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Friseur René Duhre Friseur René Duhre: Drei schnittige Generationen

Von Silvia Zöller 04.11.2014, 17:02
René Duhre ist Friseurmeister - wie sein Opa Max und seine Mutter Ingrid. Das Familienunternehmen besteht seit 60 Jahren.
René Duhre ist Friseurmeister - wie sein Opa Max und seine Mutter Ingrid. Das Familienunternehmen besteht seit 60 Jahren. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Opa, Mutter, Sohn: Bei Familie Duhre hat das Haareschneiden Tradition. Seit genau 60 Jahren besteht das Friseurgeschäft im Paulusviertel und ist damit eines der wenigen in der Umgebung, das in der dritten Generation betrieben wird. Heute ist der 46-jährige René Duhre der Chef, Enkel von Firmengründer Max Duhre. „Generell gibt es in unserer Branche wenig Familienunternehmen“, sagt Innungs-Obermeisterin Bettina Pfeiffer.

Dass Opa Max Duhre Ende der 20er Jahre das Haareschneiden in seiner Heimat, dem kleinen Ort Letschin im Oderbruch an der heutigen Grenze zu Polen, gelernt hat - das habe ihm das Leben gerettet, meint René Duhre. „Denn in der Kriegsgefangenschaft in Sibirien schnitt er den Offizieren die Haare. Außerdem konnte er auch kochen und musste deswegen nicht unter Tage.“ Erst 1950 wurde Max Duhre aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam nach Halle, wo seine Familie bei Verwandten Zuflucht gefunden hatte.

Schnell fand er eine Anstellung in einem Friseursalon und besuchte nebenbei die Meisterschule. Mit dem Titel in der Tasche übernahm der damals 41-Jährige im Oktober 1954 den Salon eines anderen Friseurs in der Humboldtstraße, Ecke Wielandstraße. „Damals war der Salon durch eine Trennwand in einen Herren - und Damensalon aufgeteilt“, zeigt René Duhre alte Fotos. Opa Max riss die Trennwand raus, um mehr Raum zu schaffen und spezialisierte sich auf den Damensalon.

Arbeiten war in dieser Zeit jedoch weder für den Coiffeur noch für den Kunden ein Spaß. Höhenverstellbare Sessel für die Kunden waren noch nicht üblich und so musste sich der Figaro zu den Kunden bücken. Ein großes Chemielabor gehörte zur Ausstattung, darunter jede Menge Wasserstoff. Aus den Erzählungen seines Großvaters erinnert sich René Duhre auch noch an die Tortur der Heißwelle: „Da wurden Isolationsplatten unter die Wickler gelegt und jeder Wickler mit einem Kabel versehen. Damit brannte man die Locken regelrecht in die Haare ein“, so der Friseur. „Das hielt ewig“. Heute setzt er dagegen statt auf Chemie auf Pflanzenprodukte.

Spannend wurde es dann im Oktober 1964, als Max Duhre mit seinen fünf Angestellten das zehnjährige Firmenjubiläum feierte. Unter ihnen war auch die damals 16-jährige Auszubildende Ingrid, die an diesem Abend die Bekanntschaft mit dem Sohn des Meisters machte. Beide heirateten später und am 1. Januar 1983 übernahm sie das Geschäft. Ihr Sohn René hatte zunächst anderes im Sinn: „Mein Traumberuf wäre Modelltischler oder Elektriker gewesen.“ Daraus wurde nichts, aber auch nach der Ausbildung zum Elektromaschinenbauer war er nicht glücklich. Im Sommer 1989, noch vor der Wende, entschloss er sich, doch den Beruf des Friseurs zu erlernen und die Meisterausbildung dran zu hängen. Und später einmal den Laden zu übernehmen „Ich wollte unabhängig sein und nicht angestellt“, so der 46-Jährige. Und das ist er seit mittlerweile 18 Jahren. Schräg gegenüber des Ladens, den Opa Max gegründet hat, verpasst er seinen Kunden nun in der Goethestraße einen schnittigen Kopf. „Das ist das Schönste an diesem Beruf, das man Menschen glücklich machen kann. Zumindest, was die Haare angeht“, sagt Duhre. (mz)

Max Duhre zeigte auch bei Friseurschauen sein Können - und moderierte hierbei oft.
Max Duhre zeigte auch bei Friseurschauen sein Können - und moderierte hierbei oft.
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Im weißen Kittel wurde damals bei Duhres bedient.
Im weißen Kittel wurde damals bei Duhres bedient.
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Der Salon in den 50er Jahren
Der Salon in den 50er Jahren
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