Duo sorgt für Show im Stall
Dößel/MZ. - Die beiden Ziegenkinder sind Waisen. Ihre Mutter starb kurz nach der Geburt. Seither bekommen die Zwillinge ihre Milch aus der Babyflasche.
Seit Jahren schon züchtet Bauer Müller Burenziegen zur Landschaftspflege. Zehn erwachsene Tiere hat er auf den Weiden. Im Januar purzelte der erste Nachwuchs. Ganze 18 Jungtiere hopsen mittlerweile durch die Stallboxen. Darunter sind auch Hoppel und Poppel. Rund sechs Wochen ist es her, als sie auf die Welt kamen.
Zunächst sei alles ganz normal gewesen, erinnert sich der Bauer. Doch dann sei es zu Rangeleien in der Box gekommen. Uwe Müller vermutet, dass sich die Mutterziege dabei verletzte. Am nächsten Morgen jedenfalls habe er sie leblos im Stall gefunden. Die Kleinen aber seien putzmunter gewesen.
"Ich musste den Winzlingen irgendwie helfen. Als Bauer hat man schließlich auch Verantwortung für das Leben", sagt Uwe Müller. Und ganz so neu sei ihm die Flaschenaufzucht nicht. Immerhin habe er erst im vergangenen Jahr eines der Kälber aus seiner Highlander-Zucht mit der Hand groß bekommen.
Noch am gleichen Morgen, nachdem er das Muttertier tot aufgefunden hatte, fährt der Bauer also nach Halle und besorgt spezielles Ziegenmilch-Pulver. Ziegenmilch sei besonders fett. Man könne sie nicht durch andere Milcharten ersetzen, sagt er.
In den folgenden Wochen füllt er die Babyfläschchen alle zwei Stunden - auch nachts. Die beiden Ziegenlämmer - ein Mädchen und ein Junge - wachsen wunderbar. Witziger Nebeneffekt: Sie sehen in dem kräftigen Mann ihr Muttertier und erbetteln von ihm Streicheleinheiten.
Inzwischen kann sich Uwe Müller schon drei Stunden Pause zwischen den Stillzeiten erlauben. Und: Hoppel und Poppel akzeptieren eine Nachtruhe zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens. Vorausgesetzt, sie haben vor dem Schlaf je zwei volle Babyflaschen laut schmatzend austrinken dürfen. Dann kostet das Geißenpärchen auch schon mal von Hafer und Heu zur Überbrückung.
Aus den beiden weiß-braun gefleckten Fellknäulen ist mittlerweile ein aufgewecktes Mecker-Duo geworden. Neugierig recken sich die Jungtiere an der Boxenwand hoch, strecken Besuchern schon ganz schön selbstbewusst ihre kirschgroßen Hörneransätze entgegen und lassen sich nur allzu gerne streicheln.
Kommt allerdings Uwe Müller mit den Flaschen, beginnt eine Show im Stall, die auch die Familie des Bauern immer wieder zum Lachen bringt. Denn während Hoppel und Poppel eifrig saugen, nimmt Ziegenbock Franki mit gekonntem Sprung seinen Stammplatz auf den Schultern des Züchters ein, so als wollte er die Szene überwachen. Der Rest der Ziegensippe durchquert derweil mit wilden Sprüngen das Gatter. Fast fühlt man sich an eine Zirkusnummer erinnert. Doch hier handelt es sich nur um die etwas andere Art der Ziegenaufzucht - mitten auf Müllers Bauernhof.