Halle Halle: Im Mekka der Medaillenkunst
Halle (Saale)/MZ. - Über tausend Medaillen sind in dieser Zeit im Umfeld der Kunsthochschule entstanden. "Das dürfte weltweit einzigartig sein - zumindest für eine Stadt ohne eigene Münzstätte", sagt Ulf Dräger, der Kustos des Landesmünzkabinetts. Diese in der Moritzburg untergebrachte Schatzkammer feiert diese Woche ihr 60-jähriges Bestehen - mit einem Numismatikertag.
Das Münzkabinett hat - zumindest in den letzten Jahren - eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass Halle praktisch weltweit zum Mekka der Medaillenkunst aufsteigen konnte, und diesen Platz behauptet. Denn zahlreiche Initiativen und Wettbewerbe gehen von hier aus. Deren Ergebnisse werden hier gesammelt und präsentiert - und Neues wie die hallesche Edition Lettiner Porzellan-Medaillen, die der Radiologe, Sammler und Galerist Thomas Steuber ins Leben gerufen hat. Unter den Stars der internationalen Medaillenszene sind die Schüler des emeritierten Burg-Professors Bernd Göbel überproportional vertreten. Und der Meister selber gehört natürlich auch weiterhin dazu, denn Göbel hat nun viel mehr Zeit, sich dem von ihm so geliebten Miniaturformat zu widmen.
Der Göbelschen Medaillenschule durchaus auch noch zuzurechnen ist die Burg-Studentin Natalie Tekampe. Und die hat nun - pünktlich zum Jubiläum des Münzkabinetts - mal wieder für einen Paukenschlag aus Halle in Sachen Medaillen gesorgt. In Suhl war der - von Halle aus initiierte - "Nationale Medailleur-Preis" ausgeschrieben, diesmal mit dem jubiläumsbedingten Thema deutsche Einheit. Namentlich junge Künstler waren dazu aufgerufen. Und unter den über 300 Wettbewerbsbeiträgen ragte nicht zufällig jener heraus, den die Neu-Hallenserin eingereicht hatte. Die 27-jährige Bildhauerstudentin stammt aus Bayern, studierte zunächst in München und dann in Berlin und hat nun seit vier Jahren in Halle den richtigen Ort gefunden, um sich in ihrer Kunst den letzten Schliff zu holen.
Natalie Tekampe kam beim Fall der Berliner Mauer in Bayern gerade in die Schule. Ihr Blick auf das Thema zeigt also schon die Sicht der Nachwelt. Die Mauer ist für sie ein historisches Symbol mit Gleichniswert für heute. In ihrer witzigen Darstellung hat sie die viel zitierte "Mauer in den Köpfen" mal ganz wörtlich genommen. Einige skurrile Figuren tasten sich an einer Mauer entlang, die es offenbar nur für sie gibt. Ein bisschen lächerlich wirken sie, doch die Künstlerin hat auch Verständnis für ihren Versuch, sich festzuhalten.
Als Grenzgängerin zwischen Vormals-West und Vormals-Ost muss sie noch Geduld bei diesem Thema aufbringen und sich im Westen für den Osten - und hier für den Westen bei Debatten in die Bresche werfen. So wird Natalie Tekampe zwangsläufig selber zum Mauerspecht, der am Beton klopft - dem in den Köpfen. Dabei hilft auch ihre quasi mit Goldmedaille bedachte Medaillenkreation. Die gibt es übrigens in Silber und Bronze.
Erhältlich ist die Siegermedaille im Shop der Moritzburg: Zunächst nur 100er Auflage, Preis: 15 Euro. Numismatikertag" am Freitag, 14 bis 20 Uhr, in der Moritzburg.