Eine Kinderstube für zwei muntere Waschbären-Babys
PETERSBERG/MZ. - Nur ihr Bewegungsdrang ebbt deutlich ab, ihre Neugier nur ein bisschen. Es sei denn, es geht ums Futter.
Nach Petersberg kamen die zwei auf geheimnisvollen Wegen. Strauß sagt, durch eine so genannte anonyme Abgabe, einzig mit dem Hinweis, sie seien in der Dölauer Heide bei Halle gefunden worden. Egal. Strauß und seine Frau Jessica, die Tierärztin, waren sich einig. "Wir päppeln die Babys bei uns zu Hause auf."
Fortan wurde das Haus des Paares in Löbejün, wo die Tierärztin auch ihre Praxis hat, zur Waschbären-Aufzuchtstation mit Babymilch und allem, was dazu gehört. Das schreibt sich leicht, erzählt sich spannend - aber die Realität hat es in sich. Als die Tierkinder über den Berg waren, man sicher sein konnte, sie würden sich prächtig entwickeln, gab es nichts im Haus, was sie nicht interessierte. "Wenn man öfter Tiere mit der Hand aufzieht, ist nach dem zweiten, spätestens dem dritten Mal eine neue Wohnungseinrichtung fällig", sagt Sascha Strauß.
Inzwischen sind Murphy, das Weibchen, und Lumpi, der Junge, prächtig gediehen. Sie haben das für Waschbären typische dicke Fell entwickelt. Ihre lustigen Gesichter scheinen schon vorab um Entschuldigung für jeden Streich zu bitten, den sie so drauf haben. Als vorläufiges Quartier hat das Pärchen das frühere Affenhaus samt Gehege bezogen. Das ist alles alt und unattraktiv, erklärt der Tierparkchef. "Aber wir können nicht so schnell wie wir möchten, nämlich ein neues Gehege bauen. Unsere Einrichtung wird von einem Verein betrieben und ist auf Fördermittel aus verschiedenen Töpfen sowie Spenden angewiesen. Geplant ist es jedenfalls. Die Waschbären sollen sich dann mit einem Stinktier ein neues Gehege teilen." Und noch etwas wird die Tierpark-Fans wohl freuen: Murphy und Lumpi suchen bald auch Tierpaten.
Besucher wagen sich momentan kaum auf den Petersberg. Das wundert Sascha Strauß und seinen Mitarbeiter überhaupt nicht. Die beiden Männer schaufeln stündlich den Schnee beiseite und schauen in den Gehegen nach dem Rechten.
"Wir haben hier oben so einiges abbekommen", sagt Strauß. Der Eisregen am Silvestertag habe Bäume und Sträucher mit einen dicken, schweren Kruste überzogen, dann kam der Schnee. Die Last wurde für einige Bäume zu schwer, sie brachen. Nicht nur im Tierpark, auch auf dem Serpentinenweg hinauf zum Kloster. Im Heimatzoo stürzte am Wochenende eine alte Voliere ein. Vorsorglich hat das Team die Tauben von dort schon vor Tagen umgesiedelt.
400 Tiere leben im Tierpark am Petersberg. Die attraktivsten sind zweifellos die weißen Wölfe, die hier schon drei Junge bekommen und erfolgreich aufgezogen haben. Insgesamt tummeln sich in einer herrlichen, fast naturbelassen Landschaft am Berg, sechs Polarwölfe. 2009 entstanden ist die Känguru-Anlage. "Mit etwas Glück könnte es hier im Sommer Nachwuchs geben", hofft Strauß. Auch für kleine Zoo-Bewohner hat sich im vorigen Jahr einiges getan. Eulen und Füchse erhielten eine gemeinsame Anlage, geschützt vor Räubern mit einem Netz. Und Degus und Chinchillas konnten ebenfalls ein neues Quartier beziehen.
Die intensive Bautätigkeit hat sich nach Strauß' Meinung zweifellos günstig auf die Entwicklung der Besucherzahlen ausgewirkt. Von 2003 bis 2009 stiegen sie von knapp 20 000 auf das Doppelte an. Auch Veranstaltungen wie die jährliche Zoo-Nacht (über 300 Gäste) hätten die Attraktivität weiter erhöht, ebenso der Bau der neuen Eingangszone mit Zoo-Shop, Infozentrum und der Ausstellung über das Werk von Charles Darwin. Wie Strauß weiter sagt, sind der Bau einer Besuchertoilette und eines 900 Quadratmeter großen Luchs-Geheges geplant sowie eine neue Umzäunung für den gesamten Tierpark am Petersberg.