"Gesichter von Halle": Clemens Birnbaum "Gesichter von Halle": Clemens Birnbaum: Der Meister des Musikfestes

Halle (Saale) - Was lange währt, wird gut. Davon ist Clemens Birnbaum überzeugt. Das gilt auch und vor allem für die Händel-Festspiele. Dabei bedeutet "lange" auch tatsächlich lange. Denn für den Direktor der Stiftung Händel-Haus und zugleich Intendant der Händel-Festspiele beginnt das Event quasi schon Monate, ja eigentlich Jahre im Voraus. "Vor allem die großen Opernproduktionen müssen mindestens zwei, besser drei Jahre zuvor geplant werden", so Birnbaum. Unter anderem deshalb, weil die renommierten internationalen Künstler, die Jahr für Jahr zu den Händel-Festspielen verpflichtet werden, selbst straffe Jahresplanungen und dichtgefüllte Kalender haben. Und auch Reiseveranstalter wollen natürlich gern zumindest einige Monate vorher wissen, was ihre Kunden in Händels Heimatstadt festivalmäßig so alles erwartet.
Seit sechs Jahren lebt Clemens Birnbaum mit seiner Familie in Halle, wo er auch bleiben möchte. "Ich bin zwar ein Hallunke, aber vielleicht darf ich mich wirklich bald als Hallenser bezeichnen", sagt der gebürtige Hanauer mit schlesischen und ostpreußischen Wurzeln scherzhaft über sich selbst als Vielgereisten und Zugezogenen, der sich aber dennoch als Hallenser fühlt. Auch seine Tochter, fast zwölf und Gymnasialschülerin der sechsten Klasse, fühlt sich hier wohl. "Erst neulich hat sie mir stolz berichtet, dass es ihr gelungen ist, endlich mal die Händel-Straßenbahn zu erwischen und mitzufahren", meint Vater Birnbaum. Auf Wunsch des Töchterchens fährt Familie Birnbaum in den Sommerferien dieses Jahr nach Dänemark, "die Landschaft und die Ruhe genießen".
Zwischendurch entspannt der 52-Jährige, der in Köln und Berlin Musikwissenschaft studiert, unter anderem in Gießen, Dresden, Potsdam und wiederum Berlin gearbeitet hat und nach seiner Intendanz beim Kurt-Weill-Fest in Dessau nun dem Händel-Haus vorsteht, beim Joggen - meist morgens vor dem Büro. "Da wird der Kopf frei." Und natürlich, wenn es die Zeit erlaubt, greift Birnbaum gern zu einem guten Buch. Gespräche sind ihm wichtig, Geselligkeit mit Freunden und in Familie. Sicher hätte er auch Freude daran gehabt, ein Instrument zu spielen, doch der jahrelange Klavierunterricht in jungen Jahren fand später leider keine Fortsetzung.
Mehr Hallenser Persönlichkeiten finden Sie in der Porträt-Serie "Gesichter von Halle", welches als Buch seit dem 1. Dezember 2015 in den MZ-Service-Centern am Markt und in der Delitzscher Straße 65. Preis: 14,90 Euro erhältlich ist.
"Ein Cello stand schon für mich bereit, aber ein Unfall mit Handwurzelknochenbruch machte mir da einen Strich durch die Rechnung", so Birnbaum, der sich nun mit Musik als Theorie beschäftigt, sie aber natürlich auch genießt. Und welche Musik, wenn es denn mal nicht Händel ist, hört Clemens Birnbaum gern? "In den 70ern, als es hieß: Beatles oder Stones, da war ich bekennender Beatleaner", lacht Birnbaum. Heute, gesteht er, verfalle er sehr gerne den Frauenstimmen im Jazz. Auch da bieten die Händel-Festspiele einiges an: am Samstagabend in der Georgenkirche zum Beispiel. Klar, dass Birnbaum auch dort "mal reinschauen" wird. (mz)