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Gaststätten Gaststätten: Mit dem Ruderboot zum Eisbein-Essen

Von Daniela Kainz 04.01.2002, 16:56

Salzmünde/MZ. - Zum Bierhügelfest in Salzmünde kann sich Detlef Bode vor Gästen kaum retten. Jeder will ein großes Stück von seinem legendären "Wildschwein am Spieß" probieren, das er jedes Mal am Himmelfahrtstag vor seinem Wirtshaus "Fortuna" brutzelt. Manche hinterlegen bei dem 46-Jährigen vorsichtshalber ihre Telefonnummer: "Damit ich ihnen rechtzeitig Bescheid sagen kann, wenn der Braten fertig ist."

Wildspezialitäten stellt Bode seinen Besuchern am liebsten auf den Tisch. Ungefähr 40 Gerichte aus der gutbürgerlichen Küche - von Salaten über Suppen bis zum Braten - sind auf der Speisekarte zu finden. So richtig in seinem Element ist der studierte Technologe, wenn kein Platz in seinem traditionsreichen Haus frei bleibt, das um 1850 erbaut worden sein soll.

Seit elf Jahren führt Bode die Regie in der Gaststätte. Als es für ihn keine Arbeit mehr im Salzmünder Kaolinwerk gab, orientierte er sich beruflich völlig neu. "Da ich in meiner Studentenzeit schon immer gern gekellnert habe, überlegte ich nicht lange und übernahm die Gaststätte", erinnert er sich. So lange wie ihn hielt es nicht jeden seiner Vorgänger in der "Fortuna". Der Chronik des Hauses zufolge wechselten in 16 Jahren 16 Mal die Wirtsleute. Das war Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Einer allerdings hatte zuvor großes Durchhaltevermögen - Richard Knoche. Fast 20 Jahre lang bewirtete er seine Gäste. "Jeder kannte Knoche, er war eine Persönlichkeit in Salzmünde", so Bode anerkennend.

Auf einen großen Mitarbeiterstab kann der heutige Gastwirt nicht zurückgreifen. Der 46-Jährige macht die Arbeit bis auf eine Stundenkraft völlig allein. Die Woche über sei alles gut zu bewältigen, im Moment würden nämlich kaum Ausflügler das Lokal aufsuchen. Doch wenn Salzmündes Karnevalisten in der "Fortuna" feiern, ist Bode im Dauerlauf zwischen Küche und Saal unterwegs. Für den Gastwirt längst kein Grund zum Klagen: "Im Gegenteil - dann lohnt sich das Geschäft doch."

Über die mageren Wintermonate hilft ihm seine Pension hinweg. Immer wieder übernachten Bauleute in dem denkmalgeschützten Haus. Als in Halle-Dölau und Lieskau neue Siedlungen entstanden, fanden sie in der "Fortuna" ihr zeitweiliges Zuhause. Jetzt hofft Bode auf den baldigen Baubeginn für die Autobahn 143 bei Salzmünde. "Von mir aus könnte es sofort losgehen", sagt der 46-Jährige und rechnet mit neuen Pensionsgästen. Unter den Besuchern, die ihr müdes Haupt in der "Fortuna" betteten, begrüßte Bode auch schon Radfahrer aus Holland. Sie erkundeten den Wanderweg entlang der Saale.

Und direkt auf dem Wasserweg begeben sich die Mitglieder des Halleschen Universitätsrudervereins zur "Fortuna" in Salzmünde. "Sie kommen zum An- und Abrudern", weiß Bode, der auch die Leibgerichte der Sportler kennt und auf deren Wunsch jedes Mal Eisbein und Gulasch serviert.