Georg-Cantor-Gymnasium Georg-Cantor-Gymnasium: Bau-Misere empört Schüler
Halle/MZ. - "Keine Bruchrechnung in der Bruchbude" hatte Arved Bindel, 7. Klasse, auf ein Stück Pappe geschrieben und das Thema, um das es ging, polemisch aufgespießt. Denn die 600 Cantor-Schüler forderten am Montag Geld. Wie viel Geld? "So viel, dass wir ordentliche Bedingungen zum Lernen haben", sagte ein Mädchen zur MZ.
Seit langem sind die baulichen Zustände bei Cantor beklagenswert. Gelder, die die Stadt bereitstellen wollte, wurden gestrichen. Philip Trempler, 7. Klasse: "Wir dürfen die Fenster nicht mehr aufmachen. Die könnten rausfallen." Mitschüler Florian Selent: "Die Toiletten-Spülung funktioniert nicht mehr richtig. Das riecht bis auf den Flur."
Den Kindern reichte es jetzt. "Wir sind eine der wenigen Schulen im Land, die nicht mit Schülermangel zu kämpfen hat", sagte Marcus Syring. Es sei beschämend, dass sich die Stadt mit den Lernergebnissen der Spezialschule für Naturwissenschaften brüste, bei der finanziellen Ausstattung aber "ständig Rückzieher" mache und Versprechen nicht einhalte, so der 18-jährige Schülerratssprecher. Für jeden seiner Sätze gab es tosend Beifall. Besonders als er Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) aufrief, das Geld für den geplanten Marktplatzumbau lieber in die Cantor-Schule zu stecken.
Häußler war nicht vor Ort, dafür Bildungsdezernent Hans-Jochen Marquardt. Er könne den Unmut nachvollziehen und begrüße die Schüleraktion. Sie helfe sogar, die Interessen des Cantor-Gymnasiums durchzusetzen. "Doch leider ist es so, dass die Situation nicht nur in diesem Haus desolat ist", sagte der Beigeordnete. Der Investitionsstau lasse sich nicht ohne weiteres abbauen. 1,3 Millionen Euro habe die Stadt für Cantor bereitstellen wollen, doch Haushaltsperren in diesem und im vorigen Jahr hätten die Gelder blockiert. Am schnellsten ließen sich die Probleme lösen, wenn die Torschule als künftige Cantor-Ganztagsschule umgebaut werden würde. Ob sich aber der Bund an den Kosten beteiligt, sei im Moment noch offen, so Marquardt.
Syring beklagte, die Cantor-Schule kämpfe schon seit 1995 um Gelder. "Eigentlich sollte man darum nicht kämpfen müssen, die Unterstützung der Stadt müsste der Normalfall sein", rief er ins Lautsprecher-Mikro, ehe der Unterricht wieder begann.