1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Fußball-Landesliga: Fußball-Landesliga: Fußballer ziehen den Hut vor einer Frau

Fußball-Landesliga Fußball-Landesliga: Fußballer ziehen den Hut vor einer Frau

Von MICHAEL PIETSCH 01.11.2010, 20:14

LANDSBERG/MZ. - Als Annett Grußer am Samstagnachmittag, begleitet von ihren männlichen Assistenten, nach dem Abpfiff der Partie den Rasen des Landsberger Sportplatzes Richtung Kabinentrakt verließ, tat sie das erhobenen Hauptes. Und scheinbar völlig entspannt. Keine Beschimpfungen aus den Zuschauerreihen, durch die das Trio hindurchmusste, waren zu hören. Selbst die noch immer typischen Macho-Sprüche, wenn eine Frau ein Männerfußballspiel leitet, waren längst verstummt.

"Ich möchte so ein Derby nicht leiten und denke, sie hat sich den Respekt der Spieler erarbeitet", sagte Maik Ritschel, der Trainer des gastgebenden SSV. Und das nicht nur, weil er durchaus mit dem 0:0 gegen den FSV Bennstedt leben konnte und seine Truppe mit dem Punktgewinn die Negativserie von fünf verlorenen Spielen in Folge beendete. Die Merseburger Unparteiische mit dem Zöpfchen leitete ein Saalekreis-Derby, das größtenteils von den Nickligkeiten untereinander und den Diskussionen über den holprigen Platz lebte. Es darf als Verdienst der ruhig, aber bestimmt leitenden Schiedsrichterin gelten, dass sich mancher Spieler nach einem Foul sogar beim Kontrahenten entschuldigte. Spielerische Klasse bei beiden Mannschaften? Da griff eher die Klassifizierung Not gegen Elend. Und das lag nicht allein am tiefen Rasen. Der Freistoß des Bennstedters Steffen Seifert knapp über das SSV-Tor (34. Minute), der straffe Schuss von Landsbergs Matthias Hampel und die tolle Parade von FSV-Torhüter Ulf Lindeke (44.) - das war's auch schon beidseits mit Torgefahr. "Immerhin steht bei uns wieder mal die Null. Das bringt Selbstvertrauen", sagte SSV-Coach Ritschel. Sein Bennstedter Kollege Silvio Uhlmann meinte nur: "Wir hatten in dieser Saison noch kein Remis. Jetzt haben wir es."

Annett Grußer sorgte ebenfalls für ein Saison-Novum - jedenfalls aus Sicht von Christian Misch. In der 75. Minute, als ihr bei einer Rudelbildung die Kontrolle zu entgleiten drohte, schickte die Unparteiische Bennstedts Verteidiger mit Gelb-Rot vom Platz und beruhigte die Lage wieder. Misch quetschte zwar jenseits der Seitenlinie - in der ersten Erregung - einen derben Spruch zwischen den Zähnen hervor, zog dann aber gewissermaßen doch den Hut: "Na gut, sie hat zwar am Ende etwas die Linie verloren. Aber sonst pfiff sie ganz gut."

Begeisterndes bot die SG Brachstedt ihren Fans. Auch ohne Routinier Patrick Albrecht (Kreuzbandriss) fertigten die im Kampf um den Klassenerhalt steckenden Blau-Weißen den Tabellenzweiten SV Braunsbedra mit 6:0 ab. Vor allem David Reza glänzte. Seinem 1:0 (43.) ließ er nach der Pause den vorentscheidenden Doppelschlag folgen (56. / 57.). Patrick Zimmermann (52.) mit einem Strafstoß, Mirko Punde per Heber über den Torwart (75.) und Marcus Stuttfeld rundeten die gelungene Vorführung ab. Neuling Askania Nietleben schob sich mit einem 3:2-Sieg über Herrengosserstedt auf Rang zwei.