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Erinnerungszeichen an jüdische Mitbürger zerstört Erinnerungszeichen an jüdische Mitbürger zerstört: Kerzen für die «Stolpersteine»

Von Heidi Pohle 07.05.2004, 19:00

Halle/MZ. - Die Steine sollten unter anderem an das Schicksal der jüdischen Familie Winzymer erinnern, die bis zur Deportation im Jahr 1938 mit drei Kindern in der Leipziger Straße 4 lebte. Der Verein Zeit-Geschichte(n) betreut das Projekt "Stolpersteine", das 1992 von dem Kölner Künstler Gunter Demnig initiiert wurde. Seitdem wurden rund 3 500 Gedenksteine in ganz Deutschland verlegt - auch die in der Leipziger Straße. Halle ist die 38. Stadt, die sich an dem Projekt beteiligt.

Nun stehen an den Stellen der entwendeten "Stolpersteine" Kerzen. "Wir wollen damit ein Bekenntnis zu der Aktion abgeben und rufen alle Hallenser auf, morgen und an den nächsten Tagen ebenfalls Kerzen aufzustellen", so Heidi Bohley. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", fügte sie hinzu. Deshalb sei die Aktion "Stolpersteine" am Freitag auch wie geplant fortgesetzt worden: "Wir haben neun weitere Steine vor Wohnhäusern ehemaliger jüdischer Bürger in die Gehwege eingelassen, beispielsweise in der Großen Ulrichstraße."

Der Bildhauer Gunter Demnig, der die Steine in Halle selbst verlegt hatte und am Freitagabend im nt einen Vortrag über sein Projekt hielt, glaubt: "Das war eine geplante Aktion." So etwas sei in keiner anderen Stadt passiert. "Ich bin sehr traurig und hoffe nur, dass die Täter gefasst werden." Auf alle Fälle wolle er die fehlenden Steine ersetzen - voraussichtlich bis Oktober.

Hallenser, die von der Erinnerungs-Aktion in der MZ gelesen hatten und sie sich am Freitag anschauen wollten, riefen in der Redaktion voller Empörung an, darunter Constance Fege, die am Boulevard arbeitet. "Gleich am Morgen bin ich vorbei gegangen und habe nur noch ein großes Loch gesehen", sagte sie. Solch eine Tat sei entsetzlich. Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) kündigte an, die "Stolpersteine" künftig besser abzusichern. Sie sei, wie sie sagte, tief betroffen: "Es ist mir völlig unverständlich, wie man so etwas tun kann."

Kontakt zum Verein gibt es unter Telefon 0345 / 20 36 040 oder über die E-Mail-Adresse

[email protected].