Kampf gegen Sven Fornling in Halle Dominic Bösel - Sven Fornling in Halle: WM-Chance für Box-Profi aus Freyburg

Halle (Saale) - Die Aufforderung des Trainers zeigt unmissverständlich: Keine Sonderbehandlung. Auch nicht für einen Europameister und möglicherweise bald Weltbesten. „Zehn Euro in die Mannschaftskasse“, sagt Dirk Dzemski trocken zu Dominic Bösel, als dieser am Donnerstagvormittag zwei Minuten zu spät in den Trainingsraum stürmt.
Der Boxer erspart sich die Erklärung von verstopften Straßen zwischen seiner Wohnung in Freyburg und dem Gym in Halle. Es passiert ihm äußerst selten, dass er seine Trainingsgruppe warten lässt. Trotz der tagtäglichen Pendelei gilt der 30-Jährige auch da als ausgesprochen zuverlässig.
Und im Augenblick wirkt er sowieso hochgradig fokussiert. „Ich habe so lange auf diese Chance gewartet“, sagt Bösel. Am 16. November wird der Halbschwergewichtsprofi vom Magdeburger SES-Boxstall in der Messe-Arena in Halle-Bruckdorf mit Sven Fornling klären, wer weltweit zur Nummer eins des Verbandes IBO avanciert.
Dominic Bösel - Sven Fornling am 16. November in Halle
Seit vier Jahren ist der Sachsen-Anhalter in den Weltranglisten der verschiedensten Verbände weit vorn platziert. Und er wird als kontinentaler Meister geführt. Nur einmal hatte er bisher im Ring die Überlegenheit eines anderen anerkennen müssen: Dass das vor gut zwei Jahren ausgerechnet Karo Murat war, wertet Bösels Titelkampf jetzt noch auf.
Denn gegen ebendiesen Boxer hatte sich Fornling vor elf Monaten dem WM-Titel gesichert, um den es nun in Halle geht. Schlägt Bösel Fornling, schlägt er den Murat-Bezwinger, was sein Hochgefühl noch einmal verstärken kann.
Schon seit dem Frühjahr wusste Halles einstiger Sportschüler, dass es bei der so herbeigesehnten WM-Chance wohl auf den Schweden Fornling hinauslaufen wird. Lange danach kursierten noch Namen anderer - prominenterer - Champions wie Artur Beterbiev (WBC/IBF) oder Saul Alvarez (WBA-Super/WB0). An die verschwendet Bösel gerade keinen Gedanken. „Ich habe viele Wünsche, doch eins nach dem anderen“, sagt er.
Dominic Bösel: Schwere Monate in der Vorbereitung
Neben dem WM-Kampf zwischen Dominic Bösel und Sven Fornling wird es am 16. November in der Messe-Arena Halle-Bruckdorf weitere hochkarätige Kämpfe geben. So steigen auch Stefan Härtel, Peter Kadiru oder Trainersohn Tom Dzemski in den Ring.
En öffentliches Training absolvieren die Kämpfer am Dienstag ab 17 Uhr im Hep-Einkaufspark in Halle Bruckdorf. Das offizielle Wiegen steigt am Freitag ab 14 Uhr im Saale-Center in Halle.
Karten für den SES-Boxabend gibt es - ab 31 Euro - unter anderem bei www.eventim.de sowie unter der SES-Ticket-Hotline 0391/7273720. Der MDR überträgt ab 22.35 Uhr.
Fast sieben Monate hatte Bösel nun Zeit, sich auf Fornling einzustellen. Auch der weniger bekannte Weltmeister, da ist sich Dzemski sicher, wird seinem Schützling alles abverlangen. „Fornling ist einer, der sehr fleißig ist, extrem viel schlägt und auch einiges abkann“, weiß der Coach.
Ursprünglich sollte der Kampf im September steigen, später war von Oktober die Rede. „Ich hatte ein, zwei schwere Monate, als sich das mit der Terminierung so hinzog“, gibt Bösel zu, „aber mit der Trainingssteuerung hat das trotzdem gut gepasst“.
Da er mit der Sparringsphase bei dem leidigen Aufschub noch nicht begonnen hatte, konnte er zwischenzeitlich weiter an seiner Athletik und Kondition arbeiten. Körperlich zeigt sich Bösel deshalb aktuell so stark wie nie. Die Schulterschmerzen und seine Probleme mit der Achillessehne sind ausgestanden.
WM-Kampf gegen Fornling: Dominic Bösel will cool bleiben
Physisch also scheint Bösel bestens gewappnet für den Schlagabtausch. Und psychisch? „Ich versuche den Kampf wie jeden anderen zu sehen“, will Bösel sich nicht verrückt machen lassen. Seine langjährige Erfahrung spielt ihm da in die Karten.
„Dominic ist auch mental sehr stark“, bestätigt sein Coach. Er denkt mit im Ring, erkennt Situationen, reagiert. „Und wenn es darauf ankommt, dann kann er auch draufhauen.“ Bösel sei dazu ein echter Wettkampftyp.
„Ich kann auch weitermachen, wenn es in den roten Bereich geht“, bestätigt der WM-Kämpfer. Und wendet sich dann dem Training zu. Seinen Obolus für die Teamkasse will er anschließend zahlen. Für eine mögliche Siegfeier wird die nicht geplündert. Davon will sich die SES-Truppe später einen Bowlingabend leisten. Mit Bösel als Champion, versteht sich. (mz)