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Gemeinde Kütten Gemeinde Kütten: Damen wollen Tore schießen

Von Ralf Böhme 21.12.2001, 18:50

Kütten/MZ. - Ein Dorf im Windschatten des Petersberges - Kütten liegt abseits und gleich weit von Köthener und Hallescher Straße entfernt. Besucher verirren sich zu dieser Jahreszeit selten in die 436 Einwohner zählende Gemeinde, die auch den Ortsteil Drobitz umfasst. Vormittags sind nur ganz wenige Einheimische unterwegs, ihr Weg führt sie höchstens zur Bäckerei. Doch der erste Eindruck einer gewissen Verschlafenheit täuscht. Im Gegenteil: Dort leben, wie sich zeigt, sogar ziemlich aufgeweckte Leute.

Der traditionelle Sportlerball Freitagabend im top-sanierten Kulturhaus beweist es. Am Vormittag waren Bernhard Elsner, Josef Mann und Karl-Heinz Aschenbach mit der Dekoration beschäftigt. Einhellige Meinung des Trios: "Der Saal ist ein Schmuckstück geworden." Blickfang, der städtische Konkurrenz nicht fürchten muss, sind die beiden Kronleuchter mit jeweils 26 Leuchten. Wappen des Saalkreises und des Dorfes mit den Symbolen aus Landwirtschaft und Handwerk schmücken die Stirnwand. Bürgermeister Heinz Pohl (parteilos): "Wir haben alles in Ordnung gebracht, von den Grundmauern aufwärts." Zuschüsse der Kommune, von Sponsoren und viele Eigenleistungen unter der Leitung von Bernd Stahl - am Ende beträgt der geschaffene Wert 230 000 Mark.

Mindestens zwei Botschafter helfen, das Kütten im Saalkreis nicht in Vergessenheit gerät. Das ist auf alle Fälle der Dichter Christian Reuter, dessen Wiege dort 1665 in einem inzwischen abgerissenen kleinen Bauernhaus stand. Zur Erinnerung an den Autoren von "Schelmuffskys Reisebeschreibungen" und "Graf Ehrenfried" hat die Gemeinde ein Denkmal gesetzt. Der Heimatverein, vor einem Jahr auf Initiative von Helmut Dawal gegründet, widmet dem Schriftsteller literarisch-musikalische Veranstaltungen.

Noch viel häufiger als Reuter sorgen die Fußballer aus Kütten für Gesprächsstoff. Ihnen ist innerhalb weniger Jahre ein erstaunlicher Aufstieg aus den unteren Spielklassen gelungen. Inzwischen erobert die Mannschaft, die im Winter unter Flutlicht trainiert, bereits die Kreisliga. Der Platz im Mittelfeld gilt als noch ausbaufähig, meinen die Fans. Neuerdings schlüpfen sogar die Küttener Damen in die Fußballschuhe. Hallenturniere und Freundschaftsspiele lassen weitere Erfolge erwarten.

Über die Feiertage rollt das Leder natürlich nicht. Dafür ist im Jugendklub, so glaubt Gemeinderatsmitglied Helmut Kunze (parteilos), bestimmt etwas los. Der Treff befindet sich gleich neben dem Gemeindeamt in der ehemaligen Dorfschule. Die Jugendlichen führen die Einrichtung in eigener Regie, Chef ist Thomas Knorr. Die Gäste achten laut Kunze selbst darauf, dass alles seinen geordneten Gang geht. Nachmittags kümmert sich am gleichen Ort eine Sozialarbeiterin um Schulkinder, die mit den Bussen aus Ostrau und Wettin heimkehren. Mädchen und Jungen im Vorschulalter werden in Petersberg betreut. Der Küttener Kindergarten ist schon seit 1994 geschlossen - Grund: zu wenig Nachwuchs. Ob sich das noch einmal ändert? Einige Grundstücke für Eigenheime sind noch frei, lädt Gemeinderat Kunze junge bauwillige Familien zu einer Stippvisite ein.