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SV Union Halle-Neustadt Eileen Uhlig: Wie es die 27-Jährige schafft, Beruf und Leistungssport unter einen Hut zu bringen

Von Stefan Wittmann 15.10.2016, 13:44
Eileen Uhlig genießt gerne die Zeit im Grünen.
Eileen Uhlig genießt gerne die Zeit im Grünen. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Eileen Uhlig ist gekennzeichnet. Die Rückraumspielerin des SV Union Halle-Neustadt trägt einen grauen Mantel, während sie sich in der Kantine des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) ihr Mittagessen holt. Als sie, am Tisch angekommen, eben jenen ablegt, sind die Spuren des letzten Handball-Zweitliga-Spiels deutlich zu erkennen: Ihr rechter Unterarm ist übersät mit Kratzern. „Der Oberarm“, schildert die 27-Jährige, „ist komplett blau.“

Nicht selten kommt es vor, dass die frühere Junioren-Nationalspielerin Deutschlands mit einem blauen Auge am Arbeitsplatz auftaucht. „Meine Chefin hat schon häufiger gefragt, ob ich mich am Wochenende wieder gekloppt habe“, witzelt Uhlig. Handball sei eben kein Sport für Weicheier.

Seit 2012 arbeitet Uhlig bei den Stadtwerken Halle als Sachbearbeiterin in der Personalentwicklung. In der Mittagspause zieht es die 27-Jährige meistens ein paar Meter weiter in die Kantine des MDR.

Die Küche achte sehr darauf, was aufgetischt wird, sagt Uhlig. Für die Rückraumspielerin ist das ein entscheidender Faktor, schließlich leidet sie an einer Gluten-Unverträglichkeit.

Stressiger Tagesrhythmus bei Eileen Uhlig

An den Job kam Uhlig über sportliche Kontakte - die Stadtwerke sind einer der Hauptsponsoren des Zweitligisten. Etabliert hat sie sich aber durch Leistung. „Man bekommt ja keinen Job, wenn man sich blöd anstellt“, sagt Uhlig.

Dennoch hat es gewisse Vorteile, wenn der eine Arbeitgeber gleichzeitig den anderen Arbeitgeber fördert - und ein paar Sonderrechte sind zum Teil auch notwendig.

Die Rückraumspielerin der Wildcats hat einen straffen Zeitplan. 38 Stunden in der Woche plant sie Schulungen oder Konferenzen für die Stadtwerke. Wenn sie um 17 Uhr Feierabend hat, steht um 19 Uhr das tägliche Training auf dem Programm. „An vielen Tagen komme ich dann erst gegen halb elf aus der Halle und falle daheim gleich ins Bett“, gesteht Uhlig.

Daheim, das ist für die 27-Jährige in ihrer Wohnung in Halle-Neustadt. Hier kann sich Uhlig dem Stress aus Beruf und Leistungssport entziehen. Wenn Zeit bleibt, macht es sich die Handballerin bei einer Folge ihrer Lieblingsserie „Grey’s Anatomy“ vor dem Fernseher gemütlich.

Allzu häufig tritt dieser Fall aber nicht ein, auch weil Uhlig ihre Freizeit am liebsten mit Freunden verbringt - bei gutem Wetter mit Kohle und Grill in einem Park, bei derzeitigen Temperaturen eher mit einem warmen Kaffee. „Dieser Ausgleich ist mir extrem wichtig. Einfach mal abschalten, lachen und über ganz andere Dinge reden“, so die Profihandballerin, „hilft mir, um auch für die Spiele am Wochenende locker zu bleiben.“

Eileen Uhlig von den Wildcats: Anspannung und Entspannung

Diese Lockerheit fehlt dem Verein momentan. Nach vier Spieltagen befindet sich die Mannschaft von Trainer Jörgen Gluver auf dem elften Rang. Bei einem Sieg, einem Remis und zwei Niederlagen stehen Anspruch und Wirklichkeit beim selbst ernannten Aufstiegskandidaten weit auseinander.

Die brisante Lage nach dem Saisonstart erkennt Uhlig, mit 29 Toren Topscorerin der Wildcats, an: „Wir haben einige Verletzte - aber das darf jetzt keine Ausrede mehr sein. Jede Spielerin muss für die anderen einstehen.“

Schwer genug, am Sonntag gastiert der Tabellenführer Bensheim/Auerbach in der Erdgas Sportarena. Zu viele Gedanken will Uhlig, die zu den ältesten Spielerinnen der Wildcats zählt, nicht an die derzeitige sportliche Situation verschwenden.

„Als junge Spielerin habe ich mir wegen allem den Kopf zerbrochen“, gibt sie zu, „heute habe ich ganz andere Erfahrungen und blende das aus.“

Um das Team zu besseren Leistungen und in höhere Tabellenregionen zu führen, will Uhlig sich treu bleiben: Nicht zu viel an das Spiel denken. Entsprechend plant sie den Spieltag.

Um 8.30 Uhr klingelt der Wecker. Zur Ablenkung steht der Wohnungsputz auf dem Programm. „Manchmal tanze ich dabei durch die Wohnung“, gesteht Uhlig lachend. Nach einem Mittagessen - meist Nudeln mit Hähnchen - packt sie ihre Tasche und macht sich auf den Weg. Komplett fokussiert auf das Spiel ist die Leistungsträgerin ab dem Einlaufen in die Halle. „Dann steigt das Adrenalin und ich gebe Vollgas.“

Die Kratzer und blauen Flecken bemerkt die 27-Jährige erst weit nach dem Spiel. Um das wegzustecken hat Uhlig in ihrer Karriere selbst etwa zehn Kilogramm Muskelmasse aufgebaut.

„Lieber bin ich muskulös als ein Hungerhaken“, sagt sie und erinnert sich an ihre Kindheit: „Mein Vater hat damals zu mir gesagt: Entweder du wirst Model oder Handballerin - beides zusammen geht nicht.“

Verletzungs-Misere beim SV Union Halle-Neustadt

Nächste Hiobsbotschaft für die SV Union Halle-Neustadt. Spielführerin Jacqueline Hummel fällt für das Spiel am Sonntag gegen Bensheim/Auerbach aus. Die Spielführerin der Wildcats laboriert wie bereits in der letzten Saison an Schulterbeschwerden und hat nun eine ärztliche Ruhepause verordnet bekommen. Zudem sind die Einsätze von Linda Jäger (Angina) und Laura Winkler (Rückenbeschwerden) fraglich.

Mit Blick auf die Verletztenliste dürfte bei Trainer Jörgen Gluver die eine oder andere Sorgenfalte dazukommen. Das Lazarett der Wildcats war mit Patricia Puskasova (Kreuzband), Elisa Möschter (Mittelhandbruch) und Helena Mikkelsen (Bänderriss) ohnehin schon prominent besetzt. (mz)