Einwohnerzahlen Einwohnerzahlen: Hängt Magdeburg Halle doch ab?
Halle (Saale)/MZ. - Halle und Magdeburg liefern sich ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen um den Rang der größten Stadt Sachsen-Anhalts. Statistiker sehen in dem Wettstreit allerdings für Halle schwarz: Berechnungen sagen Magdeburg im Gegensatz zu Halle bis 2015 einen Einwohnerzuwachs voraus. Ab 2011 wäre demnach die Landeshauptstadt auch die größte Stadt.
Alle drei Jahre liefert das Statistische Landesamt im Auftrag der Landesregierung eine so genannte Bevölkerungs-Vorausberechnung. Nach der aktuellsten Erhebung hat Halle Ende 2010 noch 231 033 Einwohner, Magdeburg 230 530. Ende kommenden Jahres aber würden demnach mit 231 100 erstmals mehr Einwohner in Magdeburg leben als in Halle (230 030). Bis 2015 würde die Elbestadt auf 232 457 Einwohner anwachsen, bevor die Bevölkerung bis 2025 wieder auf 225 694 absinkt. In Halle ist bis 2025 mit ständigem Bevölkerungsschwund auf 209 726 Einwohner zu rechnen.
Die Gründe sind unklar
Warum die Entwicklungen in Halle und Magdeburg voneinander abweichen, bleibt unklar. Selbst die Experten können keine konkreten Gründe nennen und nur auf die Statistik verweisen. "Der entscheidende Unterschied beider Städte ist die Zu- und Abwanderung", sagt Manfred Köhler. Er hält als Stabsstellenleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr die demografische Entwicklung im Blick. Köhler zufolge verzeichnet Magdeburg seit 2003 einen Bevölkerungszuwachs, weil mehr Personen in die Stadt ziehen als zeitgleich wegziehen. Mit kurzen Unterbrechungen sei das in Halle genau umgekehrt gewesen. Eine denkbare Erklärung könnte sein, so Köhler, dass der Zuzug junger Leute aus dem Speckgürtel (die Kinder derjenigen, die in den 90er Jahren aus der Stadt aufs Land gezogen sind) in Magdeburg größer ist. Möglich sei auch ein größerer Zuzug von Studenten in die Elbestadt. "Die Mieten sind in Magdeburg wohl günstiger", so Köhler.
Neben der Zu- und Abwanderung fließen auch Kriterien wie Geburtenzahl, Geburtenhäufigkeit je Frau, Lebenserwartung und Sterbefälle in die Bevölkerungs-Vorausberechnung ein. Basis der aktuellen Prognose sind die Werte von 2008 und die Trends bis dahin. Deshalb seien die Voraussagen für Halle und Magdeburg theoretischer Natur, so Köhler: "Das muss nicht eintreffen. Aber wenn sich die berücksichtigten Trends fortsetzen, ist mit der beschriebenen Entwicklung zu rechnen." Köhler machte Halle hingegen Hoffnung, dass zum Beispiel das gute Angebot an Kita-Plätzen in der Stadt dazu führen könnte, dass der erwartete Einwohnerschwund gebremst oder gar gestoppt wird.
Offizielle und inoffizielle Zahlen
Genauso viele Fragezeichen stehen laut dem Statistischen Landesamt auch hinter jenen Zahlen, die in den vergangenen Tagen von den Städten vorgelegt worden waren und die den Eindruck erweckt hatten, dass Magdeburg Halle einwohnermäßig bereits überholt hat. So sollen Ende September bereits 85 Menschen mehr an der Elbe gelebt haben, als an der Saale. Mit Stand voriger Woche hätte Halle dagegen wieder mehrere hundert Einwohner Vorsprung. "Das sind alles keine offiziellen Zahlen", sagt Landesamt-Sprecherin Renate Tewes. Es seien insbesondere Fortzüge in andere Bundesländer nicht herausgerechnet. "Die betreffenden Personen melden sich nämlich nicht in ihrer alten Stadt ab, sondern nur an ihrem neuen Wohnort an", so Tewes. Diese Fälle würden erst durch einen mehrere Monate dauernden Datenabgleich zwischen den Ländern erfasst.