Eigenbaukombinat Halle Eigenbaukombinat Halle: Mitmacher suchen Mitmacher

Halle (Saale) - Die sechsjährige Stella Benkenstein schaut das kleine Gerät mit Rädern, das die Größe einer Pampelmuse hat und das über den Tisch saust, verzückt an. Bei dem Apparat handelt es sich um einen Mini-Roboter, den ihr Vater Markus zusammengebaut hat. Ein bisschen mitgeholfen hat das Mädchen auch. „Der Roboter hat vorn so schöne Leuchteaugen dran“, sagt Stella.
Ihre kleine Schwester Klara (2) sitzt neben ihr am Tisch, vor sich eine einfache Apparatur, mit der man die Spannung einer Batterie prüfen kann. Papa Markus sagt, dass er seine Mädchen schon so langsam mit Elektronik und Computern vertraut machen will. Und das meint der Informatiker im vollen Ernst. Benkenstein ist Mitglied im Verein „Eigenbaukombinat“, der seit Ende 2015 in der Landsberger Straße 3 in Halle eine Mitmach-Werkstatt betreibt. In dieser Oase für Hobbytüftler, -bastler, -informatiker, -tischler und -schneider soll nicht nur das Selbermachen - allein und in der Gruppe - gefördert werden. Ebenso sollen Kinder und Jugendliche an Technik und am Kreativsein interessiert werden.
Mit Fräse und Schweißgerät
In dem ehemaligen Fleischverarbeitungsbetrieb im Osten Halles nutzt der Verein insgesamt rund 550 Quadratmeter. Es gibt eine geräumige und gut ausgestattete Holz- und eine Metallwerkstatt (mit CNC-Fräsen, Schweißgerät, Kappsäge …), einen Elektronik- und einen Handarbeitsbereich, ein Fotostudio sowie einen Sozial- und Workshopraum. Am Wochenende konnten sich Besucher beim Tag der offenen Tür umschauen. Wie Vorstandsmitglied Christian Schmidt sagt, ist das Eigenbaukombinat eine der größten, wenn nicht sogar die größte Mitmach-Werkstatt Deutschlands.
„Unser Verein hat mehr als 100 Mitglieder, wir erwarten aber noch weiteren Zuwachs“, sagt Schmidt. Nicht nur, dass die Akteure auf großen Zulauf von Gleichgesinnten hoffen. Sie wollen auch aktiv Gleichgesinnte suchen – insbesondere in Neustadt. „Wir haben eine Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Pusteblume geschlossen. Denkbar ist, dort einmal im Monat mit Veranstaltungen präsent zu sein“, erläutert der 30-jährige Wirtschaftsinformatikstudent, der aus Zörbig stammt. Außerdem wollen die Ehrenamtler an Schulen um interessierte Jugendliche werben.
Möbel bauen, Fahrräder reparieren, Hard- und Softwareprobleme am Computer beheben, Kleider nähen, Plastikteile mit dem 3D-Drucker herstellen. Die Nutzung der Werkstätten ist den Vereinsmitgliedern vorbehalten. Die Teilnahme an den zahlreichen Veranstaltungen und Workshops steht indes allen Interessierten offen. So ist am 22. Oktober ein „Junghackertag“ für Computerfans geplant.
Es geht ums Tüfteln
Wobei „Hacker“ nichts mit subversivem Eindringen in fremde Netzwerke zu tun habe, wie Schmidt versichert. Vielmehr gehe es ums Tüfteln und leidenschaftliche Frönen der Technikleidenschaft. Finanziert wird der Werkstattbetrieb aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Fördermitteln vom Verband offener Werkstätten. Am 24. Oktober steht ein Handarbeitstreffen an. Eine Veranstaltung, die sich Doreen Krause vorgemerkt hat.
Die 36-Jährige schaut beim Tag der offenen Tür gemeinsam mit Tochter Maja erstmals ins Eigenbaukombinat vorbei. Beide beteiligen sich gleich an einer Nähaktion, bei der Herzkissen und kleine Teddys und Weihnachtsbäume angefertigt werden, die später für karitative Zwecke verkauft werden sollen. „Ich wohne zwar hier im Viertel, hatte bislang aber noch nie etwas vom Eigenbaukombinat gehört.“ Die Idee der Mitmach-Werkstatt gefalle ihr, sagt die Arzthelferin, die erwägt, dem Verein beizutreten. (mz)
Eigenbaukombinat 2012 gegründet
Beim Eigenbaukombinat gibt es laut Vorstand Christian Schmidt keine festen Öffnungszeiten. Vielmehr wird im Internet angezeigt, wenn eines der Vereinsmitglieder in der Werkstatt und somit ein Ansprechpartner anwesend ist. Der Verein wurde 2012 gegründet. Vor dem Umzug in die Landsberger Straße 3 befand sich die Mitmachwerkstatt am Justizzentrum. (mz)
Weitere Infos und Veranstaltungsüberblick im Internet: https://eigenbaukombinat.de
