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Er hegte und schützte die Leopoldina Er hegte und schützte die Leopoldina: Benno Parthier mit 87 Jahren gestorben

Von Kai Gauselmann 10.09.2019, 13:30
Benno Parthier war zwischen 1990 und 2003 Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina mit Sitz in Halle.
Benno Parthier war zwischen 1990 und 2003 Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina mit Sitz in Halle. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Heute ist es eine steingewordene Selbstverständlichkeit, dass das „Weiße Haus“ von Halle, wie die Leopoldina im Volksmund heißt, seinen Sitz an der Saale hat - und unbestritten die Nationale Akademie der Wissenschaften ist. Dabei war das lange ungewiss. Dass es gut endete, ist auch das Verdienst von Benno Parthier. Wie die Leopoldina mitteilte, starb ihr Altpräsident schon am 25. August mit 87 Jahren.

Nach der Wende sollen regionale Akademien anderer Bundesländer versucht haben, die Wirkung der Leopoldina zu begrenzen. Sie sollte nur die Akademie Sachsen-Anhalts sein. Benno Parthier war ein halbes Jahr nach der Wende zum Leopoldina-Präsidenten gewählt worden - und machte unmissverständlich klar: „Die Leopoldina ist eine länderübergreifende Akademie internationalen Zuschnitts. Sie kann keinen provinziellen Anstrich bekommen.“

Jörg Hacker „Leopoldina verliert mit ihrem Altpräsidenten einen herausragenden Forscher“

Parthier, ein zurückhaltender, aber beharrlicher Mensch, hielt diesen Anspruch immer hoch. Zwar wurde die Leopoldina erst 2008 Nationalakademie, fünf Jahre nach seiner Amtszeit. Es wurde aber geerntet, was der Pflanzenbiochemiker gesät hat. „Die Leopoldina verliert mit ihrem Altpräsidenten einen herausragenden Forscher, der die Akademie in den Jahren seiner Präsidentschaft entscheidend prägte und damit die Grundlagen für ihre Ernennung zur Nationalen Akademie der Wissenschaften geschaffen hat“, sagt Leopoldina-Präsident Jörg Hacker.

Beharrlichkeit lernte Parthier wohl in jungen Jahren. Geboren und aufgewachsen in Holleben, das heute zu Teutschenthal (Saalekreis) gehört, musste er schon als Junge auf dem elterlichen Hof arbeiten. Pflanzen waren sein Lebensthema. Seinen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf erwarb sich Parthier unter anderem mit Forschungen zur Wirkung von Jasmonaten, einer Gruppe pflanzlicher Botenstoffe, und zur Zelldifferenzierung in Pflanzen.

Benno Parthier wird 1990 Leopoldina-Präsident

Parthier hat in Halle Biologie studiert und wurde hier promoviert. Nach der Habilitation wurde er Abteilungsleiter am Institut für Biochemie der Pflanzen. Institutschef wurde er nicht - er hatte früh abgelehnt, in die Partei einzutreten. 1990 wurde das Institut umbenannt und Parthier doch noch Direktor: Weil ihn die Mitarbeiter wählten. Im selben Jahr wurde er Leopoldina-Präsident.

Zu seinem Amtsverständnis sagte Parthier, der eine Pflanze dieser Region war, aber weit über sie hinaus ragte: „Ich fände es schlimm, wenn es später hieße, dass unter meiner Präsidentschaft Dinge beschlossen wurden, die kurzsichtig gewesen sind oder die aus Ängstlichkeit heraus geboren wurden.“ Weder das eine noch das andere kann man dem 24. Präsidenten der Leopoldina nachsagen.

(mz)