Doris Hänsel aus Halle Doris Hänsel aus Halle: Grande Dame der Salon-Kultur

Halle (Saale) - Kaum jemand pflegt sie noch - die gute alte Salon-Kultur. Da trafen sich dereinst Künstler, Intellektuelle und Bohemiens und tauschten sich geistreich aus über Kunst und Kultur, Gott und die Welt. Der Salon aber scheint ausgestorben in Zeiten von Internet, Facebook und Handy. Doch Halles Kunstszene hat Glück, denn es gibt sie: Doris Hänsel.
Ein Händchen für's Dekorieren
Wer ihr Haus in der Carl-Robert-Straße betritt, das sie gemeinsam mit Ehemann Werner bewohnt, findet Kunst in jeder Form: Malerei vor allem und Grafik, Plastik sowieso und für ein angenehmes Ambiente schöne Dinge, die das Ehepaar von seinen Reisen mitbringt. Doris Hänsel hat ein Händchen für’s Dekorieren, und so mancher Gast (meistens der weibliche) holt sich bei der Hausherrin Tipps fürs Einrichten der eigenen Wohnung. Gerade erst hat sie hübsche Glaswindlichter erstanden, die nun das Wohnzimmer nebst bespielbaren Klavier im Erdgeschoss schmücken. Und an den Wänden: Bilder über Bilder. Malerei von Bernd Baumgart und Cornelia Böhme, Fotografien von Knut Müller und und und.
Ausstellung in Danzig
Iris Band ist unverkennbar Hänsels Liebling - zahlreich hängen Kunstwerke der halleschen Malerin, vor allem über der Treppe, die in die oberen Stockwerke führt. „Arbeiten von ihr werde ich demnächst mit nach Danzig nehmen“, verrät die pensionierte Chemotechnikerin. In der polnischen Ostsee-Metropole wird Hänsel gemeinsam mit der einstigen Staatsministerin im Auswärtigen Amt und jetzigen deutschen Generalkonsulin Cornelia Pieper - eine enge Freundin Hänsels in Sachen Kunstverständnis - eine Ausstellung organisieren.
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Doch Dreh- und Angelpunkt ihres Wirkens ist das eigene Haus, das die Kunstfreundin mit Gespür für Geselligkeit in eine Galerie mit unverwechselbarem Charme verwandelt hat. „Ich habe gerne kulturvolle Menschen um mich, mit denen ich mich unterhalten kann - und die ich gerne miteinander bekannt mache“, sagt die Hallenserin, die das Haus gemeinsam mit ihrem Mann, Diplomingenieur und eher leise im Hintergrund agierend, jahrelang ausgebaut hat zu dem, was es jetzt ist: ein Treffpunkt und Begegnungsort für Gleichgesinnte - und das seit über 20 Jahren.
Gäste aller Couleur
Dass bei den Salonabenden, die Doris Hänsel in regelmäßigen Abständen abhält, nicht nur Künstler ein- und ausgehen, ist beabsichtigt. Anwälte, Juristen, Ärzte, Uni-Angehörige und Geschäftsleute sind ihre Gäste, die an solchen Abenden liebevoll empfangen und bewirtet werden und die Doris Hänsel als Grande Dame des Salons miteinander ins Gespräch bringt. Schön, wenn vielleicht auch dieses oder jenes Kunstwerk am Ende des Abends - oder ein paar Tage später - Gefallen findet und den Besitzer wechselt.
Für Doris Hänsel fängt ein gelungener Abend allerdings bereits lange vorher an: „Einladungen werden von uns noch mit der Hand geschrieben - individuell und auf schönem Briefpapier“, erklärt Doris Hänsel. Nichts da mit Telefon oder gar per SMS: „Wir sind da noch ganz alte Schule.“
Gespräche mit Kunsthistorikern
Kreativ ist Doris Hänsel aber nicht nur beim Briefeschreiben. Ihre Malklasse interessierter Frauen trifft sich regelmäßig, und auch Ausflüge stehen ab und zu auf dem Plan. Oft werden Kunsthistoriker oder Künstler selbst eingeladen, die zu einem bestimmten Thema sprechen. „Uns geht es aber nicht darum, den gestandenen Künstlern mit unseren Arbeiten Konkurrenz zu machen“, lacht die Galeristin. Vielmehr wolle man Dinge wie Maltechniken, Herangehensweisen oder Hintergründe zu Entstehungsgeschichte von Kunstwerken erfahren. Sozusagen das, „was uns der Künstler mit seinem Werk sagen“ wolle. In Doris Hänsels Kunstsalon kann man es bei einem guten Glas Wein erfahren. (mz)