Einzelhandel in Halle Einzelhandel in Halle: Saturn baut auf Kohle
halle (Saale)/MZ - In drei Wochen soll es losgehen. Dann fällt der Startschuss für einen wichtigen Neubau in Halles Innenstadt. Auf dem Gelände des einstigen Woolworth-Kaufhauses am unteren Boulevard entsteht ein neues Wohn- und Geschäftshaus, in dem aller Wahrscheinlichkeit nach der Elektronikriese Saturn einzieht. Nicht nur, dass die Handelskette dort ordentlich Kohle verdienen will. Das neue Objekt steht auch auf Kohle, nämlich auf Braunkohle. Unter Bauleuten ist die als unsicherer Untergrund bekannt. Deshalb wird der Neubau mit mehr als 1 000 Bohrpfählen aus Beton abgesichert.
Derzeit regieren auf dem Grundstück Leipziger Straße 94 die Abrissbagger. Von dem Komplex, der bis zur Zufahrt zur Ritterhaus-Tiefgarage reichte, ist nur noch ein Schutthaufen zu sehen.
„Die Fertigstellung des Neubaus ist für den Mai 2015 geplant“, sagt Yvonne Migge von der Braunschweiger Firma Marathon Real Estate Management GmbH. Das Unternehmen ist der Projektentwickler im Auftrag des Investors, der ebenso in Braunschweig ansässigen Firma Talos. Migge zufolge sollen in dem Neubau drei Geschäftseinheiten entstehen: ein Kaufhaus mit 3 900 Quadratmetern auf zwei Ebenen sowie zwei Erdgeschoss-Läden mit rund 1 250 beziehungsweise 1 000 Quadratmetern. Darüber hinaus seien Büros und Wohnungen mit insgesamt 570 Quadratmetern geplant.
"Der Investor will noch keine Zahlen kommunizieren"
Namen von Mietern will Migge indes noch nicht nennen. Doch nach MZ-Informationen handelt es sich neben Saturn um Drogerieanbieter Rossmann und die Lebensmittelmarktkette Rewe. Aber nicht nur in Bezug auf die künftigen Nutzer geben sich die Bauherren geheimnisvoll. Auch zur Investitionssumme und zur Technologie der Bohrpfähle - also etwa deren Durchmesser und deren Tiefe - hält sich Migge bedeckt. „Der Investor will dazu noch keine Zahlen kommunizieren“, sagt sie.
Es ist jedoch nicht das erste Bauvorhaben, das sich wegen der Braunkohle verkompliziert. Auch das Nachbar-Geschäftshaus mit der Boutique „Vero Moda“ (früher Thalia-Buchhandlung), das Ritterhaus und der Anbau an der IHK mussten aufwendig im Untergrund stabilisiert werden. „Die Braunkohle reicht in dem Bereich teilweise bis dicht unter die Erdoberfläche“, sagt Bruno-Carlo Ehling, der Sprecher des Landesbergamts. Die 20 bis 50 Meter in die Tiefe reichenden Vorkommen lägen in der Innenstadt zwischen Ulrichskirche und Riebeckplatz und dehnten sich nach Süden aus. „Nach dem Krieg gab es sogar Pläne, am Riebeckplatz einen Tagebau anzulegen.“
Wirtschaftlich ist der Neubau für den unteren Boulevard von großer Bedeutung. Laut vieler Händler und Kunden hat die Fußgängerzone nicht genug Anziehungskraft. „Das Bauvorhaben wird den Charakter der Einkaufsstraße verbessern. Die Einmietung von Saturn als Magnetunternehmen wird wieder mehr Passanten in den Bereich ziehen“, sagt Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann. Der Auszug des Elektronikanbieters aus dem bisherigen Standort bei Galeria-Kaufhof wird von Branchenkennern nicht als Problem angesehen. Das dortige Kaufhaus sei für Nachmieter attraktiv, heißt es.