Ein Herz für die Alten Ein Herz für die Alten: Zwei Pflege-Schülerinnen beschreiben ihren Weg zum Wunschberuf

Halle (Saale) - Wer pflegt, der braucht ein großes Herz“, sagt Juliana Reuthe. Die 24-Jährige steht kurz vor der Abschlussprüfung zur Altenpflegerin. Seit fast drei Jahren absolviert sie ihre praktische Ausbildung in einem halleschen Pflegeheim. An der Berufsfachschule für Altenpflege des DRK in Halle holt sie sich das theoretische Rüstzeug.
Juliana Reuthe hat ihre Berufswahl noch keinen Tag bereut. „Die Altenpflege kann sehr erfüllend sein“, betont die junge Frau. Es ärgert sie, dass im Zusammenhang damit häufig nur von Zeit- und Personalmangel sowie von schlechter Bezahlung die Rede ist. Zum einen sei da in Moment viel in Bewegung. „Zum anderen bin ich nicht mit der Vorstellung an die Sache herangegangen, viel Geld zu verdienen. Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse.“
Viel Verantwortung
Viel wichtiger als der Lohn, so sagt Juliana Reuthe, sei ihr die gesellschaftliche Anerkennung der Altenpflege. Sie erzählt, dass sie oft belächelt wird, dass es heißt, es gehe ja nur darum, alte Menschen zu waschen und mit ihnen Karten zu spielen. Um festzustellen, dass das nicht so ist, genügt schon ein Blick auf den Lehrplan.
Der umfasst neben der Grundpflege, wozu das Waschen gehört, die Behandlungspflege, also zum Beispiel eine vom Arzt verordnete Wundversorgung, Diagnostik, Krankheitslehre, Anatomie, Physiologie, rechtliche Aspekte... Alles Dinge, mit denen Juliana Reuthe in ihrem Pflegeheim schon zu tun hatte. Altenpfleger seien Ansprechpartner für Ärzte, für den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung und viele andere mehr. Kurzum, sie tragen eine große Verantwortung und fordern eine dementsprechende Wertschätzung ihrer Arbeit.
Juliana Reuthe meint, dass sich die Arbeit in einem Pflegeheim in den vergangenen Jahren auch stark gewandelt habe. Früher sei es mehr wie ein betreutes Wohnen gewesen. Heute zögen die Menschen erst ins Heim, wenn es zu Hause gar nicht mehr geht. Sie seien älter und kränker als früher. Was auch an das Pflegepersonal andere Anforderungen stellt.
Welche Hilfe steht pflegenden Angehörigen zur Verfügung? Antwort auf diese und viele andere Fragen erhalten die Besucher der MZ-Pflege-Messe am kommenden Sonntag, dem 14. April.
Ort und Zeit: Die Messe findet statt im halleschen MZ-Medienhaus, Delitzscher Straße 65. Beginn ist 10 Uhr, Ende 17 Uhr.
Eintritt: Der Eintritt ist für alle Besucher kostenlos.
Anfahrt: Das MZ-Medienhaus ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Für Nicht-Hallenser, die mit der Bahn anreisen: Am Hauptbahnhof steigen Sie in die Straßenbahnlinie 7 - Richtung Büschdorf - und steigen an der Haltestelle Fiete-Schulze-Straße wieder aus. Sie befindet sich direkt vor dem Eingang des MZ-Medienhauses.
Parken: Für alle, die mit dem Auto kommen, stehen Parkplätze am MZ-Medienhaus kostenlos zur Verfügung.
Kulinarisches: Für das leibliche Wohl der Messe-Gäste sorgt die MZ Mahlzeit GmbH.
Weitere Informationen: mz.de/vitalmesse-pflege
Darüber hinaus ist Juliana Reuthe überzeugt, dass nur Menschen den Beruf ergreifen sollten, die von ihm überzeugt sind, die voller Energie an die Arbeit gehen. Übrigens - auch für sie war er nicht die erste Wahl. Vielmehr hat sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau angefangen. In einem Krankenhaus. Dort bewunderte sie die Arbeit der Schwestern, die viel mit Menschen zu tun hatten. Sie spürte, dass sie sich bei so einer Arbeit wohler fühlen würde als im Büro hinter einem Aktenberg. Kurzerhand brach sie die Lehre ab und wechselte in die Altenpflege. Zunächst als Hilfskraft, um zu sehen, ob der Beruf auch wirklich etwas für sie ist. Der Funke sprang über. Sie startete mit der Ausbildung.
Voraussetzung für die dreijährige Altenpflegeausbildung ist der Realschulabschluss. Bewerber mit Hauptschulabschluss können zunächst ein Jahr zum Altenpflegehelfer ausgebildet werden. Danach ist der Weg zur dreijährigen Ausbildung frei.
Auch Stefanie Ziebarth, die wie Juliana Reuthe kurz vor dem Abschluss der Ausbildung steht, ist eine Quereinsteigerin. Die 30-Jährige war Restaurantfachfrau. Ein Beruf, der sie irgendwann nicht mehr ausfüllte. Durch ihre Mutter, die in der Altenpflege arbeitet, konnte sie in die Branche reinschnuppern. „Was ich gesehen habe, hat mir gut gefallen“, sagt sie. Und so entschied sie sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Es verschaffe ihr Befriedigung, Bewohner „ihres“ Pflegeheimes in Merseburg zu unterstützen, ihnen bei ganz alltäglichen Dingen, die sie nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr können, zu helfen.
Juliana Reuthe erzählt, dass ihr in den drei Jahren im Pflegeheim Stück für Stück mehr Verantwortung übertragen wurde. Natürlich immer mit dem Praxisanleiter im Hintergrund. Wenn sie von ihrer Arbeit berichtet, spürt der Zuhörer, dass sie die alten Menschen mag. Wie es wohl auch umgekehrt der Fall ist. Denn wenn die angehende Altenpflegerin nach mehren Tagen in der Schule ins Heim zurückkehrt, wird sie freudig begrüßt. „Das sind die kleinen Momente in denen ich merke: Dafür machst du das alles“, sagt sie.
Bewegende Momente
Es gibt auch größere Momente, in denen sie das spürt. Vor kurzem, so erzählt Juliana Reuthe, habe sie die Sterbegleitung einer alten Dame übernehmen dürfen. Sie saß an ihrem Bett, hielt ihre Hand - bis sie eingeschlafen war. Ein bewegender Moment. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, einem alten Menschen einen schönen Abschied bereitet zu haben“, sagt die junge Frau. „Niemand möchte allein sterben.“
Ab 2020 wird sich die Ausbildung ändern. Es gibt dann die sogenannte generalistische Pflege-Ausbildung, das heißt, es wird nicht mehr nach Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege unterschieden. Für künftige Absolventen erweitern sich dadurch die beruflichen Möglichkeiten. Macht das heutige Absolventen neidisch? „Nein“, sagen Juliana Reuthe und Stefanie Ziebarth. Beide möchten in der Altenpflege bleiben. „Ich bin sogar froh, noch unter den alten Bedingungen ausgebildet worden zu sein“, betont Juliana Reuthe. Sie habe sich so speziellere Kenntnisse in der Altenpflege, aneignen können. Schließlich sei das ihr Wunschberuf. (mz)