Geschichte der Uni Halle Geschichte der Uni Halle: Wann kam der Löwe für die Alma Mater?

Halle (Saale) - Kaum vorstellbar ist heute, wie der Universitätsbetrieb in Halle in seinen Anfängen funktionierte: Da es kaum eigenen Gebäude für die Alma Mater gab, unterrichteten Professoren häufig in ihrer eigenen Wohnung. 1694 als Friedrichs-Universtität gegründet und 1817 mit der Wittenberger Universität zusammenschlossen, war die BIldungseinrichtung dennoch eine der beliebtesten und wichtigsten ihrer Zeit. Kurios: Angemietete Räume in der Ratswaage neben dem Rathaus auf dem Marktplatz waren lange Jahre die Seminarräume, Aula und Bibliothek der Universität.
Die Situation änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als an mehreren Standorten in der Stadt Universitätsgebäude entstanden. Als erstes Gebäude entstand 1834 das Hauptgebäude, dann 1840 die Klinik am Domplatz, heute die Zoologische Sammlung. Intensiv gebaut wurde ab den 1860er Jahren, wo das Chemische Institut an der Mühlpforte, das Landwirtschaftliche Institut an der Ludwig-Wucherer-Straße (heute Geisteswissenschaftliches Zentrum), das Botanische Institut am Kirchtor sowie weitere Neubauten entstanden. Größter Komplex war die an der heutigen Magdeburger Straße entstandene Universitätsklinik, die ab 1876 gebaut wurde.
Neues Verwaltungsgebäude
Und auch am Uniplatz veränderte sich das Bild mit dem neuen Verwaltungsgebäude (1874), dem Archälogischen Museum (1891) und dem Melanchtonianum (1903). Radikal neu war auch die Art des Bibliotheksbaus als Magazin- und nicht als Präsenzbibliothek, die 1880 fertiggestellt wurde. Das heutige, prägende Aussehen des Haupthauses mit dem imposanten Löwenportal gab es jedoch erst seit 1868.
Denn auch wenn damals schon über 30 Jahre Studenten und Professoren hier ein - und ausgingen, so wurden die Löwenfiguren erst in diesem Jahr nachträglich dort aufgestellt. Sie hatten zuvor seit 1823 an einem Brunnen auf dem Marktplatz gestanden und stammen aus der Werkstatt des Künstlers Johann Gottfried Schadow. Sie waren ein Geschenk der Stadt an die Universität. Grund dafür soll ein Spottvers von Heinrich Heine gewesen sein, der in Anspielung auf die zweimalige Schließung der Uni dichtete, wie der „hallische Löwentrotz“ gezähmt worden sei.
Symbol für Mut, Kraft und Stärke
Als Symbol für Mut, Kraft und Stärke ist der Löwe heute auch zum Markenzeichen der Universität geworden. Allerdings, so die Legende, sollten sich Studenten nicht auf die beiden gusseisernen Großkatzen setzen - denn dann fällt man angeblich bei Prüfungen durch.
Wenn hoffentlich erst in ferner Zukunft wieder eine Restaurierung der Löwen notwendig sein sollte, werden die Fachleute im Bau eines der beiden Löwen ein Kapsel finden. Sie wurde 1992 bei einer Restaurierung eingelegt. Diese war notwendig, weil eines der Kunstwerke zerbrochen war. In der Kapsel findet sich unter anderem ein Vorlesungsverzeichnis aus dem Jahr 1992.
Zehn Jahre später veränderte sich das Bild des Uniplatzes mit dem Neubau des Audimax erneut. (mz)