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Halle Halle: Große Fußstapfen für Nachfolger

Von HEIDI POHLE 23.01.2011, 19:01

Halle (Saale)/MZ. - Kaum ein Krimi kommt heutzutage ohne Gerichtsmediziner aus, in etlichen spielen sie sogar die Hauptrolle. Einer, der ohne TV-Präsenz über Jahrzehnte eher still und bescheiden seinen Dienst versah, ist Manfred Kleiber. Wobei der Professor unzähligen Toten das Geheimnis ihres Sterbens entlockte. Meist Fälle, über die sich spannende Drehbücher schreiben ließe.

Doch nun ist der einstige langjährige Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Halle seit einem Vierteljahr im Ruhestand. Am Samstag wurde der 69-Jährige mit einem Symposium zum Thema "Universitäre Rechtsmedizin zwischen Wissenschaft und Praxis" verabschiedet - von regionaler und überregionaler Prominenz, von Kolligen, Weggefährten, Freunden, Mitarbeitern und Studenten.

Der Hörsaal der ehemaligen Uni-Frauenklinik an der Magdeburger Straße platzte aus allen Nähten. "So einfach sollte er uns schließlich nicht davonkommen", wie Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät, augenzwinkernd sagte. Wobei er den Tatbestand der Nötigung nicht erfüllt sah - diese Art der Würdigung eines Lebenswerkes sei beileibe keine Routine: "Es gingen auch schon welche ohne Symposium."

Unter den Zuhörern war auch Kleibers Nachfolger, Prof. Dr. Rüdiger Lessig. Die Fußstapfen sind groß, die ihm hinterlassen werden. Das schreckt den neuen Direktor nicht. Im Gegenteil, er freue sich, ein so gut bestelltes Institut leiten zu können, wie er sagte. Zumal noch viel Potenzial vorhanden sei, um durch Forschungen die Ermittlungsarbeit von Polizei und Justiz voranzubringen. Einen Schwerpunkt will er in der forensischen Molekular-Genetik setzen, um mit Hilfe von DNA-Systemen unbekannte Tote besser identifizieren zu können.

Erfahrungen auf diesem Gebiet hat der 52 Jahre alte Leipziger, der bislang stellvertretender Direktor des rechtsmedizinischen Instituts der Uni Leipzig war, eine Menge. So half er im Jahr 2004 mehrere Monate lang nach der Tsunamie-Katastrophe in Asien, Todesopfer zu identifizieren. Wobei er ein Experte der Identifizierung aufgrund des Gebisses ist. Zugute kommt ihm dabei, dass er nicht nur Human-, sondern auch Zahnmedizin studierte.

Am Samstag stand jedoch noch einmal Kleiber im Mittelpunkt. Er habe es verstanden, die wissenschaftliche mit der praktischen Arbeit zu verbinden, würdige Landes-Justizministerin Angela Kolb (SPD). Schließlich würden Mittel und Methoden, um Verbrechen aufzuklären, immer feiner - Urteile im Gerichtssaal hingen oft maßgeblich von den "Richtern in Weiß" ab. Und der Direktor der Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Stephan Zierz, verwies in seiner Laudatio auf das hohe fachliche Ansehen Kleibers. Außerdem engagiere sich der gebürtige Cottbuser sozial und kulturell, zum Beispiel im Hospiz in der Taubenstraße und bei der Templerkapelle Mücheln.

Kleiber wünschte seinem Nachfolger viel Erfolg. Er sei glücklich, dass die Arbeit am Institut mit Lessig kontinuierlich fortgesetzt werde. Nicht ohne Rührung nahm Kleiber minutenlangen Beifall entgegen. Dass der Hörsaal nach fast sechs Stunden Symposium noch genau so voll war wie am Anfang, habe er bei seinen Vorlesungen längst nicht immer erlebt.