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Halle Halle: Glück teilen mit Nasiba

Von SILVIA ZÖLLER 28.06.2011, 16:44

Halle (Saale)/MZ. - Lachen, das kann die neunjährige Nasiba jetzt wieder. Und ganz albern werden, wenn sie mit anderen Kindern spielt. "Ja, jetzt ist es besser", sagt die Kleine strahlend. Das Mädchen aus Tadschikistan ist glücklich, denn sie kann wieder laufen - Dank des Engagements der Ärzte am Dölauer Krankenhaus Martha-Maria und weiterer Helfer. Und auch die Mediziner freuen sich über die wiedergewonnene Fröhlichkeit von Nasiba: "Sie hat uns alle verzaubert", gesteht Dr. Lutz Lindemann-Sperfeld, Chefarzt der Unfallchirurgie. Ob da der Name eine Rolle gespielt hat? Nasiba bedeutet "Glück teilen" oder "Glück weitergeben".

Kostenlos haben die Dölauer Ärzte das Mädchen operiert, behandelt und fast drei Monate im Krankenhaus Martha-Maria untergebracht. Mitgeholfen haben auch Ärzte der Uniklinik Halle und der Bergmannstrost-Klinik sowie zwei Orthopädie-Techniker. Schon länger litt Nasiba an einem nicht richtig verheilten Unterschenkelbruch, weshalb ihr rechtes Bein nicht mitwachsen konnte und fünf Zentimeter kürzer als das andere ist. Jetzt, gut zwei Monate nach der Operation, ist Nasiba entlassen worden.

In ihrer Heimat Tadschikistan, einem der ärmsten Länder der Welt, konnte man dem Kind trotz einiger Voroperationen nicht mehr weiter helfen. "Wie lange sie schon diese Behinderung hat, konnte oder wollte sie uns nicht sagen", berichtet Christian Haisig vom Oberhausener Verein Friedensdorf International, der Nasiba nach Halle vermittelt hat. Rund 300 Kindern hilft der Verein jedes Jahr.

Doch wie kommen Ärzte, Physiotherapeuten und Schwestern mit einem Kind klar, das Persisch spricht? Zum einen dolmetschte Arash Biroodian, Arzt auf der unfallchirurgischen Station. Der gebürtige Iraner ist in Deutschland aufgewachsen und spricht einen der zahlreichen persischen Dialekte, den Nasiba auch verstehen konnte. Zum anderen lernte die Neunjährige aber auch ganz schnell: Was ihr auf Deutsch erklärt wurde, verstand sie auch.

"Beim Spielen mit meiner Tochter Emmi purzelten auf einmal sogar deutsche Sätze heraus wie 'Komm mit'", staunte Ulrike Rehagel, die mit ihrer gesamten Familie Nasiba ehrenamtlich betreute. Wie es dazu kam, ist Kommissar Zufall zu verdanken: Ulrike Rehagels Ehemann Falk lag mit einem Beinbruch ebenfalls auf der unfallchirurgischen Station in Dölau. Und zu der fünfjährigen Tochter Emmi, die natürlich ihren Vater im Krankenhaus besuchen wollte, entwickelte die eher schüchterne Nasiba ganz schnell eine enge Freundschaft.

Die komplizierte Unterschenkel-Operation, bei der Dr. James Henry Völpel vom Bergmannstrost dem Dölauer Chefarzt Lindemann-Sperfeld assistierte, war nur ein Teil der gemeinsamen Hilfsaktion für das Mädchen. Die hallesche Orthopädie-Technikfirma Busch fertigte kostenlos eine Beinschiene. Und der Orthopädie-Schuhmacher Gunther Stenzel steuerte ohne Bezahlung einen Spezialschuh bei, mit dem der Längenunterschied zwischen beiden Beinen ausgeglichen werden konnte. Ohne Honorar behandelte Uniklinik-Oberärztin Katrin Bekes zudem noch die Zähne des Kindes. Und die braucht Nasiba jetzt sehr viel, wenn sie mit einem strahlenden Lachen zeigt, wie sehr sie ihr Glück teilen möchte. "Wir werden sie sehr vermissen", sagt Chefarzt Lindemann-Sperfeld.