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Festungen in Sternenform

Von CLAUDIA CRODEL 23.12.2009, 17:37

HALLE/MZ. - Die Notwendigkeit begründet sich durch die Entwicklung der Artillerie. Die Reichweite der Geschütze hatte sich wesentlich erhöht, deshalb musste man Städte anders schützen. Kein Wunder also, dass das 17. Jahrhundert die Hoch-Zeit der Festungskriege war.

Hübner hat sich intensiv mit dem Festungsbau beschäftigt und eine Kabinettausstellung mit dem Titel "Architectura von Vestungen" zusammengestellt. In ihr wird eine repräsentative Auswahl an Werken der so genannten Fortitifikations- also Befestigungsliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts vorgestellt. Auch militärwissenschaftliche Abhandlungen über das Artilleriewesen sind zu sehen.

"Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Bücher wir zu einem bestimmten Thema in unserer Bibliothek finden", freut sich Bibliothekschefin Brigitte Klosterberg. Bei der Literatur über den Festungsbau kam zugute, dass es seinerzeit in jeder Bibliothek eine umfangreiche Abteilung zur Militärliteratur gegeben habe.

Aus der Literatur wird deutlich: Neue Städte sollten mit den modernsten Stadtbefestigungen ausgestattet werden. Die Mauern gaben den Grundriss vor. Die Städte wurden in die Festungsmauern hineingebaut. Dabei wird schnell klar: Beim Entwurf von Festungen ging es nicht nur um Notwendigkeiten aufgrund der militärischen Entwicklung. "Der Festungsbau wurde vielmehr als angewandte Mathematik und Geometrie betrachtet. Die Mathematik gehörte zum Bildungskanon, auch bei uns in den Stiftungen", so Hübner. Viel Theorie und ein Spiel mit Formen waren dabei wesentlich.

So findet man in den gezeigten Büchern teils sehr eindrucksvolle Festungskonstruktionen. In einem Buch des Franzosen Jacques Perret von 1601 werden Pläne von Phantasie-Städten gezeigt. Eine sternförmige Konstruktion ist in der Kabinettschau aufgeschlagen. Michael Hübner ist von diesem Grundriss begeistert, auf dem Stadt und Zitadelle räumlich getrennt erscheinen. In der Mitte der Stadt steht eine Art Hochhaus mit neun Stockwerken. "Ober auf das Hochhaus ist eine Plattform gesetzt, von der aus man nicht nur weit in die Umgebung schauen kann. Sie sollte auch zum Starten von Lustfeuerwerken dienen", erläutert Hübner.

Ihren Titel erhielt die Kabinettschau übrigens nach einem Buch von Daniel Specklin (1536 bis 1589). Seine "Architectura von Vestungen" erregte seinerzeit im deutschsprachigen Raum großes Aufsehen. Natürlich sind nach solchen Konstruktionen auch wirklich Festungen gebaut worden. An der Wand des Kabinettraums hängt beispielsweise ein Grundriss der Festung "Bergen op Zoom" in Holland. Auch die Zitadelle in Spandau oder die Festung in Breisach am Rhein sind nach solchen Vorbildern entstanden.

Die Schau ist noch bis zum 18. April im Gebäude der Historischen Bibliothek, Haus 22, zu sehen.