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Halle Halle: Emil Nolde intensiv betrachtet

Von SILVIA ZÖLLER 15.02.2012, 20:21

Halle (Saale)/MZ. - Nolde-Bilder anschauen, erklärende Texte dazu lesen und auch noch Musik hören, die eigens zu den vier Werken komponiert wurde, die in der Moritzburg in Halle zu sehen sind - das ist jetzt auch ohne einen Besuch des Kunstmuseums möglich. Im Universitätsverlag Halle ist ein Buch mit beiliegender CD erschienen, das die expressionistischen Werke von Emil Nolde (1867-1956) "Simeon begegnet Maria im Tempel", "Boot im Schilf", "Lichte See" und "Abendfriede" in den Fokus stellt. Das Buch könnte auch Appetit machen auf eine große Nolde-Ausstellung, die die Moritzburg für 2013 plant.

Die Buchtexte stammen von Alt-Unirektor Wulf Diepenbrock und Regina Radlbeck-Ossmann, die an der halleschen Uni als Professorin katholische Theologie lehrt. Beide hatten in der Adventszeit 2010 zu einer Reihe in die Moritzburg eingeladen, die die vier Werke Noldes unter den Aspekten Malerei, Religion, Musik und Spiritualität beleuchtet - der hallesche Musiker Axel Gebhardt komponierte Musik dazu, die auf der CD zu hören ist. Ergänzt mit weiterführenden Texten, Noten und den vier Nolde-Werken in ausklappbaren Doppelseiten kann man so Nolde nun im Buchformat zu Hause genießen.

"Damit habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt", freut sich Diepenbrock. Denn der Agrarwissenschaftler ist seit seiner Schulzeit bekennender Nolde-Fan: Der gebürtige Schleswig-Holsteiner lernte den expressionistischen Maler seiner Heimat im Unterricht kennen und lieben. Sogar für die Umbenennung seines Gymnasiums in "Emil-Nolde-Gymnasium" hatte er sich eingesetzt - leider vergeblich. "Aber seitdem hat mich Nolde nicht wieder losgelassen", sagt der 65-Jährige.

Für den früheren Rektor der Universität soll dies aber nicht das letzte Nolde-Projekt in Halle gewesen sein: Er macht sich stark für eine große Nolde-Ausstellung in der Moritzburg 2013 und ist bereits auf Sponsorensuche. Anlass soll der Ankauf des Noldes-Bildes "Abendmahl" im Jahr 1913 durch den damaligen Moritzburg-Direktor Max Sauerlandt sein - der Ankauf wurde in Kirchen- und Kunstkreisen heftig kritisiert wegen "unbändiger, chaotischer Malweise, inflationierte Primitivität, Verhöhnung und Blasphemie". Fortschrittliche Geister sahen darin aber den Durchbruch zur expressionistischen Moderne. Heute ist das Bild im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen zu sehen.

Katja Schneider, Direktorin der Moritzburg, bestätigt: "Wir sind mitten in den Vorbereitungen." Schon lange sei es der Wunsch, das Jubiläum des Ankaufs des "Abendmahls", das den Beginn der modernen Sammlung kennzeichnet, mit einer Ausstellung zu würdigen. Auch die Nolde-Stiftung befürworte das Projekt. Allerdings sei die Finanzierung noch nicht gesichert, obwohl bereits die ostdeutsche Sparkassenstiftung eine Zusage erteilt habe : "Für ein solches Projekt ist die Förderung Vieler notwendig", so Schneider.

Regina Radlbeck-Ossmann / Wulf Diepenbrock: "Meisterwerk, Lebenskunst, Spiritualität. Vier Werke Noldes in der Begegnung von Kunst und Religion. Halle: Universitätsverlag, 2012. ISBN 978-3-86977-038-3; 24,80 Euro.