Gymnasium Landsberg Gymnasium Landsberg: Wie groß dürfen Traktorensitze sein?
Landsberg/MZ. - Sozialkunde-Unterricht ist bei vielen Schülern nicht gerade beliebt, besteht er doch aus viel Theorie. Nicht so am Gymnasium Landsberg. Die Schülerinnen und Schüler der 12. und 13. Klassen hatten jetzt die Möglichkeit, sich mit Botschafts-Vertretern aus Ungarn und England zu unterhalten. Sozialkunde-Lehrer Frank Werner und Landtagsabgeordneter Burker-Wieland Jüngling (SPD) organisierten die Gesprächsrunde zum Thema "Die Osterweiterung der Europäischen Union (EU)". Diskutiert wurden die möglichen Chancen und Risiken.
Dass sich die Landsberger Schüler ernsthafte Gedanken darüber machen, was mit einer EU-Osterweiterung auf sie zukommt, ging aus dem Gespräch deutlich hervor. Dem Gymnasiasten André Großmann war noch völlig unklar, wie es denn nun mit Europa weitergehen soll. Der 19-Jährige fragte: "Was ist denn nun eigentlich das große Ziel der EU?" und spielte damit auf das kulturelle Zusammenwachsen an. Er habe Angst, dass Europa zu sehr von der Wirtschaft gelenkt werde und verwies auf die schlechte Situation in den neuen Bundesländern. Er mache sich Sorgen darüber, dass die betroffenen Länder "durch eine Anpassung an den Westen ihre Tradition und Kultur verkaufen könnten".
Größtes Anliegen der Schüler war die Sicherheit in Europa. Gerade im Hinblick auf die instabile Lage auf dem Balkan kamen ihnen Bedenken. Auch die wachsende Kriminalität durch einen großen, offenen Binnenmarkt bereitete ihnen ernsthafte Sorgen.
Susannah Simon, Erste Botschafts-Sekretärin im britischen Konsulat, ging im Diskussions-Forum auf die Rolle Großbritanniens in der EU ein und erläuterte den Jugendlichen Probleme und Aufgaben der europäischen Politik. "Die EU beschäftigt sich noch zu sehr mit Kleinkram", sagte Susannah Simon. Sie meinte damit die Frage "Wie groß dürfen Sitze von Traktoren wirklich sein?", die gerade in den Kommissionen der EU geklärt werden soll. Bei den Gesprächsteilnehmern rief diese Information Schmunzeln und Kopfschütteln gleichermaßen hervor.
Simon zufolge werden jene Fragen, welche die Bürger in den Mitgliedsstaaten tatsächlich bewegen, vernachlässigt. So wollten diese in erster Linie wissen, wie es auf den Gebieten Wirtschaft, Kriminalität und Umwelt weitergeht?
Diese Ansicht vertrat auch ihre ungarische Kollegin. Kathalin Karsai sieht in der Bezeichnung "Osterweiterung" lediglich einen technischen Begriff. Die Juristin möchte vielmehr von der "Wiedervereinigung" Europas sprechen. Sie erläuterte den Schülern, dass Ungarn alles dafür tun werde, seine Grenzen nach außen zu sichern. Dazu bedürfe es natürlich der Unterstützung der EU. Auch im Hinblick auf organisierte Kriminalität konnte sie die Schüler beruhigen: "Ungarn ist nicht als Quelle von Kriminalität zu sehen", sagte Karsai. Vielmehr sei man bemüht, die EU bei der Bekämpfung zu unterstützen.