Freizeitpark Leipzig Freizeitpark Leipzig: Der Bilder-Zauberer von Belantis

Halle (Saale) - Einmal altes Ägypten und zurück? Da empfiehlt sich hier ganz klar ein Umweg über Amerika: erst mit dem Kolumbus-Schiff und dann - zur Rast - ins Indianerdorf. Oder gleich eine ganze Odyssee durch die antike Welt. Schließlich laufen einem die Pyramiden nicht davon. Zumal diese eine Pyramide hier die Hauptattraktion eines ganzen Abenteuerparks ist. Als tollkühne Piste für einen Wasserfall, auf dem man sich in einem Boot in die Tiefe stürzen kann. Willkommen in Belantis, der Oase für Träume und Herzklopfen am südlichen Rand von Leipzig.
Vom Tagebau zur Traumwelt
Seit 13 Jahren ist das Gelände die erste Adresse in Mitteldeutschland, was Familienspaß angeht. Doch wie konnte die einstige Mondlandschaft des Tagebaus Zwenkau zu einer solchen Traumwelt werden? Da musste schon ein Hallenser mit Hand anlegen. Ach was, Hand anlegen! Bei Martin Roedel war vor allem der Kopf gefragt - und die komplette Kreativität eines Künstlers, der an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle die damals deutschlandweit führende Bildhauerklasse von Bernd Göbel durchlaufen hat.
Doch wie kam es dazu, dass aus dem ernsten Künstler der Bilderzauberer von Belantis werden konnte? Da hatte natürlich mal wieder Top-Manager Zufall die Hände im Spiel. Roedel hatte einen kleinen Auftrag bekommen - ein plastisches Porträt für einen ihm unbekannten Jubilar, dessen Freunde ihn überraschen wollten. Aus dem kleinen Auftakt wurde ein Kontakt und innerhalb einer Woche ein fester Job für eineinhalb Jahre - bei jenem Freizeitpark-Projekt, das quasi aus dem Nichts entstand.
Ägyptischer Tempel als Achterbahn
Roedel pausierte im Studium und machte sich mit Feuereifer daran, jener geplanten Abenteuerwelt, durch die Achterbahnen rasen und über der Karussells kreisen, ein traumhaft schönes und die Fantasie anregendes Gesicht zu geben. „Eine Reise durch die Welt und durch die Zeiten sollte es werden“, beschreibt der Hallenser die Grundintention für das Projekt von Belantis, die längst Wirklichkeit geworden ist. Und an der inzwischen immer weiter gearbeitet wird. Und werden muss! Erst im Herbst letzten Jahres wurde der zwischenzeitlich längst wieder in Halle tätige Martin Roedel für Belantis reaktiviert. Eine große neue Investition stand an - für eine Familienachterbahn: Innerhalb nur eines Monats - und auch noch über Weihnachten und Silvester - zauberte Roedel die Entwürfe aufs Papier für einen altägyptischen Tempel, der zum Bahnhof für die Achterbahn werden sollte - mit unendlich vielen witzigen und liebevollen Details.
Kreativ-Direktor von Belantis
Doch dafür musste Martin Roedel mächtig rödeln - erst zu Hause im Atelier und dann vor Ort bei der Umsetzung seiner Kreationen, etwa der Wandbilder. Wobei er selber Hand anlegte, schließlich sollte die neue Themenwelt ja noch in dieser Saison zu erleben sein. Und das ist sie nun auch - und zwar gleich als die neue Parksensation. Dabei ist das mit Sensationen in diesem Umfeld so eine Sache, denn man weiß gar nicht nicht recht, wo man zuerst hinschauen oder hinlaufen soll. Der Clou an der gesamten Anlage ist nämlich, dass sie um eine Art „Mini-Mittelmeer“ herum quasi maßstabsgetreu eine Europa-Karte abbildet und mit Spielanlagen sozusagen illustriert. Man merkt dem aus dem thüringischen Altenburg stammenden Martin Roedel an, wie stolz er auf diese Erlebniswelt ist, bei deren Aufbau er so etwas wie ein Kreativ-Direktor war. Und in engster Zusammenarbeit mit Architekten und Statikern Träume wahr werden ließ. Und technische Details vor den Blicken versteckte: Was sich besonders eindrucksvoll am Trojanischen Pferd von Belantis zeigt, das - wie sein legendäres Vorbild - etwas sehr Wichtiges verbirgt: Im Freizeitpark ist es ein Maschinenraum.
Der ernsthafte Künstler Roedel
Freilich gibt es auch noch den anderen Künstler Martin Roedel, der etwa im Team von Bernd Göbel an der Neugestaltung der Bögen des berühmten halleschen Stadtgottesackers mitwirkt. Und der an der Fassade des Pfarrhauses der Moritzkirche das Porträt des „Rasputins von Halle“, Johann Friedrich Struensee, geschaffen hat. Dem sieht man auch an, das sein Urheber ein ernsthafter Künstler mit einem besonderen Talent ist: einer heiteren Sicht auf die Welt. (mz)


