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Geselle mit Tatendrang Geselle mit Tatendrang: Junger Zimmermann schließt als Bester im Bezirk Halle ab

Von Claudia Crodel 08.09.2020, 09:00
Niklas Weigmann ist der beste Zimmerer - und nun an der Eislebener Andreaskirche im Einsatz.
Niklas Weigmann ist der beste Zimmerer - und nun an der Eislebener Andreaskirche im Einsatz. Jürgen Lukaschek

Halle (Saale) - „Die Zimmerei ist ein schönes Handwerk, für mich das schönste. Und ich würde es immer wieder erlernen“, schwärmt Niklas Weigmann von seinem Beruf. Er schloss seine Ausbildung als bester Zimmerer im Bezirk der Handwerkskammer Halle ab und wurde nach der Prüfung nahtlos von seinem Ausbildungsbetrieb, der Firma Scholz Bau GmbH als Geselle übernommen. Aufgrund der corona-bedingten Einschränkungen im Frühjahr, fand die theoretische Prüfung später statt, als geplant. „Das war erst im Mai. Im Juni stand dann ein Tag Praxisprüfung an“, berichtet der frisch gebackene Geselle.

Sein Arbeitgeber hat sich ganz auf Bausanierung mit Denkmalschutz spezialisiert

Das Beste sei die alte Tradition seines Handwerks, eingeschlossen das traditionelle Outfit mit den schwarzen Schlaghosen, der Zimmermannsweste und dem breitkrempigen Hut als Arbeitskleidung. Vor allem liebt er aber die handwerkliche Tätigkeit selbst, den Umgang mit dem Holz, das Fachwerk. Sein Arbeitgeber hat sich ganz auf Bausanierung mit Denkmalschutz spezialisiert. Gegenwärtig arbeitet er unter anderem in den Franckeschen Stiftungen und in der Andreaskirche in Eisleben.

„Dort bauen wir ,Absteifungen'“, erzählt er. Das seien Stützpfeiler, weil die geschädigten Wände der Kirche auf die Straße zu kippen drohen. In der Kirche gelte es auch die wertvollen Kunstschätze einzuhausen, damit sie von nachfolgenden Gewerken nicht beschädigt würden. Während seiner Ausbildungszeit hat der 19-Jährige bereits in mehreren Kirchen gearbeitet, so auch beim Austausch vom Hölzern in der Dachkonstruktion im Dom zu Halle und in der halleschen Moritzkirche. Viele der Hölzer seien dort von Insekten zerfressen gewesen.

Ausbildung als Zimmermann statt Abitur und Studium

Im Bereich der denkmalgeschützten Bauten sei kein Projekt wie das andere. Meist seien Spezialanfertigungen notwendig und es müssten dafür spezielle Lösungen gefunden werden, erzählt er. Auf die Idee, Zimmermann zu werden, kam Niklas Weigmann auf der Familien-Baustelle. Seine Familie baut seit fünf Jahren ein altes Fachwerkhaus in Halles Stadtteil Mötzlich aus. 

„Ich habe den Zimmerleuten auf unserer Baustelle gern zugesehen und gedacht, das wäre doch ein Beruf für mich“, blickt er zurück und ist heute froh, dass ihn sein Vater damals in seinem Berufswunsch sehr bestärkt habe. Damals war Niklas schon in der zehnten Klasse. Er entschied sich gegen eine Laufbahn mit Abitur und Studium, bewarb sich stattdessen bei der Firma Scholz Bau und erhielt die Lehrstelle.

Dachstuhlmodell entwickeln für Abschlussprüfung

„Am Anfang habe ich nur so drauf los gearbeitet“, erinnert er sich. Aber nach dem ersten Lehrjahr packte ihn der Ehrgeiz. Er beschäftigte sich fortan auch in seiner Freizeit mit dem Zimmermannshandwerk. „Ich beschaffte mir alte Bücher darüber“, erklärt er. Doch nicht nur theoretisch beschäftigte er sich mit dem Metier.

Er arbeitete intensiv auch praktisch auf einen guten Lehrabschluss hin, in dem er auf der Baustelle zu Hause tätig wurde und verschiedene Projekte für Freunde umsetzte. Genauso hielt er es dann mit der Vorbereitung kurz vor der Prüfung, in der es darum ging, ein Dachstuhlmodell zu entwickeln, von der Zeichnung bis zur handwerklichen Umsetzung.

Zimmermann will am Wettbewerb „Profis leisten was“ teilnehmen

„Als ich es dann schon ganz gut konnte, habe ich andere angehende Gesellen aus meiner Klasse eingeladen und sie sozusagen unterrichtet.“ Der Aufwand hat sich gelohnt. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Niklas Weigmann will sich noch weiterentwickeln und am Wettbewerb „Profis leisten was“ teilnehmen, wo in mehreren Stufen von der Kammer- bis zur Bundesebene die besten Handwerker gegeneinander antreten. Außerdem hat er vor, sich für den Zimmerer-Contest in Ansbach im Oktober zu bewerben.

Arbeiten als Zimmermann mit Coronabedingungen

Dort wird in einem Wettbewerb der Kader für die Europa- und Weltmeisterschaft der Zimmerer zusammengestellt. Und wie arbeitet ein Zimmermann unter Corona-Bedingungen? Das Wichtigste sei, dass jeder Kollege auf sein Verhalten achtet und auch auf die anderen acht gebe, erzählt Weigmann. 

Natürlich gibt es bestimmte Auflagen für die Baustelle und man versuche auch Abstand zu halten, doch das gehe bei vielen Arbeitsschritten, die ein Zimmermann zu erledigen hat, nicht. Und den Weg zu und von der Baustelle lege man, so Weigmann, nicht im voll besetzten Auto zurück. (mz)