Firma in Gröbers Firma in Gröbers: Muffenrohr als Verkaufshit
Gröbers/MZ. - Muffenrohr - die S-Bahn saust an einer neuen Werkhalle mit dieser Aufschrift vorbei. Mancher Reisende, der zwischen Halle und Leipzig unterwegs ist, grübelt: Muffenrohr in Gröbers - wer oder was ist das eigentlich? Die MZ lüftet dieses Geheimnis in ihrer heutigen Folge der Serie "Menschen und Wirtschaft".
Einer derjenigen, die über Muffenrohr bestens Bescheid wissen, ist der Hallenser Ekkehard Todte. Der 47-jährige Ingenieur arbeitet bei Muffenrohr. Seine Erfahrung: "Viele empfinden den Namen als ungewöhnlich, selbst die Mitarbeiter der Telefon-Auskunft." Dem Rätselraten kann Todte aber rasch ein Ende machen. Ein Muffenrohr, erklärt der Niederlassungsleiter, sei schlicht ein Gussrohr mit einer angeformten Muffe. Und damit treibe das Unternehmen, das auf eine zehnjährige erfolgreiche Entwicklung im Saalkreis zurückblickt, Handel in der Region. Todte: "Der wichtigste Posten im Sortiment ist gleichzeitig auch der Firmenname."
Das Unternehmen Muffenrohr ist laut Todte überall gefragt, wo Flüssigkeiten oder Gase via Pipeline transportiert werden sollen. Entsprechend vielfältig sind die Dimensionen der Rohre, Armaturen und anderen Teile. Einen Eindruck davon vermittelt der Lagerplatz des Handelshauses zwischen B 6 und Eisenbahn. Auf dem Gelände, das sich über 20 000 Quadratmeter erstreckt, erwarten die Kundschaft sowohl Verschraubungen mit einem Durchmesser von 20 Millimetern als auch riesige Einzelanfertigungen, durch die ein ausgewachsener Mann bequem laufen kann. Entsprechend ist die Spannweite der Umsätze. Mancher Posten schlägt mit einigen zehntausend Euro zu Buche.
Als ein "Hingucker" erweist sich gegenwärtig die größte Armatur, die Muffenrohr bisher beschafft und verkauft hat. Dabei handelt es sich laut Todte um eine Absperrklappe mit einem Durchmesser von 2,4 Meter, die demnächst in einem Rohrleitungssystem im Chemiepark Bitterfeld eingebaut werden soll. Insgesamt umfasst das Sortiment rund 12 000 Artikel. Lagermeister Frank Riedel, einer von zwölf Mitarbeitern, ist der Mann mit Überblick. Alles, was Rohrleitungsbauer im Untergrund verlegen können, stellt der Merseburger in kurzer Zeit für den Transport bereit . Hilfe gewährt im Bedarfsfall die Firmenzentrale des 90-jährigen Unternehmens im badischen Ottersweier. Neben der Industrie gehören viele kommunale Betriebe für Wasser, Abwasser und Gas aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zu den Stammkunden.
Jene, die ihre Bestellungen direkt in Gröbers aufgeben wollen, können den Betrieb kaum verfehlen. Als Orientierung dient unter anderem ein wuchtiger Klinkerbau neben dem Firmensitz. "Das war früher die Schaltwarte des ehemaligen Kohlekraftwerkes", sagt Dieter Körner, der zumeist mit Lkw und Kran unterwegs ist. Der Mann aus dem benachbarten Zwintschöna ist schon so etwas wie ein Muffenrohr-Urgestein. Er staunt selbst, wie rasch sich die kleine Niederlassung entwickelt.
Einige Fotos, sonst erinnert nichts mehr an die Provisorien der Anfangsjahre, als man das Wasser noch im Kanister in die ehemalige LPG-Baracke getragen habe. Diese Geschichte kursiert immer wieder, so auch kürzlich in der Runde zu Körners 60. Geburtstag. Sein Nachfolger steht quasi schon in den Startlöchern. Das Handelshaus bildet seinen Nachwuchs an Fachleuten nämlich selbst aus. Jan Pötsch aus Halle ist auf dem Wege zum Facharbeiter für Lager und Transport. Ab August soll ein weiterer Lehrling seine Ausbildung beginnen.