostersonntag in Herne. Dann schob der Niederländer etwas defensiver nach: „Ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir uns ebenso selber schlagen können.“

Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, fand aber ihre Bestätigung auch in Wasserburg. Bei der Übermannschaft der Liga, die alle 22 Hauptrunden-Spiele gewonnen und dabei 1 971 Punkte, also 89,6 im Schnitt erzielt hat, führten die Lions mit dem 500. Saisonzähler von Sasha Tarasava sogar 21:20 und hielten nach dem ersten Viertel ein 25:25. Doch danach drehte Wasserburg zwei Viertel lang auf. 50:34 zur Halbzeit, 86:49 stand es vor den finalen zehn Minuten.

„Wir haben phasenweise extrem gut gespielt. Doch dann gibt es immer wieder Phasen, in denen einfach die Konzentration fehlt. Da könnte ich mir die Haare rausreißen“, meinte der Glatzkopf. Beispielhaft schilderte der Niederländer eine Szene aus dem dritten Viertel: „Wir waren auf acht Punkte ran, verschlafen dann aber den Rebound nach einem verworfenen Freiwurf der Wasserburger, die holen sich den Ball und punkten.“

Widrigkeiten im Vorfeld

Zugleich musste er gestehen: „Im Vergleich zu Wasserburg fehlt uns einfach Qualität im Kader.“ Hinzu kamen Widrigkeiten im Vorfeld: Wegen des Chemiepokal-Boxturniers und der dadurch für die Ballsportler gesperrten Erdgas Sportarena war Training fast unmöglich. Alina Hartmann plagte sich mit einer schmerzhaften Rückenprellung samt üblem Bluterguss. „Erst eine Minute vor Spielbeginn haben wir entschieden, dass sie mitspielt. Hauptsächlich, weil sie es wollte. Hut ab, sie hat sich bravourös durchgekämpft“, so der Trainer.

Dazu lag Chantelle Pressley die ganze Woche mit einer Erkältung flach. Bei Inken Henningsen brach der Virus auf der Hinfahrt im Bus durch. „Ich will ja nicht jammern, aber all das ist natürlich nicht optimal“, sagte René Spandauw. Und eingedenk all dieser Umstände erklärt sich auch seine durchaus positive Grundstimmung nach der Pleite beim amtierenden und wohl auch neuen Meister. Denn er weiß: Das Potenzial für viel mehr ist da. Eventuell auch so viel für eine Überraschung gegen Herne. (mz)