Ausraster im Video: Exklusives Video: Hier hackt sich ein Mann in Halle aus einem Linienbus

Halle (Saale) - Eine Frau trommelt gegen die Tür eines stehenden Busses. Sie schreit. Plötzlich gehen die Türen auf. Aber nur kurz. Ein Passant springt hinein. Danach schließen sich die Türen des Busses wieder. Andere Fußgänger bleiben stehen und blicken fassungslos auf die Szenerie im Inneren. Drinnen poltert es, dann herrscht Stille. Auf einmal klirren Fensterscheiben und ein Mann klettert aus dem Bus - läuft schimpfend davon.

Diese Szenen sind nicht etwa dem Gehirn eines Drehbuchautors entsprungen, sondern ereigneten sich am Sonntagnachmittag in der Torstraße. Eine Anwohnerin dreht das beinahe schon filmreife Geschehen vom Balkon ihres Hauses aus. „Ich konnte kaum fassen, was sich da unter mir abspielt“, sagt die Frau, die allerdings unerkannt bleiben möchte. Geistesgegenwärtig drückt sie auf den Aufnahmeknopf ihrer Kamera, als der Mann vom Bus flieht. Stellt ihre Aufnahmen später sogar der Polizei zur Verfügung.

Aber was war genau passiert? Liest man die Mitteilung der Polizei am nächsten Tag, dann klärt sich das Bild. Demnach hat ein betrunkener 25-Jähriger, nach seiner Festnahme wird ein Test 2,8 Promille im Blut des jungen Mannes nachweisen, in dem Bus randaliert, Fahrgäste beschimpft und am Ende den Busfahrer angegriffen - verletzt ihn sogar.

Alles beginnt, als der Mann gegen 16 Uhr am Rannischen Platz in den Bus der Linie 61 einsteigt. Dabei hat er wohl einen Döner, den er im Bus essen will. Als der Busfahrer ihm das aber untersagt, rastet der 25-Jährige aus: Er beschimpft den Fahrer. Als andere Fahrgäste ihn beruhigen wollen, wird er immer aggressiver. Am Ende kommt es zu einem Kampf zwischen dem 25-Jährigen und dem 44-jährigen Busfahrer.

Der Fahrer wird verletzt und schlägt daraufhin Alarm: Er ruft die Polizei. Dann trifft der Busfahrer eine ungewöhnliche Entscheidung: Er schließt die Türen des Busses. Eine Flucht des Unruhestifters scheint nun unmöglich. Aber auch die anderen Fahrgäste und der Fahrer selbst sitzen in der Falle mit dem äußerst aggressiven und betrunkenen Mann.

„Grundsätzlich ist die Reaktion Ermessenslage. Weil jeder Fall anders ist, gibt es kein vorgeschriebenes Prozedere“, so die Sprecherin der Halleschen Verkehrs AG (Havag), Iris Rudolph. Der Fahrer habe die Lage im Bus als ruhig eingeschätzt, Fahrgäste wurden nicht bedroht. Um den Täter an der Flucht zu hindern, schloss er die Türen. Man könne sich vorstellen, „dass es sehr schwierig ist, in Sekundenschnelle, wenn man selbst verletzt wurde, mit Fingerspitzengefühl die richtige Entscheidung zu treffen“, so die Sprecherin. Der Vorfall im Bus werde derzeit von der Polizei und der Havag untersucht. Was geschah, sei nicht vorhersehbar gewesen.

Das Ende: Eingeschlossen im Bus rastet der Betrunkene völlig aus. Er schlägt gegen die Scheiben der Bustür. Die Scheibe geht zu Bruch. Der Mann klettert durch die Glasscherben, läuft schimpfend in Richtung Kurt-Tucholsky-Straße, wo er später von der Polizei aufgegriffen wird - mit Schnittwunden an den Armen. (mz)