Halle Halle: Farbechte Kinder
Halle (Saale)/MZ. - Phillipp ist eher ein ruhiger Junge, aber jetzt ist der Neunjährige ziemlich aufgekratzt: "Das hat Spaß gemacht, weil da was Gutes bei rausgekommen ist." Das Gute, das ist ein großes Kunstwerk, eine Art Wandteppich mit kunterbunten grafischen Mustern. Und das soll bald seine Klasse in der Grundschule Hanoier Straße verschönern - als Ergebnis des ersten Kinder-Kunst-Symposiums in Halle, das unter dem Motto "farbecht" Kreativität aus 332 Kindergartenkindern und Schüler im Alter von fünf bis 16 Jahren herauskitzelte.
Sechs Künstler des Vereins Kinderkunstforum haben zwei Wochen lang verschiedene Workshops angeboten, das Peißnitzhaus und die Galerie am Domplatz war Anlaufpunkt für die Hortgruppen und Schulklassen. Eben nicht unter dem Druck von Schulnoten, sondern als Angebot, um sich auszuprobieren, konnten die Mädchen und Jungen hier unter anderem ein Buch herstellen, Wappen des fiktiven Geschlechts "Von Hallodri" erfinden oder Pflanzen und Insekten als Riesen-Collage gestalten.
"Es gibt in Halle keine Kunstschule für Kinder, keine Breitenanbote, keine Talentförderung. Deswegen machen wir solche saisonalen Angebote wie den Kinder-Kunst-Sommer", sagt Josefine Cyranka vom Kinderkunstforum. Mit finanzieller Unterstützung der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, der Stadt Halle, dem Bauverein Halle-Leuna sowie der Bürgerstiftung und der Soroptimisten Halle war dies möglich. Und Josefine Cyranka hofft, dass es nicht die letzte Sommerkunstschule für Kinder war, die der Verein anbieten kann. "Wir haben jetzt schon eine große Nachfrage von Schulen für 2013", sagt Josefine Cyranka. Das Kinderkunstforum hofft sogar, in der Domplatz-Galerie eine Ausstellungsfläche für Kinderkunst schaffen zu können.
Denn was die Kinder da unter Anleitung der Künstler Annette Funke, Sebastian Ristow, Christian Wenzel, Karoline Peisker, Christine Matzke und Josefine Cyranka gestaltet haben, begeisterte auch das Publikum der Präsentation der Ergebnisse. Und das nicht nur wegen der bunten Gestaltung. "Es ist gut, dass die Kinder hier ihre eigenen Ideen umsetzen können und nicht wie im Kunstunterricht eine konkrete Anweisung umsetzen müssen", sagte Nancy Nowak, deren Sohn ebenfalls mitgemacht hatte. Eine Förderung der Kreativität sei heute selten gegeben.
Und auch für die Kinder, die sich schon mit Farbe, Pinsel und Schere betätigt hatten, war das Symposium ein Erlebnis. "Unsere Klasse fand das cool, vor allem weil wir auch im Neustädter Skaterpark Ideen für Motive gesammelt haben", sagt der elfjährige Alfred, der ein blankes Holzbrett mit Schablonen, Spray und Aufklebern in ein täuschend echtes Skateboard verwandelt hat. "Sogar den Mädchen hat das Spaß gemacht", grinst er.