Einbruchswelle in Halle Einbrüche in Halle (Saale): Verängstigte Anwohner in Heide-Süd rüsten auf

Halle (Saale) - Der Einbruch ist nicht das Schlimmste. Es ist die Angst danach. „Wir trauen uns zu zweit nicht mehr in die Stadt, weil wir die Kinder nicht alleine lassen wollen“, sagt Heiko Gothe. Das Lebensgefühl sei beeinträchtigt, seit kriminelle Banden in Heide-Süd ihr Unwesen treiben, in Wohnhäuser, Gartenlauben und Garagen einbrechen. Die Verbrecher schleichen über die Grundstücke. „An einem Abend stand in unserem Garten plötzlich ein schwarz gekleideter Kerl vor meiner Frau. Sie hat laut meinen Namen gerufen, da ist er abgehauen“, erzählt Gothe.
Und nachdem die Häuser links und rechts von Einbrechern heimgesucht wurden, vergriffen sich die Spitzbuben auch an Gothes Gartenhaus. Ihre Beute: ein Fahrrad.
Einbrüche in Heide-Süd: Viele Anwohner haben Angst und rüsten ihre Häuser auf
Andere Bewohner in Heide-Süd hat es viel schlimmer getroffen. Die Kriminellen haben es auf Schmuck, hochwertige Technik wie Handys oder Tablet-PC aber auch auf die Lenkräder von Autos abgesehen. „Die Menschen ziehen nach Heide-Süd, weil sie hier die Ruhe am Rande der Großstadt genießen wollen. Jetzt haben viele von ihnen Angst“, erzählt Ilka Kotte von der Bürgerinitiative.
Die Verunsicherung ist mittlerweile so groß, dass zahlreiche Hausbesitzer ihr Eigentum in Festungen verwandeln. Kotte berichtet von einer Familie, die nicht nur Fenster sichert und vergittert, sondern auch Kameras und eine Alarmanlage installiert und Türen mit einem Aufhebelschutz versehen hat. Einschlagsichere Folienfenster sollen eventuell noch folgen. „Ganze Straßenzüge rüsten auf. Es gibt auch Leute, die eine Bürgerwehr gründen und einen Sicherheitsdienst engagieren wollen, um gemeinsam Streife zu laufen.
Einbrüche in Heide-Süd: Polizei hat Präsenz verstärkt, spricht aber nicht von einem Schwerpunkt
Das Polizeirevier in Halle hat die Präsenz der Beamten in dem Stadtteil verstärkt. Einsatzkräfte sind auch zivil unterwegs. „Wir befinden uns zudem in Abstimmung mit der Stadt, weil wir in Heide-Süd ein Büro eröffnen wollen, um schnell ansprechbar zu sein“, sagt Revierleiter Karsten Thärigen. Die Standortsuche laufe noch, bis Ende des Jahres will die Polizei das Objekt aber möglichst beziehen.
„Einbrüche haben wir aber auch in anderen Stadtteilen, das ist keine Besonderheit von Heide-Süd“, erklärt der leitende Polizeidirektor. Doch er verspricht, dass man im Rahmen der personellen Möglichkeiten alles unternehme, um für Sicherheit zu sorgen. Dabei wird die Idylle dem grünen Viertel zum Verhängnis. Die Täter können sich zumeist unbemerkt anschleichen und danach auch wieder im Schutz der Heide mit ihrer Beute verschwinden.
Einbrüche in Heide-Süd: Stecken keine Kleinkriminelle, sondern organisierte Diebesbanden dahinter?
„Das sind keine Kleinkriminellen, die nur deshalb klauen, weil sie sich Drogen kaufen wollen. Da stecken organisierte Banden dahinter, die Tatorte ausspähen“, ist sich Heiko Gothe sicher. Die Einbrecher würden derart leise vorgehen, dass zumeist niemand etwas höre. „Und bei den Nachbarn schräg gegenüber hatten Einbrecher gewartet, bis die Leute kurz einkaufen waren. In dieser Zeit waren sie dann im Haus“, sagt Gothe. Er selbst hat einen teuren Zaun setzen lassen, vielleicht schrecke der ja Einbrecher ab. So richtig glaubt aber selbst nicht daran: „Was wir erleben, ist leider Alltag in deutschen Städten.“
Einbrüche in Heide-Süd: Welche Strafen bekommen überführte Täter?
Ilka Kotte ist derweil dankbar, dass die Polizei jetzt deutlich öfters zu sehen ist. Ob das wohl auch an dem Protestbrief liegt, den ein Anwohner an Innenminister Holger Stahlknecht geschrieben hat? „Ich würde mir auch mehr Kontrollen von Transportern wünschen, die aus dem Wohngebiet fahren. Da ist die Chance groß, Tätern auf die Schliche zu kommen.“ Gothe fordert indes härtere Strafen für Einbrecher, „denn die kommen ja zumeist auf Bewährung frei.“
Stimmt nicht unbedingt, sagt Staatsanwalt Dennis Cernota. „Bei bandenmäßigen Einbrüchen liegen die Strafen für überführte Täter in der Regel über zwei Jahren. Dann ist eine Aussetzung zur Bewährung nicht möglich.“ Laut Cernota könne man in Heide-Süd davon ausgehen, dass die Täter aus Osteuropa stammen. (mz)