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Getötete Studentin Getötete Studentin: Eine Spurensuche durch Halle

Von Jan Möbius 16.02.2014, 19:17
An diesen Orten in Halle hielt sich die Studentin häufig auf.
An diesen Orten in Halle hielt sich die Studentin häufig auf. MZ/Lorenzen Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Ein paar Enten schwimmen auf dem Wasser herum. Kaum jemand ist am Morgen auf dem kleinen Weg mit dem Namen „An der Schleuse“ unterhalb der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle unterwegs. Absperrbänder der Polizei flattern im Wind. Sie erinnern an das, was sich dort am Mühlgraben, einem Nebenarm der Saale, abgespielt hat.

Genau vor elf Tagen ist an dieser Stelle die Leiche der 29 Jahre alten Mariya Nakovska gefunden worden. Die Studentin aus Bulgarien ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Vermutlich in der Nacht zum 7. Februar wurde die junge Frau erwürgt - so grenzen die Ermittler seit dem Wochenende öffentlich auf einem Plakat die Tatzeit ein. Eine Spur zum Mörder gibt es nicht.

Anonymes Leben im Hochhaus

Spuren hat aber auch Mariya Nakovska in der Saalestadt kaum hinterlassen. Selbst am Briefkasten vor dem Hochhaus im halleschen Stadtteil Kröllwitz, in dem sie mit knapp 150 weiteren Studenten lebte, erinnert nichts an die attraktive junge Frau. Das Schild auf der Klappe vor dem Postschlitz wurde nie richtig beschriftet und ist ausgeblichen. Einzig in der digitalen Klingelanlage findet man ihren Namen noch. Die meisten Mitbewohner von Mariya Nakovska werden ohnehin noch nicht wissen, was passiert ist. Weil an der Uni Halle Semesterferien sind, ist das Hochhaus zum großen Teilen verlassen. Die, die da sind, wollen nicht über den Mord sprechen. Der Schock sitzt tief.

Die Polizei geht bei ihrer Fahndung nach dem Mörder von Mariya Nakovska in die Offensive. Seit dem Wochenende hängen auf der Peißnitz in Halle Plakate, die ein Bild des Mordopfers zeigen und den vollständigen Namen der jungen Bulgarin preisgeben. Erstmals wird auf den Schildern auch das Wissen der Ermittler preisgegeben, dass die Tat in der Nacht zum 7. Februar geschehen sein muss. Dieser Zeitraum wurde bisher nie konkret eingegrenzt. Neu ist auch: Der Ort, an dem die Studentin erwürgt worden ist, soll sich unweit der Fundstelle am Mühlgraben befinden. Die Polizei sucht Zeugen, die in der Tatnacht Ungewöhnliches zwischen Ziegel- und Würfelwiese bemerkt haben.

Hinweise an die Polizei unter der Nummer 0345/2 24 12 91

In dem Wohnblock, der in Sechsergemeinschaften aufgeteilt ist, geht es sonst eher anonym zu. Doch der Mord hat das geändert. An fast allen Türen hat die Polizei am Abend des 7. Februar geklingelt. Vor dem WG-Zimmer des Opfers wurde eine Nacht lang sogar eine Art Wache abgestellt - damit niemand den Raum betreten kann.

Betroffenheit herrscht unterdessen auch im halleschen Maritim-Hotel unweit des Riebeckplatzes. Dort jobbte die BWL-Studentin, die regelmäßig Vorlesungen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften im Audimax am Universitätsplatz besuchte, gelegentlich. Vor allem abends sei sie eingesetzt gewesen, sagte ein Mitarbeiter. Bei Veranstaltungen etwa kümmerte sich Mariya Nakovska um die Garderobe der Gäste. „Gelegentlich, aber nicht oft, war sie auch im Zimmerdienst eingesetzt“, sagte der Angestellte.

Auf ihrer Seite im sozialen Netzwerk Facebook teilte die junge Frau, die laut Polizei auch während ihres Studiums in Deutschland weiterhin die bulgarische Staatsangehörigkeit hatte, kaum etwas der Öffentlichkeit mit. Allein ihren dortigen Freunden standen ihre privaten Informationen zur Verfügung - abgesehen von einer großen Fotosammlung. Bei den Bildern handelt es sich zumeist um Reiseerinnerungen. Einige zeigen die junge Frau wie ein Model posierend.

Angemeldet war sie bei Facebook nicht unter ihrem richtigen Namen, sondern unter einem Pseudonym. Offenbar hielt Mariya Nakovska über das Netzwerk vor allem den Kontakt in ihre Heimat an der bulgarischen Schwarzmeerküste aufrecht. Ob sie dorthin nach dem Studium zurückkehren wollte, ist nicht bekannt.

Polizei musste warten

Die Nachricht von Mariya Nakovskas Tod dürfte sich via Facebook schnell bis nach Bulgarien verbreitet haben. Die Polizei in Halle musste hingegen warten, bis nach dem Fund der Leiche die Identität des Opfers eine knappe Woche später eindeutig geklärt war. Unter anderem über Interpol Sofia wurden die bulgarischen Behörden danach informiert, um der Familie auch offiziell die Nachricht über den Tod der jungen Frau überbringen zu können.

Mit diesem Plakat bittet die Polizei um Mithilfe im Fall der toten Studentin in Halle.
Mit diesem Plakat bittet die Polizei um Mithilfe im Fall der toten Studentin in Halle.
Polizei Lizenz