1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Ehemaliger hallescher Kriminalist Siegfried Schwarz ermittelt wieder

Mord am Dessauer Platz Ehemaliger hallescher Kriminalist Siegfried Schwarz ermittelt wieder

Siegfried Schwarz ist durch den „Kreuzworträtselmord“ bekannt. Nun schreibt er eine Autobiografie. Dabei sucht er noch nach Zeugen.

Von Silvia Zöller Aktualisiert: 04.06.2021, 08:49
Ein Mord unter Bauarbeitern, die in den 1960er-Jahren am Dessauer Platz gearbeitet haben, ist einer der Fälle, die Siegfried Schwarz wieder beleuchtet.
Ein Mord unter Bauarbeitern, die in den 1960er-Jahren am Dessauer Platz gearbeitet haben, ist einer der Fälle, die Siegfried Schwarz wieder beleuchtet. Foto: Kison

Halle (Saale) - In rund 400 Fällen hat Siegfried Schwarz als Hauptmann der Kriminalpolizei Halle ermittelt. „In der gesamten DDR“, betont der heute 86-Jährige. Sein bekanntester Fall war der Kreuzworträtselmord aus dem Jahr 1981, bei dem es um die Tötung eines Siebenjährigen aus Neustadt ging. Jetzt ermittelt Schwarz wieder: rund um den Dessauer Platz.

Mord unter Bauarbeitern: Ehemalige hallesche Kriminalist ermittelt wieder

Denn der Ex-Kriminalist schreibt gerade an einem autobiografischen Buch, in dem er auch etwa acht alte Fälle aus seiner Dienstzeit von 1955 bis 1988 wieder aufrollen will. Einer davon ist ein Mord unter Bauarbeitern, die in den 1960er-Jahren den Dessauer Platz neu gebaut haben. „1965 wurde die Leiche eines Bauarbeiters in der Baracke eines Wohnheims in Buna entdeckt“, so Schwarz.

Das Opfer, Mitte 20, hatte schwere Kopfverletzungen, wahrscheinlich hatte der Täter eine Flasche auf seinem Kopf zertrümmert. „Beide sind unter Alkoholeinfluss in Streit geraten“, berichtet der ehemalige Kriminalpolizist aus den Ermittlungen. Eine Verurteilung des Mannes habe es jedoch nie gegeben: Aufgrund einer psychischen Beeinträchtigung habe man damals den Täter nicht strafrechtlich zur Verantwortung ziehen können.

„Als Jugendlicher habe ich damals in der schlechten Zeit ein Fahrrad geklaut“

Die Recherchen rund um die Bauarbeiten waren für Schwarz jedoch nicht ergiebig: Wann genau wurde der Platz gebaut? „Ich habe einfach wie in alten Zeiten ermittelt und bei Leuten am Dessauer Platz geklingelt und gefragt, ob sie noch etwas von dem Umbau wissen“, berichtet er. Und eine ältere Dame konnte Auskunft geben: Er muss zumindest nach 1961 begonnen worden sein. Jedoch soll dieser Fall nur einer unter mehreren sein, die der Pensionär nun beleuchtet. Zwei Bücher mit authentischen Kriminalfällen hat er bereits veröffentlicht, nun soll im August das dritte unter dem Titel „Vom Kriminellen zum Kriminalisten“ erscheinen.

Krimineller? Schwarz, der jedes Detail seines bewegten Lebens genau in der Erinnerung hat, erzählt: „Meine Familie ist 1945 mit einem Treck aus Schlesien geflüchtet. Später lebten wir in einem Barackenlager im sächsischen Mittweida. Als Jugendlicher habe ich damals in der schlechten Zeit ein Fahrrad geklaut.“ 1950 zog die Familie nach Merseburg - und der dann 18-Jährige meldete sich 1953 als Freiwilliger bei der Volkspolizei zur See.

Hallescher Kriminalist durch Kreuzworträtselmord bekannt

Der Aufstieg von Schwarz in der Polizei war rasant: Vom Streifendienst ab 1955 als Oberwachtmeister in Merseburg kam er in das Überfallkommando der Polizei und war für Ordnung in Sicherheit in Merseburg zuständig. 1956 wurde er in die Kriminalpolizei versetzt, wie er stolz berichtet. „Das Kriminalhandwerk habe ich von der Pike auf gelernt“, blickt er zurück. „Als 1965 durch die Umstrukturierung der Polizei jemand für die Abteilung Kriminalpolizei in Halle gesucht wurde, habe ich spontan ja gesagt“, erinnert er sich weiter. Schließlich wurde er 1976 zum Leiter der Mordkommission ernannt.

In Hunderten Fällen ermittelte er, „dabei hat mich mein Bauchgefühl nur ganz selten verlassen“, betont er. Auch wenn er sich noch nicht endgültig entschieden hat, welche der Kriminalfälle nun den Weg in das neue Buch finden werden, so steht jetzt aber schon fest, dass der Kreuzworträtselmord dabei sein wird. Mehrere Bücher und Filme sind zu dem Fall veröffentlicht worden, „aber da ist sehr viel Falsches geschrieben worden“, ist sich Schwarz sicher. Was genau möchte er vorab nicht verraten - aber das soll in seinem autobiografischen Buch ausführlich erklärt werden und sei dann dort nachzulesen.

Suche nach Zeugen

Der Autor hofft nun auf einen ähnlichen Erfolg wie bei seinen ersten beiden Büchern: Der im Jahr 2011 erschienene „Mord nach Mittag“ habe sich nach Angaben von Schwarz mehr als 40.000 Mal verkauft, der „Makronenmord“ erschien dann 2017 in der Reihe „Blutiger Osten“ im Bebug-Verlag in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Super Illu“. Auf rund 160 Seiten will Schwarz nun weitere authentische Fälle aus seiner Dienstzeit schildern. „Zum ersten Mal dann in einem Buch mit festem Einband“, freut er sich jetzt schon auf die Buchpremiere.

Zeitzeugen, die sich an den Umbau des Dessauer Platzes in den 1960er-Jahren erinnern, können ihre Geschichte und Fotos gern an die Lokalredaktion Halle schicken: [email protected] oder per Post an Saalekurier, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle. (mz)