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Exportschlager Street Art Exportschlager Street Art: Auch in Rumänien nun Wandgestaltung made in Halle

Von Silvia Zöller 08.09.2019, 10:00
Zwölf mal fünf Meter groß ist das Wandbild in der rumänischen Stadt Reșiţa, das der hallesche Künstler Danilo Halle gestaltet hat. Es soll nicht das einzige bleiben.
Zwölf mal fünf Meter groß ist das Wandbild in der rumänischen Stadt Reșiţa, das der hallesche Künstler Danilo Halle gestaltet hat. Es soll nicht das einzige bleiben. Schellhorn

Halle (Saale) - 724 bunte Dreiecke sind seit Kurzem auf einer ansonsten maroden Wand im rumänischen Reșiţa zu sehen. Es ist die erste großflächige Street Art - zwölf mal fünf Meter - in der Industriestadt im Banater Gebirge und wurde gestaltet von dem Hallenser Danilo Halle. „Die Dreiecke wachsen von unten nach oben und sollen so symbolisieren, dass man mit Kunst nach oben kommen kann“, erklärt der 31-Jährige.

Denn es geht bei dem Projekt um mehr: Die von knapp 100.000 auf rund 73.000 Einwohner geschrumpfte Industriestadt will mit großflächiger Wandgestaltung die Stadtentwicklung positiv beeinflussen - so wie es im Osten Halles und in Neustadt schon durch die Freiraumgalerie geschehen ist.

„Stadtverwaltung strebt eine enge Kooperation mit der Freiraumgalerie an“

„Die Stadtverwaltung strebt eine enge Kooperation mit der Freiraumgalerie an. Gemeinsam soll ein Konzept für die Stadt entwickelt werden“, sagt Danilo Halle. Wie genau dies geschehen soll, dazu laufen derzeit die Absprachen.

Schon 2017 hatte die Freiraumgalerie Kontakte nach Rumänien geknüpft, als die halleschen Künstler zu einem Kongress eingeladen hatten - auch das Projekt FIS Art, das in der etwa 100 Kilometer von Reșiţa entfernten rumänischen Großstadt Timisoara seit 2011 jährlich ein „Festivalul Internaţional de Street Art – FISArt“ ausrichtet.

„Der Bürgermeister von Reșiţa hatte ein offenes Ohr“

„Die Rumänen waren damals davon fasziniert, wie gut hier in Halle die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist“, berichtet Danilo Halle. Auf Einladung der FISArt gestaltete Danilo Halle dann 2018 eine Wand in einem Dorf in der Nähe von Timișoara und knüpfte Kontakte. „Der Bürgermeister von Reșiţa, Ioan Popa, hatte ein offenes Ohr“, so der hallesche Künstler.

Es folgte eine Einladung zu einem einer Konferenz im Juli, auf der Danilo Halle vorstellen konnte, welche Auswirkungen Street Art auf die Stadtentwicklung von Halle hatte - heute ist das ehemals heruntergekommene Viertel um die Landsberger Straße dank großflächiger Fassadengestaltung ein Anziehungspunkt geworden. Auch die FISArt ist in die Kooperation zwischen der Freiraumgalerie und der Stadt Reșiţa eingebunden.

In den 1990er Jahren enorm viele Einwohner verloren

Und verblüffend war für Danilo Halle auch, wie verblüffend ähnlich sich die Geschichten von Reșiţa und Halle sind: Beide Städte haben in den 1990er Jahren enorm viele Einwohner verloren, bedingt durch den Niedergang zahlreicher Industriebetriebe. Beide haben eine Altstadt und eine Neustadt mit Wohnblöcken. „Heute gibt es in Reșiţa nach wie vor viel Leerstand, Industrieruinen und einen Imageverfall“, so Danilo Halle. Und genau dagegen möchte die rumänische Stadt nun mit Kunst angehen.

Quasi zu Demonstrationszwecken hatte die Stadt auch gleich ein Wandbild in Auftrag gegeben. Wo, an welchem Gebäude und welches Motiv, das konnte sich der hallesche Künstler frei aussuchen. „Die Genehmigung habe ich dann schnell und unkompliziert erhalten“, berichtet er. Ausgesucht hat er sich die Seitenwand einer alten Stahlfabrik, die zwar teilweise noch genutzt wird, teilweise aber verfällt.

Fläche erst einmal gründlich säubern und neu verputzen

Und so war auch die Wandfläche so bröckelig, dass Danilo Halle mit der Unterstützung von Roland Mattmüller von der Freiraumgalerie die Fläche erst einmal gründlich säubern und neu verputzen musste - jedoch nur die zwölf mal fünf Meter für das Wandbild. Damit ergab sich gleich eine doppelte Symbolik: eine sanierte Teilwand an einem maroden Gebäude, das selbst Teil der Geschichte des Imageverlustes der Stadt Reșiţa ist.

Das bunte Wachsen der Stadt wird nun auch schon ohne fertiges Konzept weitergehen. Die Stadt hat bereits eine argentinische Künstlerin eingeladen, sagt Danilo Halle. Und er selbst wird 2020 eine weitere Wand in Reșiţa gestalten. An der Sprache werde die Kooperation mit Rumänien nicht scheitern, ist sich der hallesche Künstler sicher. Viele Menschen in Reșiţa sprechen sehr gut Englisch und auch Deutsch, berichtet Danilo Halle. Jedoch spiele Partizipation keine große Rolle in Rumänien, was aber für die Freiraumgalerie immer wichtig ist: „Die Bevölkerung soll unseren Ansatz verstehen.“ (mz)

Industriebauten und Wohnblocks bestimmen das Ausstehen von Reșiţa.
Industriebauten und Wohnblocks bestimmen das Ausstehen von Reșiţa.
Schellhorn