Galoppsport Galoppsport: Streit um einen Renntag

Halle/MZ - Auf der Galopprennbahn in Halle herrscht wuseliges Treiben. Vor allem dem Geläuf gilt die Aufmerksamkeit des Rennbahn-Personals. Denn nachdem Trainer und Jockeys am letzten Sonnabend Kritik am Zustand der Bahn geäußert hatten und eine kurzfristige Absage gerade noch abgewendet werden konnte, hat der Rennclub nun seine Hausaufgaben gemacht.
Heute wird extra eine Firma aus Bremen anrücken, die sich des Geläufs annehmen und dem Personal vor Ort professionelle Anleitung geben wird. Damit am kommenden Sonnabend alles passt. Denn zwei Renntage innerhalb nur einer Woche hat auch die Rennbahn in Halle in jüngster Zeit noch nicht erlebt.
Hohe Dotierungen
„Ich bin froh, dass sich die Firma zur Verfügung gestellt hat. Diesen Service hat uns die Deutsche Besitzervereinigung als vom Hochwasser geschädigten Rennclub sozusagen spendiert. Das kostet uns ebenso fast nichts wie der Renntag, weil der Großteil der Preise auch von der Besitzervereinigung kommt“, sagt Andreas Neugeboren, der Vizepräsident des Rennclubs Halle. Doch immer dann, wenn etwas spendiert wird, treten auch die Neider auf den Plan. Schließlich sind Renndotierungen von 8 000 und 13 000 Euro wie am Sonnabend nicht alltäglich für einen vergleichsweise kleinen Rennclub wie Halle. Und ursprünglich war dieser Renntag im Magdeburger Herrenkrug vorgesehen.
Die Starterlisten waren prall gefüllt, die Vorfreude an der Elbe groß. Doch am letzten Montag sagte das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen in Köln die Veranstaltung in der Landeshauptstadt ab, weil der Rasen auf der dortigen Bahn „noch zu große Lücken aufweist und somit die Sicherheit von Reitern und Pferden nicht gewährleistet ist“, wie es in der offiziellen Begründung hieß.
Das gefiel Heinz Baltus, dem Präsidenten des Magdeburger Rennvereins, überhaupt nicht. Er kritisierte öffentlich das Direktorium, witterte eine Verschwörung der Verantwortlichen in Köln mit dem Rennclub Halle und sprach von einem finanziellen Verlust von 25 000 Euro, die in die Vorbereitung des Renntages investiert worden waren. Noch bevor er von der Absage erfahren habe, hätte festgestanden, dass Halle den Renntag übernehmen würde, behauptete Baltus in der „Magdeburger Volksstimme“.
Dem widersprechen sowohl Neugeboren als auch das Direktorium. „Ich habe erst am Mittwoch voriger Woche Anrufe von Direktorium und Besitzervereinigung erhalten, die darum baten, dass wir die Veranstaltung von Magdeburg übernehmen“, sagt Neugeboren. „Eigentlich waren mir zwei Renntage binnen einer Woche zu heftig und ich wollte die Leipziger Kollegen bitten, das zu übernehmen. Aber dort waren die entscheidenden Leute im Urlaub. Erst dann haben wir zugesagt.“ Und erst, nachdem das Direktorium in Köln Baltus um Mäßigung gebeten und den von Neugeboren erläuterten zeitlichen Ablauf der Entscheidung bestätigt hatte, ruderte schließlich auch der Magdeburger Rennvereinschef zurück. „Wir haben alles versucht, aber das Geläuf genügte den Ansprüchen nicht“, gab er gegenüber dem für den Galoppsport zuständigen Fachblatt „Sportwelt“ zu.
15-Jähriger reitet hallesche Pferde
Neugeboren konnte die Attacke aus Magdeburg sowieso nicht verstehen. „Wir sollten alle froh sein, dass wir nach solch einer Hochwasser-Katastrophe überhaupt wieder Renntage für die Trainer und Besitzer in Mitteldeutschland anbieten können“, sagt er. „Da müssen wir uns doch nicht noch gegenseitig das Leben schwer machen.“
Gestern war Starterangabe für den Renntag am Sonnabend. Danach werden 62 Vollblüter in sieben Rennen um Sieg- und Platzgelder kämpfen. Die hallesche Trainerin Angelika Glodde schickt vier Pferde an den Start, die vom 15-jährigen Vinzenz Schiergen geritten werden. Der Sohn vom ehemaligen Championjockey Peter Schiergen hatte am 14. September für die Hallenserin beim Renntag in Leipzig auf Songan und Sterngold zwei Siege geholt.
