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Nachbarn kontra Professor Geplanter Neubau im Paulusviertel in Halle: Gericht stoppt Plan zur Erweiterung

Von Dirk Skrzypczak 18.05.2018, 04:00
Professor Gernot Duncker und Architektin Claudia Cappeller stehen vor der Brachfläche im Paulusviertel, auf der der Neubau entstehen soll.
Professor Gernot Duncker und Architektin Claudia Cappeller stehen vor der Brachfläche im Paulusviertel, auf der der Neubau entstehen soll. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Professor Gernot Duncker ist offenbar ein in sich ruhender Mensch, auch bei hochemotionalen Themen wie der Zukunft seines Instituts für Augenheilkunde. „Ja, ich ärgere mich über die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, zumal wir hohe Hürden nehmen mussten, um die Baugenehmigung von der Stadt zu bekommen.

Wir schaden niemandem“, sagt der anerkannte Augenarzt mit gefasster Stimme. Im Paulusviertel, auf einer Brache in der Büchner-Straße, will der Mediziner ein Wohngebäude mit einer Augenarztpraxis errichten. Allerdings hat das Verwaltungsgericht den geplanten Bau vor einer Woche gestoppt. Anwohner hatten zuvor gegen das Vorhaben Widerspruch eingelegt, weil sie die Investition im Wohngebiet für unzulässig halten.

„Wir haben gegen die Entscheidung bereits Rechtsmittel eingelegt“, sagt Dunckers Anwalt Markus Valerius. Und er äußert Zweifel, ob sich das Gericht überhaupt vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten gemacht hat.

„Das Gericht meint, dass das Vorhaben mit dem Charakter eines reinen Wohngebiets unvereinbar sei. Aber das Paulusviertel ist kein reines Wohngebiet“, argumentiert Valerius. Speziell zu diesem Punkt habe die beauftragte Architektin Claudia Cappeller eine umfangreiche Dokumentation erstellt, sagt der Anwalt.

Verwaltungsgericht stoppt Bau - Ärger um Neubau im Paulusviertel 

2007 hatte Duncker am Rathenauplatz vis-à-vis der Pauluskirche zunächst das An-Institut für Augenheilkunde gegründet, als eigenständige Forschungseinrichtung der Martin-Luther-Universität. Seit 2011 führt er das Institut komplett in Eigenregie. Die Villa, in der drei Kassenärzte arbeiten, steht seit 1910 und war seit jeher in medizinischer Nutzung. In der DDR saß hier die Poliklinik des Saalkreises, zu der auch ein benachbarter 70er-Jahre-Bau gehörte, in dem heute noch Fachärzte praktizieren.

Auf der angrenzenden Fläche am Institut, die Duncker für fünf Millionen Euro teilweise bebauen will, stand ein vierstöckiges Mietshaus, das aufgrund massiver Schäden vor 15 Jahren abgerissen wurde. In dem neuen Gebäude, das zwei villenartige Aufbauten erhalten soll, plant der Investor sieben Wohnungen und eine Arztpraxis.

„Dabei handelt es sich nicht um eine Erweiterung des Instituts. Vielmehr geht es um eine barrierefreie Erreichbarkeit für gehbehinderte Patienten“, sagt der Professor. Im jetzigen Institut gebe es keinen Fahrstuhl. Mitunter müssten Patienten vom Personal getragen werden. „Wir sind keine Klinik und behandeln Patienten ausschließlich ambulant. 150 Personen sind es pro Tag. Mehr würden es auch mit dem Neubau nicht werden.“

Architektin Claudia Cappeller verweist auf das „kritische und tiefgründige Genehmigungsverfahren“ durch die Stadt. Zweimal sei der Gestaltungsbeirat vor Ort gewesen. „Wir haben von vornherein viele Auflagen beachtet und sind auch auf Hinweise des Umfeldes eingegangen“, sagt sie. Deshalb habe man auch mit den sichtbaren Dreigeschossern die mögliche Bauhöhe nicht ausgereizt. 

Man schaffe Parkplätze auf dem Grundstück, die den ruhenden Verkehr entlasten würden. „Und es entstehen hochwertige und großzügige Wohnungen, die nachgefragt sind.“

Das letzte Wort in dem Streit hat nun das Oberverwaltungsgericht in Magdeburg. (mz)

Die Visualisierung zeigt den Neubau in der Büchner-Straße.
Die Visualisierung zeigt den Neubau in der Büchner-Straße.
Cappeller