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"format filmkunstverleih" aus Halle  "format filmkunstverleih" aus Halle : Der etwas andere Filmverleiher

Von Sandy Schulze 17.10.2015, 13:00
Im Dezember 2014 ist die Programmvideothek „format filmkunstverleih“ auf die gegenüberliegende Seite der Geiststraße gezogen. Auf 180 Quadratmetern können Kunden aus 15.000 DVDs wählen.
Im Dezember 2014 ist die Programmvideothek „format filmkunstverleih“ auf die gegenüberliegende Seite der Geiststraße gezogen. Auf 180 Quadratmetern können Kunden aus 15.000 DVDs wählen. Lutz Winkler Lizenz

Wenn man einfach dorthin zurückspulen könnte, wo Friedemann Fanenbruck einst zu seiner Leidenschaft für Filme fand, würde man schnell in einer Videothek im Lemgo der 90er Jahre landen. Nicht bei den Actionfilmen mit den gewaltigsten Explosionen und den schönsten Frauen, sondern am Regal „Der besondere Film“. Damals hatte der Jugendliche zusammen mit seinen Freunden Filme wie „Der Mann der Friseuse“ und die Werke des Amerikaners Jim Jarmusch entdeckt. Als die Rubrik irgendwann den Blockbustern weichen musste, wusste der heute 39-Jährige noch nicht, dass ihn dieser Verlust viele Jahre später dazu leiten würde, eine eigene Programmvideothek zu eröffnen. Und das ganz ohne Zurückspulen und Bandsalat.

Von der Kinoleinwand ins Wohnzimmer

Nach der Schule ging es erst in eine andere Richtung: nach Halle zum Umwelttechnik-Studium. Der Stadt ist er seitdem treugeblieben, seinem Studiengang konnte er nach einiger Zeit weniger abgewinnen. Auch eine spätere Ausbildung war nicht die richtige. Dabei hatte er das, was ihm wirklich wichtig war, während dieser Zeit schon längst nebenbei gemacht und für den alternativen Club La Bim das Kinoprogramm gestaltet.

Vor neun Jahren schließlich wagte Fanenbruck den Schritt in die Selbstständigkeit. „Das, was das La Bim auf der Leinwand geboten hat, wollte ich auch, nur eben in Form einer Videothek“, erklärt er. „Als es ernst wurde, lief es mir eiskalt den Rücken herunter.“ Denn ob dieses Konzept mit alten, Kunst- und ausländischen Filmen oder Dokumentationen wirklich funktionieren konnte, war völlig ungewiss. Viele lange Filmlisten, Finanzierungs- und Gestaltungspläne weiter zog der Format-Filmkunstverleih, unterstützt von Geschäftspartnerin Frauke Uhlmann, in der Geiststraße ein.

Schatztruhe an Independent-Filmen

Damals noch mit 3000 DVDs, heute sind es 15.000. Weil die Videokassette damals gerade erst von der DVD abgelöst worden war, waren viele der Liebhaberfilme, die Fanenbruck anschaffen wollte, noch nicht erhältlich. Über die Jahre ist die Auswahl stetig gewachsen und füllt viele Regalmeter. Sortiert unter anderem nach Regisseuren und Ländern, nach Genres und Jahrzehnten.

Damit, dass das gemütlich gehaltene Geschäft gleich nach der Eröffnung gut laufen würde, hatte der Inhaber nicht gerechnet. Zu Spitzenzeiten war der Verleih täglich zehn Stunden geöffnet. „Man hat gemerkt, dass es eine Lücke gab“, sagt Friedemann Fanenbruck. Gerade viele der Independent-Filme waren, ohne sie zu kaufen, sonst nirgendwo erhältlich.

Kampf gegen die Streamingdienste

Seit dem vergangenen Herbst weht der Wind wie für viele andere Programmvideotheken auch in der Geiststraße schärfer. Zwar hat sich der Format-Filmkunstverleih erst im Dezember vergrößert und ist auf die gegenüberliegende Straßenseite gezogen, als die Umzugspläne begonnen hatten, war es Fanenbruck allerdings noch gewohnt, dass sich das Geschäft nach der mauen Sommerzeit in den kälteren Monaten wieder erholte.

Zuletzt blieb dieser Sprung allerdings aus, die Kundenzahlen blieben abgesehen von den Wochenenden, auch im Winter schlecht. „Ich vermute, dass es daran liegt, dass zu dieser Zeit ein großer Streamingdienst an den Start gegangen ist.“ Über ein Abonnement können Filme dann sofort zu Hause angeschaut werden, ohne das Haus verlassen zu müssen. Friedemann Fanenbruck versucht vor allem mit seinem breiten Angebot ein Gegengewicht zu schaffen. Von jedem Titel gibt es höchstens zwei Stück. Wenn eine DVD einmal vergriffen ist, kommt kaum ein Kunde ganz ohne Film wieder nach Hause. An den Regalen auch einmal links und rechts zu schauen oder sich Empfehlungen zu holen, bleibt einer der Vorteile des Verleihs. Und vielleicht lohnt es sich dann auch „Der Mann der Friseuse“ aus dem Regal zu ziehen. Zu finden unter „Regisseure A-Z“. (mz)