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"Glitzerschwein" im Finanzamt Halle "Glitzerschwein" im Finanzamt Halle: Warum sich der Burg-Kanzler gegen Kritik wehrt

Von Wolfgang Stockert 19.06.2017, 08:18
Glitzerschwein im Finanzamt
Glitzerschwein im Finanzamt Holger John

Halle (Saale) - Mit der Auslobung von Kunst am Bau-Projekten übernimmt die öffentliche Hand eine besondere, baukulturelle Verantwortung und nimmt hierdurch ihre Vorbildfunktion wahr. Mit der künstlerischen Arbeit an einem Bauwerk werden Architektur und Kunst im Idealfall ergänzend zusammengeführt und geben diesem letztlich eine verstärkte öffentliche Wahrnehmung und Aufmerksamkeit und dem Standort ein zusätzliches Profil.

Dies ist im Falle des „Halleschen Glitzerschweins“ in besonderem Maße gelungen. Das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt führte als Vertreter des öffentlichen Bauherren im Zusammenwirken mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, dem BBK Sachsen-Anhalt und einer hochkarätig besetzten Jury den Wettbewerb erfolgreich durch. Die Debatten im Zuge der Einweihung von Marc Fromms Skulptur „Glitzerschwein“ am Finanzamt um Verschwendung von Steuergeldern führen misslich vor, wie leicht hier Kunst diskreditiert wird und Verbindungen gezogen werden, die nicht miteinander zusammenhängen.

Ein hohes Gut, Kunst am öffentlichen Bau immer wieder einfordern zu dürfen

Es ist im Gegenteil ein hohes Gut, Kunst am öffentlichen Bau immer wieder einfordern zu dürfen – denn etwa ein Prozent der Baukosten öffentlicher Bauten sind unwiderruflich als verpflichtender Anteil für Kunstwerke vorgesehen – und auch die Diskussionen zeugen doch davon, welch Kraft die Arbeit besitzt, bis hin zu einem Spiel mit Zweideutigkeiten. Die aus über 100 Bewerbern ausgewählte Skulptur regt zum Nachdenken über die Geschichte und den Standort am Hallmarkt an, gleichwohl ist es eine symbolträchtige Arbeit an einem dafür passenden Ort – und in dieser Vieldeutigkeit durchaus beabsichtigt!

Die Idee, mit Kunst am öffentlichen Bau auch widerstreitende Diskussionen um den Wert von Kunst an sich zu führen, sollten wir prinzipiell begrüßen. Mit Plattitüden und Unkenrufen wird diese Diskussion allerdings nicht fruchtbar geführt werden können. Und ja, für uns ist das „Glitzerschwein“ ein besonderes Exemplar von Kunst und begrüßen diese sehr.

Der Autor dieses Textes ist Wolfgang Stockert, Kanzler der Burg Giebichenstein und  Initiator des Kunst-Wettbewerbs.

Glitzerschwein im Finanzamt
Glitzerschwein im Finanzamt
Holger John