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Eisdom Halle Eisdom Halle: Schwitzen für Kälte, aber wann kommt der Umbau?

Von Dirk Skrzypczak 03.09.2018, 12:00
Steffen Kahl pinselt mit Farbe die Markierungen auf das Eis.
Steffen Kahl pinselt mit Farbe die Markierungen auf das Eis. Silvio Kison

Halle (Saale) - „Ich hoffe, ihr habt eine Unterhose an“, sagt Steffen Kahl und öffnet den Eingang zum Sparkassen-Eisdom. Es ist nur ein Schritt in eine andere Welt. Draußen scheint die Sonne bei über 20 Grad Celsius. In der Halle sind es acht Grad, und Kahl, der Eismeister, ist dick eingepackt wie im Winter. Am Wochenende begann die Schlittschuh-Saison in Sachsen-Anhalts einziger Eissportarena.

Dafür schwitzen Kahl und sein Team seit Wochen. „Die Hitze hat uns zu schaffen gemacht, weil das Kühlaggregat bei über 30 Grad Celsius Außentemperatur in die Knie gegangen ist. Lange war nicht sicher, ob wir den Termin für den Saisonstart überhaupt halten können.“

Eisdom in Halle: Die Kunst des Eises

Seit Mitte August kann die Kälte durch Schläuche in die Halle strömen. Das Eis Schicht für Schicht aufzubauen, ist eine Wissenschaft für sich. Acht Zentimeter ist der Eispanzer schon dick, weitere zwei Zentimeter sollen es noch werden. Damit das Eis schön weiß wird, wurde das Wasser mit Naturkreide vermischt. „Die ist umweltfreundlich und so unbedenklich wie Lebensmittelfarbe“, sagt Kahl, 52, der sich seit elf Jahren um die Eisqualität in Halle kümmert.

Apropos Farbe: Die großen Logos im Eis sind Einleger. Linien und Punkte werden indes per Hand gemalt. „Dann kriechen wir tagelang auf den Knien über das Eis“, erzählt Kahl. Ohne Unterhose geht da nix. Und auch erst dann, wenn die Eisschicht stark genug ist, können die Scheiben aus Sicherheitsglas eingesetzt werden - 154 Elemente, jede Scheibe wiegt 70 Kilo, macht zusammen 8,5 Tonnen. Ohne das Eis als schützenden Puffer würde diese Last die Kühlschläuche zerquetschen.

Eisdom Halle: Eishockey-Oberligist „Saale Bulls“ kümmert sich um den Betrieb

Der Eishockey-Oberligist „Saale Bulls“ kümmert sich um den Betrieb im Eisdom und sichert auch das öffentliche Eislaufen ab. „Innerhalb der siebenmonatigen Saison haben wir 110.000 Gäste, damit ist die Halle täglich zwischen 8 und 23 Uhr zu 98 Prozent ausgelastet“, sagt Vereins-Chef Daniel Mischner. Nur zehn Prozent der Hallenzeiten nutzen die Saale Bulls, erklärt er.

2014 war das Provisorium an der Blücherstraße in Betrieb gegangen - als Übergangslösung für die 2013 bei der Saaleflut abgesoffene Eissporthalle am Gimritzer Damm. „Ich habe großen Respekt für diese Entscheidung der Stadt. Das hat den Eissport in Halle gerettet“, sagt Mischner. Allerdings kann der Eisdom nicht verleugnen, dass es sich eben doch nur um eine Notlösung auf Zeit handelt. In der Halle fehlen eine Lüftung und eine Lufttrocknung. So ziehen Wasserdampfschwaden wie Nebel durch die Arena. Die stählernen Dachträger rosten bereits.

Eisdom Halle: 17,9 Millionen Euro soll diese Investition kosten

Nicht das einzige Problem. Der Untergrund des Eisdoms, eine Schotterschicht, sackt ab. Das Eis reißt und muss repariert werden. „Wir hoffen, dass die Halle durchhält, bis der grundhafte Eisbau zu einer vollwertigen Arena beginnen kann“, sagt Mischner. 17,9 Millionen Euro soll diese Investition kosten - abgedeckt über die stattliche Fluthilfe. Allerdings wartet die Stadt nach wie vor auf die endgültige Förderzusage durch die Landesinvestitionsbank, die das Projekt intensiv prüft. Und der Stadtrat hatte 2017 bereits klargestellt: Gebaut werden darf erst, wenn die Finanzierung gesichert ist.

Mischner lächelt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in wenigen Wochen endlich Klarheit haben“, sagt er. Der Eisdom soll dann von derzeit 2.500 auf 3.300 Sitzplätze ausgebaut werden. Und aus dem Provisorium wird eine dauerhafte voll funktionsfähige Attraktion, in der es technisch möglich wäre, auch im Hochsommer das Eislaufen anzubieten. Daran glaubt Mischner allerdings nicht. „Da muss man die Kosten-Nutzen-Rechnung im Auge haben. Schließlich kostet die Halle im Vollbetrieb rund 30 000 Euro Betriebskosten im Monat.“ Und wenn draußen die Sonne brennt, würden die Menschen lieber baden, statt auf das Eis zu gehen.

Eisdom Halle: Lautlos rollt die Eismaschine

Ob das stimmt, werden die nächsten Tage zeigen. Ab Montag soll der Sommer die Tageshöchsttemperaturen wieder über 25 Grad Celsius treiben. Am Samstag, den 1. September, wird die Halle von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr zum Saisonstart für das öffentliche Eislaufen geöffnet. 17.15 Uhr werden die Saale Bulls trainieren. „Zuschauer sind herzlich willkommen“, sagt Mischner. 19 Uhr steigt eine Eislaufparty. Zum Ausleihen haben die Bulls über 600 Paar Schlittschuhe im Magazin.

Doch zuvor hat Eismeister Steffen Kahl noch alle Hände voll zu tun. Lautlos rollt die Eismaschine mit ihrem Elektroantrieb über die weiße Fläche. Aller zwei Stunden wird sie in der Saison wieder im Einsatz sein, wenn Betrieb in der Halle herrscht, damit die mühevolle Arbeit die nächsten Monate hält. (mz)

Der Eisdom wurde nach dem Hochwasser 2013 als Provisorium gebaut. Ab 2021 soll die Arena zu einer vollwertigen Eissporthalle ausgebaut werden.
Der Eisdom wurde nach dem Hochwasser 2013 als Provisorium gebaut. Ab 2021 soll die Arena zu einer vollwertigen Eissporthalle ausgebaut werden.
Holger John
Steffen Kahl pinselt mit Farbe die Markierungen auf das Eis.
Steffen Kahl pinselt mit Farbe die Markierungen auf das Eis.
Silvio Kison