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Feuerwerks-Verbot in Großstädten Feuerwerks-Verbot in Großstädten: Sollte man private Böllerei auch in Halle abschaffen?

Von Tanja Goldbecher 30.12.2018, 08:00
An Silvester wird es in Halle wie hier am Uniring richtig laut und auch dreckig. Die Grafik zeigt, wie stark sich die Feinstaubbelastung  gegen null Uhr erhöht. Als Feinstaub (PM10) bezeichnet man Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 10 Mikrometern.
An Silvester wird es in Halle wie hier am Uniring richtig laut und auch dreckig. Die Grafik zeigt, wie stark sich die Feinstaubbelastung  gegen null Uhr erhöht. Als Feinstaub (PM10) bezeichnet man Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 10 Mikrometern. Tobias Büttner

Halle (Saale) - Böller fliegen im Sekundentakt über die Straßenbahnschienen. Raketen explodieren neben dem bronzenen Händel. Rauchschwaden steigen über dem Marktplatz empor. Zwei Jugendliche fassen sich an den Händen und laufen davon.

„Das ist zu gefährlich hier“, sagt ein junger Mann und will sich zum Eselsbrunnen zurückziehen. Es sind Video-Szenen aus der vorigen Silvesternacht. Auch wenn auf dem Markt besonders viele Privatpersonen Raketen und Böller zünden, wird auch andernorts in Halle reichlich geknallt.

Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Während in anderen deutschen Städten wie Hannover und Weimar ein Böllerverbot in der Innenstadt beschlossen wurde, ist man in Halle weit entfernt davon.

Aus dem Rathaus heißt es, dass das Knallen vor Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Fachwerkhäusern verboten ist. Ein generelles Böllerverbot in der Stadt müsse jedoch die Polizei festlegen.

Polizei sieht keine Notwendigkeit für Böllerverbot

Doch auch die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd nimmt von einem solchen Verbot Abstand. Laut einer Sprecherin ist es in den vergangenen Jahren an Silvester zwar zu kleineren Bränden und Verletzungen gekommen. Man habe jedoch keine größeren Vorfälle registriert.

Anders in Hannover: Wie die Hannoversche Allgemeine berichtet, wurden 2017/2018 zwei Kinder von Böllern verletzt. Ein neunjähriges Mädchen wurde im Gesicht getroffen und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Immer wieder seien in der Stadt Böller auf Menschen geworfen worden. Deshalb habe sich die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Polizei nun für ein solches Verbot entschieden.

Dass es in Halle ruhiger zugeht, bestätigt auch die Hallesche Verkehrs-AG (Havag): Die Schäden in den vergangenen Jahren waren gering. Trotzdem nimmt die Havag vom 29. Dezember bis zum 2. Januar die meisten Fahrkartenautomaten außer Betrieb. Die Deutsche Post will an einigen Standorten zur Silvesterzeit sogenannte Einwurfsperren anbringen.

Landesamt für Umweltschutz warnt vor Feinstaubbelastung

Sicherheit und Vandalismus sind nur zwei Gründe gegen das private Knallen. Auch das Landesamt für Umweltschutz schlägt Alarm. Ursache ist die Feinstaubbelastung. Hat die Messstation an der Merseburger Straße in den vergangenen Tagen bis zu 20 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft gemessen, steigt der Wert in der Silvesternacht in Halle auf bis zu 380 Mikrogramm.

In der Saalestadt kann das neue Jahr 2019 auf diversen Partys und Veranstaltungen begrüßt werden. Unter anderem lädt das Dormero Hotel zu einem Dinner und einer rauschenden Party ein.

In der Palette wird ab 22 Uhr gefeiert, das Flower 2.0 am Moritzburgring lädt seine Gäste bereits ab 18 Uhr ein.

Mit einem großen Buffet und viel Musik kann man im Halleschen Brauhaus ab 18 Uhr das Jahr 2018 verabschieden.

Bereits ausverkauft ist der Silvesterball des Neuen Theaters.

Wer das Jahr ruhiger ausklingen lassen möchte, ist in der Marktkirche richtig. Dort gibt es ab 18 Uhr ein Orgelkonzert.

In Leuna, das sich direkt in der Mitte der Metropolregion Halle-Leipzig befindet, wurden beim vergangenen Jahreswechsel sogar 750 Mikrogramm Feinstaub gemessen. Der zulässige Tageswert liegt bei lediglich 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. „Das traditionelle Feuerwerk sieht zwar schön aus, belastet aber Gesundheit und Umwelt mit Feinstaub, Lärm und Müll“, sagt Sandra Hagel, Präsidentin des Landesamtes für Umweltschutz in Sachsen-Anhalt. Feinstaub kann die Atemwege schädigen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen. Hagel hofft, dass sich deshalb möglichst viele Menschen gegen die private Knallerei entscheiden.

Widerspruch kommt vom FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Sitta: „Zum Faktencheck gehört, dass laut dem Umweltbundesamt die Feinstaubemissionen zwischen 1995 und 2015 um 38 Prozent gesunken sind.“ Jeder sollte Silvester feiern, wie er möchte. Auch die Grünen sind vorsichtig mit einem Verbot. „Man sollte zunächst eine Debatte in der Bevölkerung anstoßen, bevor man private Feuerwerke gleich verbietet“, sagt die Fraktionsvorsitzende Inés Brock. (mz)