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Gewinner des Deutschen Bauherrenpreises Gewinner des Deutschen Bauherrenpreises: Das sind die Königsmacher im Königsviertel

Von Oliver Müller-Lorey 11.03.2018, 16:00
Matthias Dreßler und Hans-Otto Brambach (v. l.) wurden für die Planung des Königsviertels geehrt.
Matthias Dreßler und Hans-Otto Brambach (v. l.) wurden für die Planung des Königsviertels geehrt. Lutz Winkler

Halle - Können Architekten in Zeiten, in denen gefühlt jeder Neubau im Bauhausstil errichtet wird, überhaupt noch individuell bauen? Sie können! Das haben die halleschen Architekten Matthias Dreßler und Hans-Otto Brambach beim Bau des „Königsviertels“ bewiesen. Der Komplex entstand zwischen 2011 und 2016 entlang der Niemeyer-, Kurt-Eisner- und Ernst-Toller-Straße und wurde jüngst mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet.

„Mit 114 Wohnungen war es unser bislang größtes Projekt“, sagt Matthias Dreßler. „Nachdem wir gewonnen hatten, haben wir auch Anerkennung von Kollegen für den Preis bekommen“, freut er sich. Maßgeblich zum Gewinn beigetragen haben wohl die cleveren Ideen der beiden Architekten, die das Königsviertel zu etwas Besonderem machten - nicht nur zum einfachen Wohnhaus, wie Hunderte in Halle hochgezogen wurden.

Königsviertel in Halle: Mehr Platz für die Autos

Da ist zum Beispiel die Tiefgarage, die nur auf den ersten Blick gewöhnlich ist. Denn sie kommt fast ohne Stützpfeiler aus. So ist das Einparken leichter und es steht mehr Platz für die Autos zur Verfügung. „Wir konnten das dadurch erreichen, dass über der Garage nur eine Grünfläche ist und die Feuerwehrstellfläche außen am Gebäude ist“, sagt Dreßler. Weil die Feuerwehr im Ernstfall von außen löschen könnte, und dafür nicht auf die Garagen-Decke fährt, kam die ohne Säulen aus.

Weitaus auffälliger ist das Konzept für die Hauseingänge. Oft sind einzelne Häuser mit eigenen Hausnummern in einem neue gebauten Komplex nicht voneinander unterscheidbar. „Wir haben deshalb die einzelnen Häuser durch Portale erkennbar gemacht“, sagt der Architekt. Dafür setzten auch Absolventen der Burg-Kunsthochschule künstlerische Akzente, wie die Lilien als Königssymbol an den Fassaden.

Königsviertel in Halle: Architekt spricht von„städtebaulicher Dominante“

Die sind übrigens, aus der Vogelperspektive gesehen, nicht bündig mit dem Gehweg. An einigen Stellen sind die Häuser nach innen eingerückt, wodurch Bäume in der früher grauen Straße gepflanzt werden können. Auch in der Gebäudehöhe variierten die beiden erfolgreichen Architekten. Blickfang ist ein siebengeschossiges Haus an einer Straßenecke. „Damit das auch zur Geltung kommt, sind die angrenzenden Häuser niedriger“, erklärt Dreßler. Das nennt man „städtebauliche Dominante“.

Durchdacht sind auch die Loggien der Wohnungen. „Wir haben bemerkt, dass Balkongitter von Mietern oft mit Sichtschützen verhangen werden“, sagt Hans-Otto Brambach. Damit nicht auch im Königsviertel nach ein paar Monaten Bambusmatten vor den Balkonbrüstungen hängen, bauten sie die lieber direkt blickdicht. All diese Ideen hinter dem Königsviertel kamen bei der Jury offenbar gut an. Auch wenn der Preis nicht dotiert ist, sei er dennoch gut für die Reputation, sind sich beide Architekten einig.

Architekten kennen sich schon seit 30 Jahren

Sie kennen sich schon seit 30 Jahren und haben beide ihre eigenen Architekturbüros. Brambach baut in den kommenden Monaten einen Siebengeschosser in der Oleariusstraße, Dreßler hat die Planung und Bauüberwachung der Sanierung der Pferderennbahn inne und war an der Sanierung der Zahnklinik in der Magdeburger Straße beteiligt.

Als Team arbeiten die beiden Architekten bei sogenannten Wettbewerben zusammen. Derartige Wettbewerbe werden von Bauherren, in diesem Fall der Wohnungsgenossenschaft Freiheit, ausgerufen. Kriterien sind etwa Wohnungsgröße, Parkmöglichkeiten, Wohnungsanzahl, Barrierefreiheit und Brandschutz. Dreßler und Brambach haben in den vergangenen Jahren an sieben solcher Wettbewerbe teilgenommen und setzten sich im Fall des Königsviertel gegen die Konkurrenten, etwa den Architekten des Steintor-Campus, durch. Die Auszeichnung mit dem Bauherrenpreis kam noch oben drauf. (mz)

Blick auf den Innenhof des Königsviertels
Blick auf den Innenhof des Königsviertels
Holger John