Ermittlung im Kindergarten
Lieskau/MZ. - Die Vorfälle kamen an die Öffentlichkeit, als sich Eltern bei der Kommune über das Vorgehen der Erzieherin Roswita H. beschwerten. Sie soll Kinder zum Essen gezwungen haben, so dass sie sich erbrachen. Auch vom Verbot, die Toilette zu benutzen, ist die Rede. Vorwürfe, die am Donnerstag Michael Kirmas, Vorsitzender des Elternkuratoriums, bestätigte. "Wir haben sofort reagiert und der Frau gekündigt", erklärte Bürgermeister Klaus Radel (SPD). Fast gleichzeitig stellten Eltern Strafanzeige gegen Erzieherin Annett V..
"Wir ermitteln gegen sie", bestätigte der hallesche Staatsanwalt Klaus Wiechmann der MZ. Die Kindergärtnerin habe nach bisherigem Ermittlungsstand einen dreijährigen Jungen auf den kalten Fliesenboden gedrückt. Es sei noch nicht entschieden worden, ob Anklage erhoben wird. Aufgrund dieser Anzeige kündigte die Gemeinde auch Annett V. und Regina G., der damaligen Leiterin. Letztere habe nicht dafür gesorgt, dass die Missstände abgestellt wurden, so die Begründung von Klaus Radel. Das Landesjugendamt befürwortete die Entscheidungen des Gemeinderats. "Wir haben uns in der Kita umgeschaut, die Situation geprüft und Gespräche mit dem Team geführt. Daraufhin wurde eingeschätzt, dass das fachgerechte und verantwortungsbewusste Handeln zu diesem Zeitpunkt mangelhaft war", sagte Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamts, zu dem das Landesjugendamt gehört.
Gegen diese Beurteilung legte Rechtsanwalt Reinhart Glauer, der Annett V. und Roswita H. vertritt, Dienstaufsichtsbeschwerde ein. Die Gemeinde habe sich, so Glauer, inzwischen mit beiden Mandantinnen gütlich geeinigt, eine betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen und die Anschuldigungen nicht aufrechterhalten. Dazu wollten sich der Bürgermeister und der Rechtsanwalt der Gemeinde auf Anfrage aber nicht äußern. Regina G. klagt vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung.
Die Tagesstätte leitet nun ein Diplom-Pädagoge. "Er wird von den Steppkes sehr gut angenommen", lobte Klaus Radel. Auch sei die Zahl der Hortkinder gestiegen. "Ein neuer Geist hat in den vergangenen Wochen Einzug in die Einrichtung gehalten. Wir möchten jetzt nur noch nach vorn schauen und einen Schluss-Strich unter die Vorkommnisse ziehen", so Elternvertreter Michael Kirmas.